Findet ihr es richtig was James Peterson macht?
Patterson schreibt seine Romane mit der Hilfe von aktuell sieben Co-Autoren. Dabei verfasst er selbst einen Romanentwurf mit grober Handlungsstruktur, der dann von seinen Co-Autoren fortentwickelt und fertiggestellt wird. Bis zur Fertigstellung eines Romans werden in etwa neun Entwürfe benötigt und es vergeht durchschnittlich ein Jahr.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/James_Patterson?wprov=sfti1#
Ich finde er macht es sich ziemlich einfach mit seinen Büchern und bekommt die ganze Aberkennung, während er andere arbeiten lässt. Schriftsteller sollten meiner Meinung nach ihre Bücher auch selber schreiben.
2 Antworten
Der Wikipedia-Artikel ist meiner Meinung nach viel zu schwammig, um sich ein Urteil darüber zu bilden, ob sich James Patterson nach als Autor - also Urheber - der Bücher bezeichnen sollte. Grundsätzlich finde ich es allerdings vollkommen in Ordnung, auch als Autor mit anderen Zusammenzuarbeiten, solange man transparent damit umgeht.
Ich verstehe, dass es für viele komisch herüberkommt, wenn sie lesen, dass Patterson seine Bücher nicht mehr selbst ausschreibt, sondern diesen Teil der Arbeit einem Ghost-Writer überlässt. Ein "richtiger" Schriftsteller schreibt ein Buch eben normalerweise alleine. Zu denken "er lässt andere arbeiten" und kriegt dann die Anerkennung dafür, zeigt aber nur, dass du wenig Ahnung vom Schreibprozess hast.
Ich schreibe selber hobbymäßig und weiß daher, dass das Ausarbeiten der Geschichte ein ziemlich zeitaufwendiger und wichtiger Teil des Schreibprozesses ist. Man baut in diesem Moment das Skelett der Geschichte, welches später mit den Worten gefüllt wird. Manche gehen dabei schon sehr ins Detail, sodass sie später die gesamte Handlung zusammengefasst haben, andere schreiben z.B. nur die Schlüsselszenen auf. Wie tief man geht, ist zwar Geschmackssache, ganz ohne geht es meiner Erfahrung nach allerdings nicht. Dann kommen die berühmten "Schreibblockaden", die eigentlich nur aufzeigen, dass der Autor noch gar nicht weiß, welche Geschichte er schreiben will. Von "jemand anderes macht die ganze Arbeit" kann also nicht pauschal die Rede sein.
Laut dem Wikipedia-Artikel schreibt Patterson einen Romanentwurf mit grober Handlungsstruktur. Ich verstehe darunter, dass der Co-Autor ein Dokument kriegt, indem der gesamte Ablauf des Romans protokolliert ist, also jede spätere Szene schon zusammengefasst ist. Das würde bedeuten, der Autor müsste das fertige Skelett vor allem noch mit Worten ausfüllen. Man kann es sicher aber auch so verstehen, dass der Co-Autor noch Arbeit ins Plotten investieren muss. Wir wissen also einfach nicht genau, wie die Zusammenarbeit der beiden Parteien genau aussieht.
Ob Patterson nun die ganze Anerkennung kriegt, mag ich nicht zu beurteilen. Patterson geht aber immer sehr transparent mit seinen Co-Autoren um. Ihr Name wird mit aufs Cover gedruckt, sodass es für die Leser absolut ersichtlich ist, dass die Anerkennung zwei Menschen gehört. Dass sein Name oft präsenter wirkt, muss nicht damit zusammenhängen, dass er sich über seine Co-Autoren stellt, sondern kann auch sehr gut an der Verkaufsstrategie seines Verlags liegen. Wenn die Leute sehen, ein Buch wurde von einem bekannten Autor geschrieben, ist das eben ein gutes Kaufargument. Bei Harry Potter und das verwunschene Kind ist J.K. Rowlings Name zum Beispiel auch auffälliger als die der beiden anderen Autoren.
Vielleicht mal als Denkanstoß für dich: Wenn zwei Autoren gemeinsam plotten und die Geschichte gemeinsam ausschreiben, hast du auch das Gefühl, einer würde den anderen arbeiten lassen? Vermutlich siehst du das sehr unproblematisch als Gemeinschaftsprojekt an. Warum sollte aber eine andere Arbeitsteilung weniger zu einem gemeinsamen Werk führen? Wenn Patterson kein Spaß am Ausschreiben eines Buches hat, warum sollte er eine fertig geplottete Idee nicht an jemand anderen geben?
Da wird das Ergebnis zwar nicht unter dem Namen des einen, berühmten Autors, sondern unter dem etablierten Markennamen verkauft - aber bei Perry Rhodan läuft es im Grunde seit 1961 ebenfalls genau so ab. Es gibt eine Autorenkonferenz, wo die Grundzüge des kommenden Zyklus per Brainstorming aller Beteiligter festgezurrt werden, dann entwickeln ein oder zwei Leute (die "Expokraten") daraus die Exposés, und zusammen mit 6-8 anderen Autoren schreiben sie dann die Geschichten. Anders wäre es auch gar nicht möglich, Woche für Woche ein neues Heft zu veröffentlichen. Nur brauchen sie selten 9 Entwürfe ... Vielleicht sollte Herr Peterson mit seinem Team mal in Rastatt hospitieren?