Sind Ideologien ein Bollwerk gegen stichhaltige und hilfreiche Argumente bezüglich einer Sache?
3 Antworten
Moin,
das Problem ist zuvorderst die mittlerweile tief verwurzelte umgangssprachliche Mutation des Begriffes zu einem synonymen Ausdruck von Dogmatismus oder religionshaftem Ersetzen von Wissen und seinen Grenzen durch Überzeugung und deren Ersetzen von Wissen durch Gewissheit / "Erleuchtung" bis hin zu agitatorischem Fanatismus.
Das ist aber natürlich Unsinn - genauso wie nicht jedes Papiertaschentuch ein "Tempo" ist.
Tatsache ist, dass dieser Begriff einfach nur aus zwei Begriffen zusammengesetzt ist: >Idee< und >Logos< (altgriechisch).
- Idee bezieht sich auf Denkgegenstände und -bereiche nicht-empirischer Natur
- Logos besitzt gestreute Bedeutungen (Wort, Sinn, Bedeutung usw.), die ich jedoch zusammenfassend als die Syntax eines logischen Begründungsmusters (Hypothesen- / Theoriebildung) zusammenfassen würde.
- So gesehen ist alles "ideologisch", dass sich auf die konsitente Begründung nicht-empirischer (geisteswissenschaftlicher) Sachverhalte bezieht.
Eine Behinderung stellt eher der Umstand da, wenn der Begriff bei Menschen tatsächlich den Verhaltenscharakter seines umgangssprachlichen Synonyms repräsentiert.
Denn natürlich erhöht sich die Fehlerwahrscheinlichtkeit bei Datennutzung und Schlussfolgerung in dem Maße proportinal zum Ausmaß mit dem Gefühle das Denken produzieren und damit gerne in pseudologischen Selbstbeweisungszirkeln (Tautologischen "Beweismustern") landen.
Das erkennt man oft daran, wenn der Versuch eines >Diskurses< in eine >Diskussion< abgleitet. Erstes wäre Philosophie als der sach- und argumentationsorientierte, herrschafts- und vorbedingungsfreie Austausch von Wissen zum Zweck einer Wissenserweiterung oder schlussfolgernden Synthese. Hier steht das Argument als formallogisches Element von Aussagen und Aussagesystemen im Vordergrund. -
Zweites wäre Psychologie als der Austausch persönlicher Haltungen, Meinungen, Überzeugungen zum Zweck der Klärung gruppendynamischer / sozialpsychologischer Strukturen. Hier steht die Rhetorik als Element von Überzeugungsprozessen im Vordergrund.
Aber wie auch immer: Ob empirisch oder ideell, ob deduktives oder induktives Schlussverfahren, ob Diskurs oder Diskussion.
Dem Fehler- und Überprüfungsvorbehalt unterliegen sie alle.
Nur gibt es halt Formen des Meinungs- und Wissensaustausches, bei denen dieser Vorbehalt schon Teil des Konzeptes / Gesprächsformates ist und es gibt Formen, bei denen dieser Vorbehalt eher als störend oder weniger relevant empfunden wird.
Das zu unterscheiden sollte jeder aufgeklärte Mensch für sich im Auge behalten.
Das Bollwerk gegen gute Argumente ist meistens die emotionale Verpflichtung, die induzierte Bewertung als gut und richtig und der Negation bei einer anderen Ansicht als falsch, unmenschlich - ohne dire Grautöne zu erkennen - es gibt nur schwarz/weis. Dies ist meisten die Folge von gaslighting oder anderen Anker-Techniken wie: 1. Positive Darstellung 2. induzieren des persönlichen Vorteils 3. einreden nur so sei es richtig - andere machen es falsch Moralisierung. 4. dann erfolgt meistens erst die persönliche Übernahme als emotionale Verpflichtung als induzierte Bewertung
Einmal so übernommen, ist es schwer mit Gegenargumenten aufzufahren.
Ich würde sagen: Ja