Welche Chancen gibt es für eine gemeinsame Strategie zur Abwehr der gegenwärtigen Gefahren?
Zur Beschreibung der gegenwärtigen Situation:
Gegenwärtig gibt es international die Spannung zwischen den Weltmächten China und USA und die Konkurrenz zwischen den saturierten westlichen Staaten mit ihrer "regelbasierten Ordnung" und den um mehr Einfluss ringenden aufstrebenden BRICS-Staaten.
In der Konkurrenzsituation wird aufgrund der aktuellen (teilweise bereits bewaffneten) Konflikte die alle gemeinsam bedrohende Gefahr des Klimawandels nicht ernst genug genommen.
Innerhalb der Nato verzichtet man ohne Not auf die gemeinsame Abschreckung Russlands und investiert stattdessen viele Milliarden in Aufrüstung, die für die Verlangsamung des Klimawandels unabdingbar notwendig wären. Die BRICS-Staaten sehen aufgrund der mangelnden Kooperationsbereitschaft der westlichen Staaten und ihrer eigenen Uneinigkeit keinen Weg zu einer gemeinsamen Strategie zur Mäßigung des Klimawandels.
Meine Frage: Stimmt die Analyse? Was könnte man versuchen, um eine gemeinsame Strategie zu entwickeln?
5 Antworten
Deine These ist engagiert formuliert, enthält aber mehrere Schwachstellen bzw. problematische Annahmen, die ich im Folgenden versuche aufgezeigt und differenzierter zu betrachten:
Schwachstelle:
“Spannung zwischen den Weltmächten China und USA […] und Konkurrenz zwischen westlichen Staaten und BRICS-Staaten.”
- Differenzierung fehlt: China und die USA haben sehr unterschiedliche Beziehungen zu verschiedenen BRICS-Staaten – etwa Indien, das z. B. sicherheitspolitisch eher Nähe zu den USA sucht, oder Brasilien, das sich eher neutral verhält.
- BRICS ist keine geschlossene Einheit: Die BRICS-Staaten sind extrem heterogen in politischen Systemen, wirtschaftlichen Interessen und Außenpolitik. Ihre “Konkurrenz” mit dem Westen ist keine einheitliche oder abgestimmte Bewegung, sondern oft intern widersprüchlich.
Schwachstelle:
“Innerhalb der Nato verzichtet man ohne Not auf die gemeinsame Abschreckung Russlands […]”
- Faktisch fragwürdig: Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine 2022 wurde die NATO im Gegenteil deutlich gestärkt (z. B. Beitritt Finnlands und Schwedens, Truppenstationierungen im Osten). Eine Schwächung oder ein “Verzicht auf Abschreckung” ist so nicht nachvollziehbar.
- Militärausgaben als Reaktion auf konkrete Bedrohung: Die Investitionen in Rüstung sind eine direkte Antwort auf die russische Aggression. Sie als “ohne Not” zu bezeichnen, ignoriert die sicherheitspolitische Realität vieler NATO-Staaten.
Schwachstelle:
“Investitionen in Aufrüstung, die für die Verlangsamung des Klimawandels unabdingbar notwendig wären.”
- Falsche Alternative: Klimaschutz und Sicherheitspolitik sind nicht zwangsläufig konkurrierende Ausgabenbereiche. Viele Staaten verfolgen beide Ziele gleichzeitig. Eine Gegenüberstellung suggeriert ein Nullsummenspiel, das so nicht zwingend besteht.
- Budgetfragen sind politisch und nicht nur additiv: Mittel für das Militär wären in vielen Ländern ohne sicherheitspolitischen Druck vermutlich nicht automatisch in Klimapolitik geflossen – sie sind oft durch unterschiedliche Ministerien, politische Lager und Entscheidungswege getrennt.
Schwachstelle:
“BRICS-Staaten sehen aufgrund mangelnder Kooperationsbereitschaft […] keinen Weg zu einer gemeinsamen Strategie.”
- Vereinfachend und spekulativ: Es wird suggeriert, dass die Hauptursache für das Ausbleiben einer gemeinsamen Klimastrategie die westlichen Staaten sind. Das ignoriert die Eigenverantwortung, Interessenkonflikte und Entwicklungsprioritäten vieler BRICS-Staaten.
- Realität ist differenzierter: Auch BRICS-Staaten investieren teils stark in Klimapolitik (z. B. China in erneuerbare Energien) – allerdings oft aus ökonomischem Eigeninteresse, nicht unbedingt in multilateraler Abstimmung.
