Das Genitiv-S
Dies ist ein Abschnitt aus einem Kommentar von hier.
In dem steckt ein typischer Apostroph-Fehler, der sehr verbreitet ist:
>>>Denn es ist ja ein Riesenunterschied wie Tag und Nacht. Bzw. wenn man sich Berlin's Plattenbauten mit dem Gründerzeitbaustil von München vergleicht. Es gibt ja einen Grund, warum der Deutschen liebste Hauptstadt München ist, und nicht Berlin.<<<
Regel:
Hängt man an einen Namen o.ä. ein Genetiv-S, um Besitz oder Zugehörigkeit zum Ausdruck zu bringen, dann darf kein Apostroph gesetzt werden.
Daher muss es heißen:
Berlins Plattenbauten!
Auch bei Personennamen ist diese Regel gültig.
>Lauras Tasche
>Elisabeths Gedichte...
Endet der Name mit einem S oder X, dann wird ein Apostroph angehängt.
>Max' Tasche
>Klaus' Gedichte...
Aber deutlich angenehmer ist es, wenn man sagt:
>die Gedichte von Klaus
>die Gedichte von Elisabeth...
Wer hat alles gewusst?
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5 Antworten
Hallo Marika370!
Ja, einige Menschen hier sind gebildet und wissen dies.
Für mich gehört es zur Standardbildung/zum Allgemeinwissen.
Dennoch ertappe ich mich oft, dass ich unbedacht Landläufiges oder Dinge,
die Medien zeigen, falsch übernehme.
Da gibt es viele Dinge!
Gleiches könnte man über "Sinn machen" und "Sinn ergeben" sagen.
Es gibt viele Dinge, die "falsch" sind, man aber einfach gedankenlos übernimmt.
Auch bei "Dasselbe" und "das Gleiche". Oder "Strom verbrauchen".
Strom wird ja eigentlich nicht verbraucht. Gut, jetzt driften (Anglizismus) wir vom Thema ab, aber ich wollte nur allgemein aufzeigen, dass dies im Alltag gar nicht so einfach ist. "Das" und "Dass" und "den" und "dem" sind ebenso bekannte Problemfälle.
Aber, wo fängt man an, wo hört es auf?
Durch den Alltag werden diverse Dinge falsch aufgeschnappt und dann zur Gewohnheit; auch ich erwische mich sehr oft dabei. Diverse Dinge bekommt man nicht mehr aus dem Kopf. Selbst in den Medien wird nicht immer perfekt geschrieben. Dann kommen noch Anglizismen und schöpferisch kunstvolle Modewörter hinzu. Hier wird so gesprochen, dann um Umfeld noch etwas erwähnt, bei den Medien erkennt man einige Dinge und landläufig werden noch andere Dinge geschrieben, die aber auch falsch sind.
Deutsch ist auch sehr schwer.
Mein Onkel arbeit beim Goethe-Institut und ist auch als Lektor tätig.
Auch er lässt oft den Bastian Sick heraushängen und ist ein Deutschfetischist.
Den "Deppenapostroph" kennt wohl fast jeder. Ich meine, dass sich viele Dinge durch übertragene Anglizismen eingedeutscht haben; obwohl es falsch ist.
Auch interessant:
https://www.goethe.de/ins/pl/de/kul/ges/25841714.html
https://www.goethe.de/prj/ger/de/kre/26322526.html
Amtliches Regelwerk der deutschen Rechtschreibung:
https://www.rechtschreibrat.com/DOX/RfdR_Amtliches-Regelwerk_2024.pdf
Verweis auf §62:




Besten Dank für diesen eindrucksvollen Kommentar.
Ja, das ist es. Wir übernehmen unbewusst so einiges aus anderen Sprachen. Das Abgrenzen ist nicht ganz so einfach.
Im Prinzip ist es nichts Schlimmes, wenn man das nicht immer schafft.
Mir ist es vor allem wichtig, dass es nicht umgekehrt heißt, es wäre ein Fehler, wenn man zB >Berlins< schreibt - gegebenenfalls.
Auch die Diphthong-Regel verwirrt wohl manche. Kürzlich wurde angedeutet, dass das Wort >außer< heutzutage mit ss geschrieben wird.
Der dachte wahrscheinlich, dass ich die neue Regel verpennt hätte... 😆
Manches ist tatsächlich reichlich kompliziert.
Liebe Grüße, Marika
Strom wird ja eigentlich nicht verbraucht
Strom wird sehr wohl verbraucht. Ja, er wird dabei in etwas anderes umgewandelt (Wärme), aber das gleiche gilt für Wasserverbauch (das Wasser wird verschmutzt und der Kanalisation zugeführt), Kraftstoffverbrauch (Benzin wird verbrannt, also in CO2 und H2O umgewandelt), usw.
Von Verbrauch spricht man immer dann, wenn man das Resultat nicht mehr nutzen kann. Und das ist bei Strom (genauer gesagt, elektrischer Energie), die zu Wärme wird, gegeben.
Hallo Marika370,
das kommt aus dem Englischen und schleicht sich mit der Verdenglischung nach und nach in unsere Sprache.
Selten so einen Beitrag zu lesen ohne die Behauptung das sei ein Grammatikfehler. 😂
LG
Ja, das ist halt eine Entwicklung. Hauptsache, man weiß, wie die Regeln sind.
Ob sie dann immer befolgt werden, kann man selbst entscheiden.
Bei öffentlichen Namensschildern, zB "Andrea's Gemüseladen", wird (nachvollziehbar) die Regel oft nicht beachtet. So weiß man genau, dass es sich um eine Andrea handelt.
Ja, schöner Beitrag. Bei uns in Österreich sagt man dazu : Der Deppenapostroph.
Wo ungefähr liegt Simbach, dass ich das geographisch zuordnen kann?
Ich spreche auch vom Deppenapostroph und wohne inzwischen gute 700 km von der österreichischen Grenze entfernt. Ich spreche ganz allgemein von Deppen, Dubeln, Döspaddeln und Torfköppen.😂😉
Das stimmt.
Aber dieser Ausdruck ist schon recht hart. 🙋♀️
Ergänzend: Vielleicht etwas veraltet, aber eigentlich schön, wäre die Form "Klausens Gedichte".
Und ich finde den Genitiv generell schöner als die eher ungelenke Form "die Gedichte von Klaus".
Das ist allerdings Geschmackssache.
Wird der Genitiv überzogen, kann er für heutige Ohren leicht gestelzt wirken.
Aber >Klausens Gedichte< zB ist eine prima Lösung. Es klingt warm.
Die Büchse der Pandora wurde längst geöffnet:
gelegentlich vor dem Genitiv-s, sofern der Personenname mit dem folgenden Substantiv zusammen einen Eigennamen (z. B. Firmennamen) bildet ‹§ 80 E1›;
Zum Beispiel:
Willi’s Biomarkt
https://www.duden.de/sprachwissen/rechtschreibregeln/apostroph
Es ist nurmehr eine Frage der Zeit, bis der Genitiv vollkommen durchapostrophiert ist.
Willi's Biomarkt ist okay.
Solche Fälle sind absolut okay.
Ich kann es gut verstehen, wenn man in solchen Zusammenhängen auf Regeln pfeift.
Das sagt man bei uns auch.