Liegt Einsamkeit wirklich an einem selbst?
Es gibt vermutlich keine allgemeine Empfehlung gegen Einsamkeit. Ich bin jetzt 57, habe unfreiwillig keine Freunde und auch keine Verwandtschaft. Obwohl ich auf Leute zugehe und jahrelang versucht habe auf die bekannten Ratschläge einzugehen, wie "Geh unter die Leute" oder "Suche dir einen Verein". Ja es sind natürlich gute Ansätze, aber ich bin der festen Überzeugung, dass man alles versuchen kann und wenn dann trotzdem das Glück fehlt auf genau die "richtigen" Leute zu treffen wo die Chemie und die Interessen stimmen, dann bleibt eben alles wie es ist, selbst wenn Kollegen sagen, dass sie es sich nicht erklären können, da ich doch soo sympathisch und offen auf sie wirke. Natürlich kommt man auch, wenn man sich anstrengt, mit Leute hin und wieder mit ein paar Worte ins Gespräch, das war's dann aber auch schon und es ergab sich nie etwas Haltbares oder auch nur etwas kurzzeitig Andauerndes. Auch Psychologische Hilfe hat keinen Erfolg gebracht, selbst die Fachfrau konnte es sich nicht erklären... kurzum liegt Einsamkeit wirklich an einem selbst?
Sicher wird jeder da seine eigenen Erfahrungen gemacht haben, ich für mich habe es aufgegeben und bin der Meinung, dass man nach Jahrzehnten Alleinseins irgendwie auch mal einen Schlussstrich ziehen sollte und es akzeptieren muss. Da sonst die Bitterheit immer größer wird und durch den Cocktail aus Einsamkeit, Depression und Verzweiflung irgendwann vergisst trotzdem dankbar fürs Leben zu sein, auch wenn man es oft infrage stellt.
Vorab schon mal vielen Dank für eure Meinung dazu 🙂
5 Antworten
Ja. Freundschaften , das Bewegen im sozialen Umfeldern, das Entwickeln von Bindungen - das lernen wir in der Kindheit. Wer das also nie geschafft hat - dafür muss es Gründe geben, denen man auf den Grund gehen sollte.
Es geht nicht um Blutsverwandschaft...es geht eben um besagte Freundschaften seit Kindertagen. Das alle beendet sind, weil automatisch die Zeit vorbei es, macht es doch eher zur Zweckgemeinschaft.
Freundschaften sind doch belastbarer und halten eben über diesen Zeitpunkt hinaus, da braucht es keinen äußeren Anlass mehr (Schule) sondern man ist als Mensch genug.
Du schreibst du "hattest Andere um dich herum" - vielleicht liegt darin schon das Problem, weil "Freunde" lässt man an sich heran. Man muss Menschen in seinen inneren Kreis lassen (an sich ran lassen), damit sie eben Freunde werden. Sonst bleiben es Mitläufer - und die verschwinden eben auch gern wieder.
Verstehe was du meinst, aber richtige Freunde haben doch die wenigsten Leute in einer großen Anzahl, auch du wirst nicht jeden Menschen in deinen inneren Kreis lassen... es muss auf beiden Seiten passen, stimmig und ehrlich sein. Und damit bin ich wieder bei meiner Annahme, wenn dieses Quäntchen Glück fehlt auf genau diese Menschen zu treffen, bleibt man für sich ... was vermutlich bei vielen Leuten der Fall sein wird.
Ich gehe ehrlich gesagt davon aus.
Nicht aber einzig, dass man schuld wäre, sondern schon auch, dass es eine Aufgabe sein könnte.
Eine Herausforderung, mit dir selbst zu sein, mit dir allein zurecht zu kommen.
Ich denke, wer mit sich allein sein, seinen eigenen Wert erkennen, Selbstgenügsam sein, Alleinsein nutzen will und kann, findet leichter zu einer Gemeinschaft.
Es könnte sich schlichtweg um eine für dich gesunde Herausforderung handeln, weil du zu wenig Kontakt mit dir selbst hast, dir selbst zu wenig Aufmerksamkeit schenkst.
Entscheidend ist wohl auch, ob du dir selbst genügen kannst oder eher glaubst, ergänzt werden zu müssen.
Wer sich einsam fühlt, glaubt meist, dass ihm Wesentliches fehlt, was jedoch in Wirklichkeit nicht der Fall ist.
Ich glaube, dass du einsam sein musst, weil du nicht allein sein kannst.
