Gesellschaftliche Normen vs. individuelle psychische Bedürfnisse
Unsere Gesellschaft legt oft Wert auf Eigenschaften wie Extraversion, Selbstbewusstsein und Kontaktfreudigkeit, was sich in Anforderungen in Schule, Beruf und sozialen Situationen widerspiegelt. Diese Erwartungen können für Menschen, die introvertiert, schüchtern oder psychisch belastet sind, eine große Herausforderung darstellen.
In der Schule wird viel Wert auf mündliche Mitarbeit gelegt. Das bedeutet, dass Schüler regelmäßig Präsentationen (mit Powerpoint), Buchvorstellungen und andere Vorträge vor der Klasse halten müssen. Außerdem gibt es spontane mündliche Abfragen und später auch mündliche (Abschluss)Prüfungen.
In fast allen Stellenanzeigen findet man die Begriffe „teamfähig“ und „kommunikativ“. Menschen mit geringem Selbstwertgefühl oder unerkannten Problemen schließen damit viele Jobs für sich aus. Und wenn doch mal etwas passen sollte, gibt es eventuell eine andere Hürde, aber das ist ein anderes Thema.
Es ist möglich, dass introvertierte oder schüchterne Menschen psychische Probleme haben, die noch nicht erkannt oder offen angesprochen wurden. Oft bleiben solche Probleme unbemerkt, was dazu führen kann, dass Betroffene sich isoliert fühlen oder nicht die Unterstützung bekommen, die sie brauchen. Gesellschaftliche Strukturen und Erwartungen sind manchmal so gestaltet, dass sie Menschen mit psychischen Herausforderungen nicht ausreichend berücksichtigen. Die tatsächliche Zahl der Betroffenen ist wahrscheinlich sehr hoch.
4 Antworten
Da stimme ich dir vollkommen zu
Ich persönlich finde es wichtig, dass in der Schule für Vorträge und PowerPoint-Präsentationen geübt wird. Schließlich braucht man das im späteren Leben in einer Vielzahl von Berufen.
Und eben weil es so wichtig ist, wird dies bereits ab der ersten Klasse geübt. Es gibt niemanden der es ohne Übung reibungslos schafft, auch extrovertierte Menschen haben ohne Übung mit Präsentationen ihre Probleme.
In der Schule meines Sohnes gibt es seit der 1. Klasse das Wort der Woche. Hierfür suchen sich die Kinder ein Wort/Gegenstand aus. Die Klasse stimmt ab welches Wort genommen wird und das Kind dessen Vorschlag gewinnt sucht sich einen Partner aus und hält am Freitag mit seinem Partner eine kleine Präsentation über sein Wort ab.
In Mathe läufts ähnlich, hier suchen sich die Kinder eine Zahl von 1-99 aus und stellen sie in der nächsten Mathestunde der Klasse vor. So wird neben den Sprechen vor der Gruppe auch die Arbeit als Team geübt.
Ohne Übung, klappt selten etwas.
Dass diese geforderdeten Fähigkeiten wichtig im späteren Leben sind, liegt auf der Hand. Und genau deswegen wird das in der Schule geübt. Mangelnde Mitwirkung bringt dann eben, schlechte Beurteilungen, und man bekommt keine Chance seinen Status zu verbessern.
Auf einen Lottogewinn wartet man meistens vergeblich.