Warum räumt Gott den Teufel nicht einfach aus dem Weg?

22 Antworten

Trotzdem eine Bemerkung: zwar gibt es das Böse in der Welt, aber ob es Satan gibt, ist nicht bewiesen. Gott lässt das Böse in der Welt zu, weil er dem Menschen die Freiheit im Glauben gewährt. Der Mensch kann sich entscheiden.

Ich schließe mich der Meinung von Joseph Ratzinger an (in „Gott und
die Welt“): Das Böse ist keine Gegenmacht, sondern „in seinem Wesen Negation, ein Zerfressen der Kreatur.... Es ist nicht ein Sein....., sondern ein Nein. Dass das Nein so mächtig sein kann, muss uns schockieren.“ Das Böse „lebt davon, dass es andere ausnimmt, und am Schluss bringt es sich dabei genauso selber um, wie die Schmarotzerpflanze es tut, wenn sie Herr wird und ihren Wirt umbringt..... Wo ich mich ins Böse hineinbegebe, verlasse ich den Raum der positiven Seins-Entfaltung zugunsten des
Schmarotzerzustandes des Seins-Zerfressens und der Seins-Verneinung.“

Das Böse hat ja seine Faszination, deshalb wirkt es so verführerisch. Dass das Böse nicht von Gott selber kommt, dass also Gott nicht zugleich ein Dämon sei, wie manche annehmen, widerlegt Ratzinger durch den Hinweis, dass Gott in Jesus selber für uns stirbt „und damit die Abgründigkeit der Liebe Gottes zeigt“.

Letztlich ist es allerdings rätselhaft, warum Gott das Böse zulässt. „Die christliche und biblische Antwort lautet: Es kommt aus der Freiheit.“ (Ratzinger)

soulslaughter  19.06.2019, 19:36

Ich erkenne mich in genau Ratzingers Worten wieder. Aber unter dem Begriff "Freiheit" leide ich stark. Frei... Ja, von was denn frei? Frei von Sinn? Frei von geschmacksverstärkenden Zusatzstoffen? Oder Frei von Verantwortung mir selbst und meinem Gewissen und meinen Mitmenschen (und ggf. Gott) gegenüber?

Ich weiß nur eins: Der Bauer muss sich seinen Schweinen gegenüber nicht verantworten.

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Haldor  29.07.2019, 22:32
@soulslaughter

Zu soulslaughter: Was heißt frei? Gemeint ist die freiheitliche Entscheidung zwischen (einfach ausgedrückt:) Gut und Böse. Gut ist (im christlichen Sinne) das, was Jesus in der Bergpredigt gefordert hat (und was der Mensch oft nur schwer erfüllen kann), z.B. die Feindesliebe oder die Willfährigkeit gegenüber ungerechter Forderung: “Lass ihm auch den Mantel!“ (Matth. 5, 40) oder „dem biete den anderen (Backen) auch dar!“ (Matth. 5, 39). Da der Mensch solches und anderes aus der Bergpredigt nicht erfüllen kann, entsteht bei ihm ein Sündenbewusstsein, von dem er durch Gottes Gnade und Vergebung befreit werden kann. Ohne Sündenbewusstsein kein Christentum! (Das war übrigens für Goethe ein Grund, sich vom Christentum zu verabschieden: seine Begründung: Ich habe kein Sündenbewusstsein!)

Aber es gibt ja so etwas wie die christliche Moral oder die Moral im Allgemeinen (jenseits der genannten „überzogenen“ Forderungen der Bergpredigt), und diese Moral stellt „das Gute“ dar. Z.B. Ich stehle nicht, betrüge nicht, töte niemanden, breche nicht die Ehe, begehre nicht das Haus bzw. das Weib meines Nächsten, ich ehre Vater und Mutter, ich ehre Gott, ich heilige den Feiertag. Hinzu kommen noch spezifische Vorschriften der christlichen Moral (s. Bergpredigt): Barmherzigkeit, Sanftmütigkeit, Gerechtigkeitsliebe, Friedfertigkeit, Reines Herz. – So, jetzt hat man die freiheitliche Entscheidung: Entweder ich halte mich an diese Forderungen oder ich tue das Gegenteil davon. Im letzteren Fall begebe ich mich in den Raum des Bösen. Natürlich sind manche „Übertretungen“ nur geringfügig (z.B. Heiligung des Feiertags), jedoch wenn ich anfange zu stehlen, zu betrügen etc., so gerate ich immer mehr in den Bann des Bösen. Eine Rettung ist durch Anrufung Gottes, echte Reue und Vergebung möglich, aber bei schweren bösen Taten (Mord) erschwert (jedoch nicht ganz unmöglich).

Das also meinte Ratzinger, wenn er sagte: Das Böse resultiert aus der Freiheit.