- Einseitige Schuldzuweisung: Die westlichen Staaten werden für die Blockaden verantwortlich gemacht, ohne die Komplexität internationaler Verhandlungen (z. B. historisch gewachsene Emissionen vs. gegenwärtige Wachstumsansprüche) zu berücksichtigen.
Schwachstelle:
- Deine These bleibt überwiegend normativ und generalisierend, ohne sich auf konkrete Daten oder politische Entscheidungen zu stützen (z. B. konkrete Militärausgaben, CO₂-Bilanzen, Klimaziele oder diplomatische Prozesse).
Danke für die fundierte Antwort!
Zu “Innerhalb der Nato verzichtet man ohne Not auf die gemeinsame Abschreckung Russlands […]” Das bezieht sich darauf, dass USA und Europa nicht mehr zusammenarbeiten und zumindest Deutschland so darauf reagiert hat, als wäre eine Zusammenarbeit im Falle eines Angriffs des (geschwächten) Russland nicht möglich. Angesichts er Gefahr für die Menschheit müssten alle Staaten ihre Rivalitäten zurückzustellen suchen. - Da unsere Diskussion hier auf die BRICS-Staaten wenig Einfluss hätte, konzentriere ich mich auf das Verhalten des Westens (der natürlich aufgrund Trumps Unberechenbarkeit nicht leicht zu einer gemeinsamen Strategie finden kann).
Weil es mir um die Betrachtung der westlichen Position geht, verzichte ich auf die Fülle der Differenzierungen, die bei Berücksichtigung aller Interessenkonflikte aller Staaten notwendig wären.
Onwohl ich zustimme dass die Klimakatastrophe (nennen wir das Kind mal beim Namen) immer noch nicht ernst genug genommen wird, stimmt es nicht dass das bei Null ist. Selbst in den US, die sich wieder aus dem Klimaabkommen entfernt haben, bestehen weiterhin viele Projekte auf Staatenebene.
Und gerade China, von denen man das nicht erwartet ist sehr aktiv mit seiner Transition in klimaneutrale Energie und Adaption. Und da sie die "Fabrik der Welt" sind, hat das auch einen ueberdimensionalen Impakt.
Von 0 ist bei mir keine Rede, nur von "nicht ernst genug".
Die Zauberformel heißt "International Solidarity". Ansonsten droht immer Schlimmeres.
Machtpolitische Konflikte ließen sich vielleicht noch einschränken. Das wird aber auch nicht mit Despoten, wie Putin, Kim, Chamenei, Xi oder Trump gelingen.
Allerdings wird der Klimawandel in absehbarer Zeit für Verwerfungen sorgen, die sich nicht mehr handhaben lassen. Der wird für weltweite Kriege führen, die in den Dritten Weltkrieg und den Untergang der Menschheit münden.
Leider stimmt sie nicht.
Sie geht von einem grundlegendem Irrtum aus, das man den Klimawandel abschwächen kann.
Man sollte die Milliarden nicht in etwas investieren was letztendlich keinen Sinn macht.
Der vom Menschen gemachte Teil des Klimawandels hat nur einen einzigen Grund, die pure Anzahl der Menschen auf diesem Planeten.
In den letzten 50 Jahren sind etwa 4 Milliarden (also gut die Hälfte) neu hinzu gekommen.
Wir sind klug, das kann man umkehren und in nur vier Generationen auf unter 2 Milliarden sein.
Genug Platz, genug Ressourcen und eine so kleine Belastung der Umwelt das die Erde sich wieder erholen kann.
Mehr ist nicht notwendig, ein Kind je Frau das zur Welt kommt, auf mehr muss man gar nicht verzichten.
Statt einer Aufzählung aller Einzelargumente nur diese sehr gut belegte Zusammenstellung: https://unterrichten.zum.de/wiki/Das_Klima-Buch
Die Reduktion der Bevölkerung ist in reichen Ländern längst im Gange. In den weniger reichen wie z.B. in China sehr energisch betrieben worden mit großen sozialen Problemen, gegen die die in Europa harmlos scheinen.
Ein Untergang der Menschheit kommt nicht durch Kriege zustande. Das überschätzt die Auswirkung von Atomkriegen. Und selbst der Klimawandel würde in den Polarregionen noch viel Platz für Reste der Menschheit lassen. - Aber darüber braucht man nicht zu streiten. Die Bedrohung ist jedenfalls größer als es das in der bisherigen Geschichte gab.