Wie geht es mit Jehovas Zeugen weiter? Was habt Ihr für Prognosen?
11 Antworten
Ich denke, es gibt mehrere Szenarien.
Das, was für mich derzeit am realistischsten erscheint, ist eine Stagnation.
Die Führung die sogenannte „Leitende Körperschaft“ hält weitgehend am bestehenden System fest: absolute Autorität, keine echte Offenheit, kaum oder gar keine Reformbereitschaft.
In westlichen Ländern schrumpft die Organisation zunehmend, während sie in strukturschwachen Regionen weiter wächst durch aggressive Missionstätigkeit und das gezielte Ansprechen von Menschen in schwierigen Lebenssituationen. In den wohlhabenderen Ländern hingegen wird sie immer mehr als sektenartig, weltfremd und veraltet wahrgenommen.
Vor allem jüngere Mitglieder wenden sich langsam, aber stetig ab. Manche kehren ihr noch den Rücken, andere bleiben aus Angst oder familiären Gründen. Kurzfristig könnten globale Unsicherheiten nochmal kleinere Wachstumsimpulse bringen aber der generelle Trend bleibt stagnierend bis rückläufig.
So bleibt eine Organisation bestehen, die zwar weltweit aktiv ist, aber kulturell und geistig zunehmend isoliert wirkt.
Dieses Szenario scheint gegenwärtig das wahrscheinlichste zu sein.
Ein weiteres und das wünschenswerteste Szenario wäre eine Reformation, ähnlich wie sie in Teilen bei den Adventisten stattgefunden hat.
Einige Führungspersonen erkennen: Der bisherige Kurs ist langfristig nicht haltbar. Reformen setzen ein mehr Transparenz, ein anderer Umgang mit Kritik, eine Entstigmatisierung von Zweifeln, Kritik und Ausstieg.
Die Gemeinschaft wandelt sich zu einer moderaten, spirituellen Bewegung mit biblischer Ausrichtung, aber ohne sektenhafte Kontrolle. Das Kollektiv bleibt bestehen, aber mit einem offeneren, menschlicheren Charakter so, wie es bei vielen Adventistengemeinden heute bereits der Fall ist.
Ein weiteres Szenario wenn auch weniger wahrscheinlich, wäre das eines langsamen Ausblutens.
Es kommt weder zu großen Skandalen noch zu tiefgreifenden Reformen. Vielmehr verlaufen die Veränderungen leise durch schleichendes Abwandern, altersbedingtes Wegsterben und das Ausbleiben einer nachrückenden Generation.
Der harte Kern bleibt bestehen, aber die Substanz schwindet. Die Organisation existiert weiter jedoch als Randgruppe mit geringer gesellschaftlicher Relevanz. So ist es auch bei Bewegungen wie den Christadelphians, den Shakern oder den Milleriten geschehen.
Solch ein Prozess könnte jedoch stark beschleunigt werden, wenn Skandale etwa weitere sexueller Missbrauch, Vertuschung, Finanzintransparenz öffentlich werden und sich gleichzeitig eine kritische Masse über Plattformen wie YouTube, TikTok und Podcasts usw. vernetzt und Gehör verschafft.
Denkbar, wenn auch aus heutiger Sicht eher unwahrscheinlich, wäre ein Szenario der Radikalisierung.
Die Organisation zieht sich immer weiter aus der Öffentlichkeit zurück, wird misstrauischer, autoritärer, extremer. Mitglieder kapseln sich stärker ab, leben ganz „in der Wahrheit“ und immer stärker gegen „die Welt“. Aussteiger werden strikter behandelt, Kritiker gelten als Feinde Jehovas. Die apokalyptische Rhetorik wird verschärft, um die Bindung an die Gruppe zu festigen.
Ein solches Szenario wäre vergleichbar mit Entwicklungen bei Gruppen wie Scientology also ein Rückzug in die Ideologie, mit wachsender Kontrolle und zunehmender Abschottung.
Ich hoffe, dass es zu Reformen kommen wird. Die Adventisten, die historisch eng mit den Zeugen Jehovas verbunden sind, könnten ein gutes Vorbild dafür sein. Aber ohne einen gewissen Druck von außen, wird es vermutlich zu keinen größeren Reformen kommen.
Wenn man sich Christen genau anschaut, gibt es da gigantische Unterschiede
A - die einen, die alles richtig machen - sie sind in der Liebe zu Christus und haben ihr Leben so geregelt, dass sie immer etwas für Jesus Christus aus FREUDE tun. Sie leben in dieser Liebe und Freude und meiden alles böse und haben keinerlei Interesse mehr am weltlichen Leben
B - Menschen, die selbst nach zig Jahren sündigen ohne Ende, Schwierigkeiten haben in den Feldern Gemeinde besuchen, Menschenliebe, Menschenfurcht, Bibellesen, Gebet, Stille Zeit - sie haben Jesus Christus nicht als Herrn angenommen - das Evangelium ist nicht durch gedrungen - schauen wir uns Jesus als Vorbild an. Schon bevor dieser einen Platz betritt, hat der Heilige Geist alles geregelt, mangelnde Zeit für Gott ist hier das Problem. Das Herz ist nicht auf Jesus selbst ausgerichtet (nicht jeder der Herr Herr zu mir sagt...)
