Gottesbeweise uneindeutig?

6 Antworten

Es gibt so etwas wie eine metaphysische Bestätigung dessen was man glaubt. Das funktioniert auch außerhalb von Religion z.B. bei Ideologien aber auch bei viel banaleren Dingen.

Religionen (und zum Teil auch Ideologien) haben so etwas wie eine innere Stimmigkeit bezogen auf Lehre und Glaubensgerüst. Von Außen betrachtet wirkt das dann bisweilen so, wie "die Katz die sich selber in den Schwanz beißt" und bei philosophischer Analyse entlarven sich Zirkelschlüsse. Der Gläubige erlebt jedoch viele sinnstiftende Momente, dass es für ihn keinen Grund gibt, die Grundannahmen in Frage zu stellen. (Ideologien gehen in gewisser Weise auch "für einen selbst auf" und dann denkt man gerne "die Anderen liegen falsch". Hierbei wäre es zumindest theoretisch leichter über Empathie und unterschiedliche Perspektiven und Lebensentwürfe und Wissenschaft die Trugschlüsse aufzudecken. Religion und Glaube ist individueller, persönlicher und existenzieller).

Wie kommen Menschen dann darauf, dass das ausgerechnet ihr Gott ist?

In einer Liga spielen 18 Vereine. Aber deswegen liegt die Chance, dass ein Verein Meister wird nicht zwingend bei 1:18. Denn bei einigen Vereinen ist es wesentlich wahrscheinlicher, dass sie Meister werden, bei anderen Vereinen wesentlich unwahrscheinlicher. Und so ist das auch mit Religionen. Bei einigen ist es wahrscheinlicher, dass sie wahr sind, bei anderen unwahrscheinlicher. Man kann sich mit verschiedenen Religionen beschäftigen und sie vergleichen. Dann kann man zu einem Ergebnis kommen, was man am überzeugensten findet.

Ich glaube an Gott, ich bin Christ. Wenn Du einiges wissen möchtest, was mich vom Christentum überzeugt, dann kannst Du mich z.b. fragen oder auf mein Profil gehen.


Ulisses1und6  14.08.2025, 00:51

Ich finde deinen Ligavergleich an sich schon ganz geistreich, aber in dieser Liga spielen nicht 18 Vereine sondern ca. 3300. Verkehrt sich da der Vergleich nicht irgendwie ins Gegenteil weil selbst bei guten Chancen ist die stochastische Wahrscheinlichkeit recht mau. Und wer sagt, ob überhaupt eine richtig liegt - oder eventuell 10 zur Hälfte - oder 100 ein bisschen?

Sft46 
Beitragsersteller
 13.08.2025, 23:57
Bei einigen ist es wahrscheinlicher, dass sie wahr sind, bei anderen unwahrscheinlicher.

Wie kommst du zu dem Schluss?

Und wieso sollte nur eine wahr sein und nicht viel mehr alle (Inklusive Atheismus)?

comhb3mpqy  14.08.2025, 00:18
@Sft46

Ich bin Christ, und habe Gründe/Argumente, um an das Christentum zu glauben. Ich habe mich auch mit anderen Religionen beschäftigt und dementsprechend überlegt, evtl. zu wechseln. Ich habe aber dann Sachen gefunden, die mich vom Christentum überzeugt haben und bin somit bei meiner Religion geblieben. Hier sind einige Gründe/Argumente:

Ich glaube an Gott, ich bin Christ.

Ich glaube, dass diese Welt durchdacht und geplant wurde, ich glaube nicht, dass die Erde "einfach so" entstanden ist. Auch gibt es die Meinung, dass für den Urknall ein Eingreifen von Gott nötig ist.

Auch gibt es Wunder, die von Ärzten untersucht werden. Wenn es keine wissenschaftliche Erklärung gibt, warum ein Mensch gesund wurde, dann wird das Wunder auch bestätigt. Die Ärzte wissen auch nicht immer, dass ihre Untersuchungen für die Kirche sind.

Ich glaube auch an ein Leben nach dem Tod. Sie können im Internet nach "Mädchen begegnet Jesus" suchen (ohne Anführungszeichen). Das sind Gründe, um an Gott und an ein Leben nach dem Tod zu glauben.

Ich habe auch Sachen erlebt, die meinen Glauben gestärkt haben.

Sft46 
Beitragsersteller
 14.08.2025, 00:22
@comhb3mpqy

Alle diese Sachen legen wieder nur irgendeinen Gott nahe, aber nicht explizit den christlichen.

Warum also glaubst du gerade an den?

comhb3mpqy  14.08.2025, 00:33
@Sft46

Das 2. und 3. Argument lässt sich nur dem Christentum zuordnen.

Die Menschen, die gesund wurden, haben vorher zum christlichen Gott gebetet. Wenn man bei Firma A etwas bestellt, dann wird Dir Firma B keine Ware liefern. Natürlich ist ein Gebet keine Bestellung, aber der Vergleich mit der Firma veranschaulicht das ganze vielleicht etwas.

