Heilt die Zeit alle Wunden? (Liebesdrama)
Hey!
(Vorgeschichte)
Alles begann am 01.01.2024.
Meine Freundesgruppe und ich feierten wie die Jahre zuvor auch Silvester bei einer Freundin. Nur diesmal landete ich aus dem nichts mit der Gastgeberin im Bett. Wir waren beide total betrunken und so kam es dass ich in ihrem Bett schlief und wir nachts als alle weg waren rummachten (mehr nicht).
Die Tage danach waren komisch, jedoch trafen wir uns 2-3 Wochen später das erste mal nach 4 Jahren normaler Freundschaft privat und diesmal wiederholte es sich, beide jedoch nüchtern.
Über 6 Monate trafen wir uns jetzt mehrmals die Woche, schliefen miteinander und verhielten uns wie ein normales Paar, nur dass wir eben offiziell keins waren. Keiner sollte davon wissen. Wir beschlossen, dass wir eine offene Freundschaft+ führen und wir weiterhin andere Partner haben dürfen.
Nach ca. 3 Monaten kam es dann dazu, dass ich einen One Night Stand nach einem Clubabend hatte. Es bedeutete mir gar nichts. Ich erzählte ihr am nächsten Tag direkt davon, jedoch schien sie echt getroffen. Wir sprachen uns aus und ich sagte ihr, dass ich künftig nichts mehr mit anderen haben werde, weil ich wirklich nur sie wollte. Alles war wieder perfekt.
Jetzt zum Drama:
Vor 2 Wochen war sie mit einer Freundin zu zweit am Ballermann auf Mallorca. Die erste Nacht waren ein Kumpel und ich auch noch dabei. Ich stattete sie aus mit Trikots und Stickern, half ihr bei der Hotelsuche etc.
Sie wusste dass ich nicht wollte, dass sie etwas mit anderen hat.
Als mein Kumpel und ich abreisten, fing das mulmige Gefühl bei mir an. Mir ging es 3 Tage beschissen. Die Ungewissheit, was sie gerade macht, ob sie mit einem Typen was hat..
Ich fragte sie, mit wie vielen Typen sie schon was hatte. Sie antwortete daraufhin, dass sie nicht so eine sei und mit keinem was hatte und wenn, sie es mir direkt erzählen würde. In diesen Tagen sind mir meine Gefühle ihr gegenüber bewusst geworden. Ich wollte es mit ihr aber nach dem Urlaub besprechen, da ich ihr nicht den Spaß verderben wollte.
Doch eine Nacht später, ihrer letzten Nacht auf der Insel passierte es. Ihre Freundin ging mit einem Jungen aufs Hotel. Sie blieb alleine mit einem anderen Jungen zurück. Beide wurden ausgeraubt, gingen zusammen aufs Zimmer und haben miteinander geschlafen.
Als sie mir das am nächsten Tag erzählt, war ich am Boden zerstört. Ich wollte nicht mehr sein. Ich erlebe sehr viel, aber so etwas ekliges ist mir noch nie widerfahren. Ich hatte noch nie Depressionen oder sonstiges, aber an diesem Tag, heute vor einer Woche ging es mir so schlecht wie noch nie zuvor.
Wir trafen uns den Tag darauf privat. Wir sprachen knapp 4 Stunden an einem ruhigen Ort und waren so ehrlich wie noch nie. Ich sah sie an jenem Tag das erste Mal mit Tränen in den Augen. Sie erzählte mir, dass sie es zutiefst bereue und sie mich keinesfalls verlieren will.
Sie erklärte, dass sie dem Typen im Laufe des Abends 3 Mal nein gesagt hat und ihm auch von mir erzählte, er jedoch nicht locker ließ und sie es beim 4. Mal dann einfach mit ihm machte. Sie dachte in diesem Moment, dass wir somit ,,quitt“ wären.
Ich war mir am Morgen zu 99% sicher sie in den Wind zu schießen, jedoch kamen wir zusammen. Ich liebe sie. Ich wollte es ihr schon länger sagen aber war mir sicher, dass sie keine Beziehung wollte. Sie hat starke Bindungsängste.