C - Menschen, die den Namen Jesu für alles mögliche verwenden und die komplette Bibel völlig anders interpretieren. Sie glauben, dass sie gerettet sind, aber jeder Christ erkennt recht schnell, dass derjenige unbelehrbar ist. Oft hören diese Menschen auf bestimmte Menschen. Zum Beispiel DIESER Pastor hat dies gesagt... dies sind oft sehr zweifelhafte Personen - sie können die Geister nicht unterscheiden und lassen sich von Menschen erklären, was ein böser und was ein guter Geist sei
Man müsste in dieses Thema noch viel tiefer gehen
Ich war 5 Jahre dabei, habe in dieser Zeit die Verhandlungen zur Körperschaft des öffentlichen Rechts mitbekommen. Danach war ich 20 Jahre raus und habe auch hier Veränderungen mitbekommen. Jedes mal wenn es Veränderungen in der Lehrmeinung gibt, wird gehandelt.
Zu meiner Zeit gabs Veränderungen im Offenbarungsbuch. Das ist ein Buch das Bibelerklärend für die Offenbarung in der Bibel benutzt wird. Da sich die Lehrmeinung vorher geändert hatte, aber die Leute nicht mit neuen Büchern versehen werden konnten, weil, man konnte mal eben nicht für 7 Millionen Leute neue Bücher drucken weltweit, wurde den Gläubigen beim Buchstudium Textaufkleber gegeben, die über alte Passagen geklebt werden sollten. Dieses Buch wurde also von den Zeugen selbst per Hand revidiert und umgeändert. Eigentlich hätte man da schon wach werden müssen, aber die Indoktrination saß wie ne 1.
Nach meinem Austritt bekamen die letzten Bundesländer die Körperschaftsrechte, hier und da wechselten mal Kleinigkeiten, wie zB Zusammenlegung vieler Versammlungen, massiver Ausverkauf bei den Königreichsälen. Früher wars auch so das das Internet total verteufelt war. Und heute? Sie haben einen riesigen Internetauftritt in jedem Land und dazu eine eigene große Broadcasting Firma, mächtig viel Merchandise auch für Kids und Co....
Der große Knall kam aber während Corona. Das hat ihnen das Genick gebrochen, weil die nicht mehr in den Saal durften. Viele haben im Lockdown das erste mal Freiheit gekostet weil die nicht mehr unter Dauerbeschallung und unter der Fuchtel standen. Sie hatten Freiheit gekostet und in Folge dessen gab es viele Austritte und viele wurden auch inaktiv. Der Saalverkauf und die Zusammenlegungen gingen in nie geahnte höhen.
Die großen Änderungen traten im letzten Jahr ein. Einer von der leitenden Körperschaft, welche ja als gesalbt gilt verließ den inneren Zirkel mit großzügiger Bezahlung. Vermutlich fürs Schweigen bezahlt. 2 neue wurden hinzu befohlen. Viele viele Missbrauchsfälle landen seit Jahren vor den Gerichten dieser Welt. Veränderungen in der Lehrmeinung wurden gemacht. Tür zu Tür dienste müssen nicht mehr aufs Peinlichste berichtet werden, Männer dürfen Bart tragen, Frauen müssen keine Röcke mehr tragen mit ausgeschlossenen darf man wieder 10 Wörter sprechen, aber nur wenn sie den Königreichsaal aufsuchen.
Das alles sind junge Veränderungen. Sie wirken dem entgegen das Zuwachs nur in dritte Welt Länder ist aber in westlichen Ländern ist eher Rückgang angesagt. Sprich die Spenden gehen aus.
Prognose meinerseits..... die driften immer mehr in die Öffnung ab, weil sie sonst weder Zuwachs bekommen und immer mehr Leute abdriften
Durchschnittlich gab es im Jahr 2023/2024 nach eigenen Angaben rund 8,8 Millionen Zeugen Jehovas weltweit. Die meisten Zeugen Jehovas gab es in den USA, gefolgt von Brasilien und Mexiko. In Deutschland knapp 176.000 Zeugen Jehovas. Quelle
Wie geht es mit Jehovas Zeugen weiter?
Einfluss bleibt m.M.n. auch in Zukunft marginal.
Die sterben nicht aus .Die finden immer wieder neue Weltuntergangs Gründe