Und allein ohne dich fühlst du dich natürlich einsam.
Ich wünsche dir den Mut und das Vertrauen, die Zeit dazu zu nutzen, dich selbst zu entdecken.
Lieben Dank für die sehr interessante Auffassung... ja da bin ich ganz bei dir, wenn man sich nicht selbst wertschätzen kann, dann wird es auch niemand anderes können.
Ich denke dass ich sehr gut mit mir alleine sein kann oder vielmehr habe ich es mit der Zeit "gelernt" mir zu genügen, auch wenn es zwangsläufig passierte.
Aber ist es nicht mehr als natürlich, auch wenn man gut für sich sein kann, dass man sich ein fehlendes Teil im Leben ersehnt, ein Austausch, liebevolle Gesten, vertrauliche Gespräche, eben alles was "die bessere Hälfte" bedeutet, und leider alleine nicht machbar ist?
Besteht die Möglichkeit das "die Einsamkeit" schlussendlich von dir ausgeht weil es dir mit deinem selbstgebauten Käfig irgendwie heimliger ist als sich ständig und wiederholt mit anderen Menschen auseinanderzusetzen?
Immerhin bedeutetFreundschaft auch Bereitschaft zur Anpassung und Kompromissfähigkeit, gerade wenn man schon älter ist wird das nicht einfacher.....
Ja da gebe ich dir zum Teil Recht, weil es mittlerweile auch so sein wird, aber bevor ich den Käfig hatte war Anpassung und Kompromisse nie ein Thema für mich. Man hört ja auch viel von der Großstadt Einsamkeit, das kann ich mehr als bestätigen.
Liegt Einsamkeit wirklich an einem selbst?
Nicht immer, aber meistens.
Ja es sind natürlich gute Ansätze, aber ich bin der festen Überzeugung, dass man alles versuchen kann und wenn dann trotzdem das Glück fehlt auf genau die "richtigen" Leute zu treffen wo die Chemie und die Interessen stimmen, dann bleibt eben alles wie es ist
Ich glaube darin liegt das Problem. Wenn man nur auf die "perfekten Menschen" wartet, kann das nichts werden. Meinungverschiedenheiten, Interessenskonflikte, etc. ist alles Teil einer Beziehung... Selbst wenn diese nur rein Freundschaftlich ist.
Nichts für ungut... aber deine Frage deutet etwas auf eine gewisse Kritikunfähigkeit hin. Aber wirklich beurteilen kann ich das natürlich nicht, ich stecke schließlich nicht in deiner Haut oder war in solchen Situationen anwesend.
Alles gut, ich bin dankbar für jeden Hinweis 👍 aber soweit ist es ja nie gekommen meine Kritikfähigkeit zu überprüfen 🙂
Depressionen. Ist das das Schlüsselwort?
Psychisch belastete Menschen sind eben anstrengend. Das möche sich kaum jemand antun.
Wer jedoch lebendig durch's Leben geht, der findet auch Anschluss. Ich kann mich vor Leuten kaum retten und sage reihenweise ab, sonst wäre ich überfordert. Ich bin gern für mich allein.
Lebendig durchs Leben... das ist mir etwas zu kurz gegriffen. Dienstlich habe ich mit vielen und vor allem unterschiedlichsten Leute zutun und da hatte ich noch nie Probleme, im Gegenteil, hatte noch nie den Eindruck dass es unehrlich oder "verschenkte" Zeit war... aber es ist und bleibt eine Momentaufnahme und nichts Bleibendes.
Mit "lebendig" meine ich, dass Du Dich nicht zurückziehst, sondern präsent bist. Du unterhältst Dich gern mit Leuten, Du lachst gern und bist DA.
Ich habe keine Ahnung, wie Du wirklich auf andere wirkst. Scheinbar jedoch so, dass man sich nicht länger mit Dir befassen möchte. Augenscheinlich.
Ich unterhalte mich sogar sehr gerne mit Leuten, aber ja ich verstehe was du meinst und da scheint was dran zu sein, danke für den Hinweis, macht mich auf jeden Fall nachdenklich.
Ja okay, macht Sinn... ich war Einzelkind und hatte außer meinen Eltern keine weiteren Verwandten, da sie selbst keine Geschwister hatten und Großeltern sind auch alle vor meiner Geburt verstorben... aber trotz allem hatte ich dieses Problem damals noch nicht, hatte zu dieser Zeit auch viele andere um mich herum, was nach Abschluss der Schulzeit aber automatisch beendet war.