Bedarf es einer gewissen Reife, nicht alles bewerten zu müssen, sondern etwas nur zur betrachten und wahr zu nehmen?

9 Antworten

Ja, ich denke, es braucht eine gewisse innere Reife, um etwas einfach so stehen zu lassen, ohne es sofort in „gut“ oder „schlecht“ einzuordnen. Unser Gehirn ist darauf trainiert, ständig zu bewerten, weil das früher überlebenswichtig war. Heute kann dieses automatische Einordnen aber oft mehr Stress verursachen, als es uns nützt.

Reife in diesem Zusammenhang bedeutet, einen inneren Abstand zu den eigenen Gedanken zu entwickeln. Statt sofort zu urteilen, entsteht eine kurze Pause, in der man wahrnimmt, was ist, ohne direkt zu reagieren. Das erfordert Übung, Geduld und auch die Bereitschaft, nicht immer eine feste Meinung zu haben. Manche Menschen finden diesen Zustand leichter über Achtsamkeitstraining oder Meditation, weil beides lehrt, Beobachter der eigenen Gedanken zu sein.

Ein kleiner praktischer Schritt kann sein, sich bei einer Beobachtung kurz innerlich zu sagen: „Interessant, das ist gerade so.“ Allein dieser Satz kann helfen, nicht gleich in die gewohnte Bewertungsschleife zu geraten. Mit der Zeit fühlt sich das befreiend an, weil man mehr Raum hat, bevor man entscheidet, ob und wie man reagieren möchte.

Ich würde sagen ja, aber manche sehr erwachsenen Personen sind auch nach viel Reifezeit nicht dazu in der Lage, also eher Nein.

Jein!

Was genau bezweckst du damit?

Ich finde, das macht nur dort Sinn, wo keine Relevanz gegeben ist. Nur, wenn es nicht relevant ist, warum sollte ich mir dann überhaupt die Mühe machen, es zu betrachten?


SpezialAntwort 
Beitragsersteller
 14.08.2025, 09:08

Wenn man sich etwas bewusst macht, dann hat vieles gar keine Relevanz.

ich denke schon. je älter ich werde, desto leichter fällt es mir, mal nix zu sagen auch wenn ich Recht habe.

Ich würde nicht unbedingt Reife sagen. Nicht wenige noch so „Reife“ oder erfahrungsreiche Menschen können oder machen es nicht. Auffällig bei zb kontroversen Themen wie Politik.

Wichtige Stichwörter sind dabei u.a. (nicht nur bei dem Thema sondern generell), Objektivität, Sachlichkeit, Logik, Rationalität. Was NICHT bedeutet, dass man „kalt“ ist.

Subjektive oder emotionale Betrachtungsweisen liegen uns individuell, aber auch gesellschaftlich gewissermaßen schon instinktiv und/ oder erlernt „im Blut“. Komplett befreien davon ist schwer bis unmöglich.

Wenn man aber lernt dies möglichst bei Thema XY hinten anzustellen und sich der Tatsache bewusst ist, dass diese Empfindungen einen beeinflussen können, bei zb der Bildung von Meinungen, kann man lernen nüchterner und differenzierter, wie auch objektiver an Themenbildung ranzugehen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Eingehendes Wissen zu Soziologie/ Psychologie