Wir sind jetzt seit einer Woche zusammen und haben uns seither oft gesehen. Sie ist so glücklich wie noch nie und ich auch. Unsere Freundesgruppe und viele anderen wissen von uns jetzt Bescheid.
Jedoch verfolgt mich diese Traurigkeit. Ich muss jetzt noch ständig daran denken und verspüre Wut, Hass, Trauer und vieles mehr. Selbst in ihrer Gegenwart, nur lass ich mir dies nicht anmerken. Ich will nach vorne schauen, jedoch fällt es mir sehr schwer.
Hätte ich nicht denselben Fehler in unserer Anfangszeit begonnen und meine Mutter mir nicht gesagt ,,Menschen machen Fehler“ hätte ich ihr keine 2. Chance gegeben.
Ich weiß auch gar nicht, warum ich das hier gerade schreibe. Wahrscheinlich suche ich einfach nur nach einem guten Rat und es interessiert mich, wie andere darüber denken würden.
14 Antworten
.. Ist dir schon aufgefallen, dass sie emotional durch dasselbe gegangen ist wie du gerade und dieser lang vergrabene Schmerz der Grund ist, wieso sie das hier gedacht hat:
Sie dachte in diesem Moment, dass wir somit ,,quitt“ wären.
Und ja, ihr seid insofern quitt als dass ihr euch beide gegenseitig sehr weh getan habt, weil ihr beide anscheinend Angst hattet, von Anfang an ehrlich mit euren Gefühlen zu sein und das ganze einfach offiziell zu machen.
Ob das etwas ist, wo man quitt sein sollte, steht auf einem anderen Blatt.
Zeit kann Verletzung heilen. Zeit kann Verletzung auch schlimmer machen. Entweder wir gewinnen emotional Abstand oder wir drehen uns immer und überall um die Wunde, sodass sie allgegenwärtig wird.
Ja, die Zeit heilt alle Wunden, allein schon weil der Mensch nun msl vergisst.
Msnchmsl braucht es etwas mehr Zeit, manchmal auch Hilfe von Menschen, die einen tragen, manchmal auch von Therapeuten. Aber die Wunde wird dich mit der Zeit schliessen.
Es kann aber passieren, dass sie eine Narbe hinterlässt.
Alles Gute. ❤
Da kenne ich aus meinem Umfeld aus den letzten 50 Jahren mehrere Paare, die mit solchen Fragen und Problemen zu kämpfen hatten oder noch haben.
Zwei davon nehme ich als Beispiel:
Paar 1:
Sie wollten zusammenbleiben, sich gegenseitig alles verzeihen. Zunächst schien es gut zu laufen und zu klappen.
Aber, die Vertrauensbrüche wirkten dennoch weiter fort. Nicht offensichtlich, nicht immer erkennbar und zuzuordnen. Eher wie ein bohrender und nagender Holzwurm, sag ich mal.
Die Fassade blieb zunächst erhalten, man machte sich selbst was vor, und es dauerte Jahre, bis alles morsch in sich zusammenbrach.
Oft waren 'Kleinigkeiten, die sich an ganz anderer Stelle äußerten.
Er musste z.B. tatsächlich öfter Überstunden machen. In ihr nagte jedoch etwas. Da kam als Reaktion darauf:
"Such Dir einen anderen Job, Du wirst nur ausgenutzt, und ich will nicht, dass Du so fertiggemacht wirst. Ich liebe Dich und sorge mich um Deine Gesundheit."
(Statt sich selbst einzugestehen. "Ich traue ihm nicht")
Aber andersrum auch.
Er kam irgendwie auch nicht klar, wenn Sie mal ein paar Tage zu ihrer Mutter fuhr, die 600 km entfernt wohnte.
