Welchen Sinn hat Strafe? Sind Strafen sinnvoll?

14 Antworten

Strafe = hier hast du eine Grenze überschritten und das hat Konsequenzen - Strafe dient dazu die Konsequenzen des eigenen Handelns zu verdeutlichen.


DorrSveeen  12.07.2025, 19:08

Genau so 👍🏽

Im besten Fall sollten Strafen abschreckend wirken, dass das aber zumindest im Kontext des Strafvollzugs, eher mäßig gut funktioniert, ist auch seit längerem bekannt. Weswegen ich generell auch für ein milderes Justizsystem bin, mit einem höheren Fokus auf Resozialisierung und einen erleichterten Wiedereinstieg in die Gesellschaft, für ehemals Straffällige.

Letzten Endes muss man sich aber wohl auch darauf einigen, dass wir als Gesellschaft bestimmte Personen nicht frei rumlaufen lassen können.

Es gibt leider Menschen die, hätten sie die Gelegenheit, draußen rumlaufen würden und von links bis rechts alles zusammenschlagen würden, was ihnen in die Quere kommt.

Hallo DeernVomDienst,

ich fange mit deiner zweiten Frage an, die ich kurz beantworten kann ;)

Angemessene Strafen halte ich für sinnvoll. Überzogene Strafen definitiv nicht.

Zu deiner ersten Frage.

Das Thema, ob Bestrafung in der Erziehung sinnvoll ist, wird viel diskutiert.

Erziehung sollte grundsätzlich auf positiver Verstärkung und konstruktiver Kommunikation basieren und nicht auf Bestrafung.

Um Kinder zu verantwortungsbewussten Persönlichkeiten zu erziehen, dürfen Eltern Fehlverhalten durchaus sanktionieren.

Wichtig ist aber, dass dies ohne Gewalt, körperliche Bestrafung, seelische Verletzung und andere entwürdigende Maßnahmen geschieht. Dies ist gesetzlich in §1631 des BGB verankert.

Manche Eltern halten Bestrafung für notwendig. Sie denken, dass sie so das Verhalten ihrer Kinder ändern können.

Andere hingegen sind der Meinung, dass sie sich negativ auf die Entwicklung des Kindes auswirken kann.

Im positiven Sinne können sie dazu führen, dass unerwünschtes Verhalten vorübergehend unterdrückt wird.

Anstatt zu verstehen, warum etwas falsch ist, könnten Kinder lernen, unerwünschtes Verhalten zu vermeiden.

Allerdings können Kinder auch Angst und Stress entwickeln, was wiederum negative Auswirkungen auf ihr Wohlbefinden und ihre Entwicklung haben kann.

Häufige Bestrafungen belasten auch die Beziehung zwischen Eltern und Kindern. Das Vertrauen der Kinder in ihre Eltern kann dadurch verloren gehen.

Sie können sich auch negativ auf das Selbstwertgefühl eines Kindes auswirken.

Besonders bei älteren Kindern und Jugendlichen können sie zu Trotz und Auflehnung führen.

Kinder, die häufig bestraft werden, neigen mglw. eher dazu, selbst aggressiv zu werden.

Gruß Sarkasie 

Wenn Fehlverhalten keine Konsequenzen nach sich ziehen würde, gäbe es viel mehr Fehlverhalten.

Strafen sind nicht immer sinnvoll. Ins Gefängnis gehören Menschen, die eine Gefahr für die Allgemeinheit sind. Steuerhinterzieher gehören nicht dazu.


hoermirzu  12.07.2025, 17:03

Eine eigenartige Sicht auf die Dinge!

Wenn eine Strafe fair und gerecht ist, also genau zur Person und ihren Verfehlungen passt, sollte das kein Problem sein. Leider ist das nur selten der Fall.

Soweit meine These, nun mein persönlicher Erfahrungsbericht dazu. Als Kind wurde ich oft übermäßig hart und völlig zu Unrecht bestraft. Leider auch für Verhaltensweisen, für die ich absolut nichts konnte –weil sie in meiner meinem Autismus begründet lagen. Wenn ein autistisches Kind aus einer massiven Reizüberflutung heraus die Nerven verliert und nur noch laut kreischt, dann darfst du dieses Kind dafür nicht bestrafen, das verbietet sich! Damit machst du das Kind innerlich kaputt ‒ mit schlimmen Folgen, die nie wieder gut zu machen sind.

Bestraft zu werden für Verhaltensweisen, auf die ich gar keinen Einfluss hatte; weil sie in meiner Behinderung begründet lagen, auch mich prägen diese Erfahrungen bis heute. Nur ganz selten war eine Strafe gerecht und nachvollziehbar. Einmal (im Kinderheim) habe ich meinen Kassettenrekorder auf volle Lautstärke gedreht, um einen Erzieher zu provozieren. Daraufhin wurde mir der Kassettenrekorder weggenommen und für einen Tag im Dienstzimmer eingeschlossen. Das war nachvollziehbar, weil es in diesem Fall eine bewusste Provokation war und kein autismusbedingtes Verhalten. (Was ich erst im Rückblick so klar analysieren konnte.)

Im Grundschulalter habe ich mit meiner Schwester zusammen einmal richtig Mist gebaut. Dafür hat uns unsere Mutter den Hintern versohlt. Damals noch erlaubt, aber völlig überzogen. Zwei Tage Hausarrest hätten völlig gereicht

Im frühen Erwachsenenalter bekam ich einen Strafbefehl über 15 Tagessätze wegen Diebstahls. Das gefiel mir damals weniger, aber im Rückblick muss ich sagen, das war ein mildes und faires Urteil, das genau zu mir und zu meinem Verhalten passte. (Diebstahl ist kein autismusbedingtes/autismustypisches Verhalten, von daher war der Strafbefehl in Ordnung.) Es war eine der ganz wenigen gerechten Strafen in meinem Leben. Sie hat mir eine Grenze aufgezeigt, ohne mich als Mensch zu brechen. Nur deshalb konnte ich sie annehmen.

Das alles ist jetzt über 30 Jahre her und heute brauche ich überhaupt keine Strafen mehr. Weil ich heute so stabil bin, dass ich meine Grenzen kenne und sie auch einhalte. Trotzdem, die Erinnerung an die vielen traumatische Strafen meiner Kindheit– aber auch an einige wenige gerechte Strafen – bleibt und wird mich immer begleiten als Teil meines Lebens.