Ich kann nur versuchen, zu erklären, warum ich glaube, was ich glaube:

Es gibt - für mich - einfach viele Gründe (Belege, Beweise, Indizien oder wie man das nennen möchte) dafür, dass es einen Gott gibt, der uns erschaffen hat und dem es eben gerade gefallen hat, sich uns in der Bibel zu offenbaren (die Bibel selbst, die Historizität der Auferstehung Jesu, erfüllte biblische Prophetie, der rote Faden durch die Bibel, Gottes Heilsplan, dass wir die Ewigkeit "in unserem Herzen" haben (dass die Sehnsucht und das Wissen nach einer ewigen Existenz in uns verankert ist; wir merken und spüren, dass das Leben mit dem Tod nicht einfach vorbei ist), dass das Evangelium [= die "Frohe Botschaft" der Errettung durch den Glauben und Gottes Gnade, Liebe und Barmherzigkeit] die Präzision der Überlieferung der biblischen Bücher, die Schöpfung usw.).

5 Beispiele dafür:

Friedrich der Große fragte seinen gläubigen Reitergeneral von Zieten mal, wie er denn die Wahrheit der Bibel beweisen wolle. Von Zieten antwortete nur: "Die Juden, mein König, die Juden!"

Das ist erstaunlich, denn von Zieten konnte damals nur feststellen, dass die Juden, wie von der Bibel vorhergesagt, in viele Länder zerstreut wurden und ihre nationale Identität über so lange Zeit erhalten haben.

Heute können wir feststellen, dass noch viel mehr biblische Prophetie für das Volk Israel erfüllt wurde: Die Juden wurden wieder im angestammten Land gesammelt; diese Sammlung geschah aus vielen Ländern; die meisten nach Israel zurückkehrenden Juden glauben nicht an Jesus als ihren Herrn und Messias; die Staatsgründung erfolgt plötzlich und unter ständigen Konflikten mit den Nachbarstaaten; das Land beginnt nach der Ankunft der Juden aufzublühen.

All das beobachten wir direkt vor unseren Augen. Das sind weder Logikfehler noch ungenaue Prophezeiungen oder gar sich selbst erfüllende Prophezeiungen. Christen haben schon im 18. und 19. Jahrhundert gesagt, dass sich diese Dinge erfüllen würden, eben weil es in der Bibel steht.

Empfehlenswert ist auch dieser Artikel: Ist die Bibel wirklich Gottes Wort?

sie sind persönlich davon überzeugt sein, mit mehr oder weniger ratio

Das ist eine sehr gute, kritische Frage, und sie kommt oft, wenn man von allgemeinen Gottesbeweisen zu einer bestimmten Religion übergeht.

Gottesbeweise beantworten nur die „ob“-Frage.

Kosmologisches Argument, Feinabstimmung, moralisches Argument usw. zeigen: muss eine erste Ursache / einen Schöpfer / eine übernatürliche Quelle geben.

Aber diese Argumente allein sagen noch nichts darüber, welcher Gott das ist. Sie beweisen nicht automatisch, dass es der Gott der Bibel, des Korans oder einer anderen Schrift ist.

Nun der Schritt vom „Gott allgemein“ zu „dieser Gott“

Hier schauen Menschen auf zusätzliche Kriterien:

Konsistenz des Gottesbildes, passt die Beschreibung zu dem, was ein Schöpfer logisch sein müsste (ewig, allmächtig, allwissend, nicht materiell, unabhängig)?

Dann die historische Glaubwürdigkeit, gibt es eine nachvollziehbare Überlieferung, wie dieser Gott sich offenbart hat?

Innere Widerspruchsfreiheit. Stimmen die Aussagen in der heiligen Schrift miteinander überein?

Bestätigung durch Zeichen/Wunder, z.B. Propheten, erfüllte Vorhersagen, wissenschaftliche Übereinstimmungen.

Und dann auch praktische Konsequenzen...führt dieser Glaube zu einem stimmigen, funktionierenden Lebenssystem?

Ich bin Muslima, warum sagen wir Muslime: „Es ist Allah“?

Allah ist einzig, ewig, ohne Partner. Genau das, was die Logik aus den Gottesbeweisen herleitet.

Der Islam beruft sich auf dieselben Propheten wie das Judentum und das Christentum, behauptet aber, das ursprüngliche Gotteswort sei hier noch unverfälscht.

Der Koran dient als Prüfstein.

Keine inneren Widersprüche.

Bewahrung im Originaltext seit über 1400 Jahren.

Viele Aussagen, die mit späteren wissenschaftlichen Entdeckungen übereinstimmen.

Prüfbare Botschaft: Der Koran lädt dazu ein, seinen Anspruch zu testen. Das ist einzigartig unter den Weltreligionen (4:82).

Gottesbeweise zeigen also, dass es einen Gott gibt.

Um herauszufinden, wer dieser Gott ist, muss man prüfen, welche Offenbarung und welches Gottesbild am besten zu dem passt, was wir logisch und historisch erwarten. Und genau hier überzeugt viele der Islam.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Autodidakt Islam seit 2010 und Online-Studiengang Tauhid

Sft46 
Beitragsersteller
 14.08.2025, 09:50
gibt es eine nachvollziehbare Überlieferung, wie dieser Gott sich offenbart hat?

Warum sollte sich der Gott offenbart haben?

Was hat ein Gott davon, sich zu offenbaren?

Warum sollte es zu diesem Gott eine heilige Schrift geben?

Und warum sollte es generell nur einer sein und nicht vielleicht einfach alle?

Götter sind doch unendlich. Also warum nicht auch unendlich viele davon?