Da kam dann auch nicht: "Ich vertraue Dir nicht", sondern:
"Du musst vor Ort Hilfe für Deine Mutter organisieren. Du kannst doch nicht ständig hinfahren, wenn sie krank ist, oder bei etwas Hilfe braucht."
(Wobei Sie eigentlich innerlich jedes Mal bebte, wenn Sie ihn für ein paar Tage allein ließ, eben weil Sie ihm nicht traute.)
Da wurde dann "das Problem" in der Mutter gesehen, nicht im fehlenden Vertrauen des Paares zueinander.
Aber es gab auch noch andere Dinge und Anzeichen für diesen "nagenden und bohrenden Holzwurm"
OK, aber ich denke, Du verstehst, was ich meine, und was bei diesem Paar dann zum Ende der Beziehung geführt hat.
Paar 2:
Auch sie wollten zusammenbleiben, sich gegenseitig alles verzeihen.
Es ging nur wenige Tage gut, danach trennten sie sich.
Nach rund 6 Wochen merkten beide, dass sie doch zueinander gehören wollten.
Sie redeten sehr viel, gönnten sich gegenseitig keine Freiräume, bzw. wollten das auch gar nicht, hockten Tag und Nacht aufeinander, brachten sich gegenseitig zur Arbeit, bzw. holten sich dort ab.
Es eskalierte dann nach wenigen Monaten wieder, weil das keiner der beiden aushielt.
Erneute Trennung.
Hielt aber auch nur 2 Monate, dann wollten sie doch wieder zusammen sein.
Beide erkannten, dass sie es alleine nicht schaffen würden, suchten sich eine Selbsterfahrungsgruppe, die ehrenamtlich von einem Familientherapeuten geleitet wurde, und leisteten sich auch bei ihm ab und zu individuelle Paarberatung.
Nach einiger Zeit (ich meine es waren so 1-2 Jahre) zogen sie zusammen, bekamen Kinder, sind mittlerweile mehrfache Großeltern, und ich habe den Eindruck, es ist eines der glücklichsten Paare, die ich kenne.
Vielen Dank für deine ausführliche Antwort.
Es zeigt perfekt, dass man vorher nie wissen kann wie es letztendlich ausgeht.
1.
Wenn ihr jungen leute solche absurde Vereinbarungen wie Freundschaft + trefft die ihr doch gar nicht einhalten könnt und wollt .(was auch völlig normal ist .)
- Dann solltest ihr auf euch selbst,statt auf den jeweiligen anderen wütent zu sein euch selber reflektieren.
- Dann solltet ihr vielleicht mal eure Werte überprüfen. Weil diese klaffen ja so offensichtlich weit mit euren Politisch Korrekten Lebensvorstellungen auseinander .Und wenn ihr euch und den Mitmenschen diese Werte euch ehrlich zu gegeben habt ,dann solltet ihr dann eben auch danach leben.
- Sexualität scheint heute nur noch ein konsumgut zu sein. Letztlich ist es aber sehr viel mehr .Weil der leib den Menschen untrennbar mit seinem Geist verbunden ist .
- Und Treue und Verbintlichkeit sind in einer Beziehung die Grundpfeiler der Beständigkeit.
2.
Diese Gefühle von Wut die du jetzt in der akuten Situation hast, obwohl der Status nungeklärt zusein scheint . haben mit der Situation vielleicht auch überhaupt gar nichts zu tun..
Das kannst nur du selbst herausfinden.
https://youtu.be/GlmTIHLBgvQ?si=SmS8VwAZxpMSdhIt
https://youtu.be/r5XpZjc_iWA?si=H1q-P1_nAM56lQaJ
Lg⚘
Ich denke, was du brauchst, ist Zeit. Die Tatsache, dass deine Freundin etwas mit jemand anderem hatte, hat dich verletzt, auch wenn ihr da noch nicht offiziell zusammen wart. Aber du hast dich entschieden, ihr zu vergeben und weiterhin mit ihr zusammen zu sein. Jetzt bleibt dir nur noch, ihr zu vertrauen und Zeit zu geben, um zu heilen.
Danke für deine Worte