[Was die christliche Moral betrifft (Barmherzigkeit, Sanftmut etc.), so hat Nietzsche diese scharf abgelehnt, im „Antichristen“ sogar verflucht, weil sie den Menschen schwach werden lasse.]

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Haldor  19.06.2019, 21:23

Das Böse in der Gesellschaft und in der Geschichte, gemäß der Definition von Josef Ratzinger erklärt: Dass das Böse wesenlos ist und nur als Negation erscheint, zeigen alle Ereignisse, bei denen das Böse in Erscheinung tritt, oft allerdings – und das ist das Rätselhafte, – eine ungeheure Macht ausübt, zeitweise. Im Bereich des Verbrechens muss man vorübergehend vor der negativen Macht des Verbrechers zittern, bis seine Schandtaten aufgeklärt werden und der Verbrecher, als Sendbote des Bösen, unschädlich gemacht ist.

Im Großen erscheint das Böse in Gestalt der Tyrannen und Menschenverächter. Man denke an Hitler, Stalin oder Napoleon. Während die positiven Mächte alle eine Theorie, bestimmte Glaubenssätze oder moralisch fundierte Gesetze haben, hat das Böse nichts dergleichen zu bieten, es besitzt nur den Willen, die positive Ordnung zu verhöhnen oder zu zerstören und an ihre Stelle ungerechte Gouvernements zu errichten, die dem Tyrannen hörig sind. Von jeher haben sich die positiven Mächte gegen die Tyrannen zusammengeschlossen und sie nach furchtbaren Kämpfen vernichtet. So jedenfalls bei Hitler und Napoleon. Bei Stalin verlief es etwas anders. Sein „Werk“, die (total ungerechte) kommunistische Staatengemeinschaft, hat sich - nach Stalins Tod -  durch Überdehnung und (superteure) Überrüstung selbst den Untergang bereitet. Das Böse aber, das in Gestalt dieser Tyrannen übermächtig in Erscheinung getreten war – wo ist es geblieben? Es ist mit den Tyrannen, die es vollkommen beherrscht hat, verschwunden oder seine bösen Werke waren nicht überlebensfähig und sind zugrunde gegangen.

Immer wieder erscheint das Böse, aber da es nur Negation ist, hat sein Dasein keine selbständige Konsistenz, es geht mit den bösen Figuren, an die es sich existentiell gebunden hat, zugrunde. Anschließend wird wieder eine positive, moralisch fundierte Ordnung errichtet. M.a.W.: Das Böse hat nie die Chance, dauerhaft auf der Welt ein (böses) Herrschaftssystem zu erreichten.

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Haldor  27.08.2019, 17:27
@Haldor

soulslaughter vor 24 Tagen

Warum aber landen wir dann immer wieder bei Nietzsche? - Diese Frage ist mehr als berechtigt. Ich habe im Laufe meines Lebens immer wieder beobachten können, dass viele Menschen zwar Worte wie Moral, Menschlichkeit, Rücksicht etc. in den Mund nehmen, jedoch in ihrem Gesamtverhalten den Eindruck erweckten, dass sie die Güter der Welt wie andere auch sehr schätzten und dass für sie Einstellungen wie „Augenhöhe“, Eitelkeit, Selbstlob, Geltungsdrang, Imponiergehabe, Verachtung für Gestrauchelte und Versager durchaus zu ihrem Persönlichkeitsprofil gehörten. Man könnte auch mit Schopenhauer sagen: die Moral ist, wenn überhaupt, nur in ganz schwachen Spuren wahrzunehmen. Das ist der Grund, weshalb wir immer wieder bei Nietzsche landen.

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Ich bin der Überzeugung, dass Gott der Satan ist und umgekehrt. Es gibt nur das Böse. Dies wird durch ein simples Gedankenexperiment gut veranschaulicht:

Stell dir vor, du wärst nie geboren worden. Was hättest du vermisst? Und was wäre dir alles erspart geblieben?

Der Grund für deine Existenz, da musst du deine Eltern fragen. Jedenfalls ist das menschliche Leben meiner Meinung nach mit einem negativen Wert belegt, weil wir Menschen defizitäre Lebewesen sind. Und deshalb arbeiten Menschen auch, bauen Häuser, Kanalisation, Frischwasserleitungen, Nahrungsmittelindustrie, Elektrizitätswerke, etc. Dass dabei immer mehr Müll, Abwasser und Abgase anfallen, das ist eine Konsequenz. Der Mensch kann leider nicht in die Zukunft gucken. Und ich glaube er fährt gerade mit Vollgas in sein eigenes Verderben. Aber dann ist dem halt so.

Gibt es noch etwas zu sagen?

Ich hatte vorhin noch eine Unterhaltung, in der wir feststellten, dass offenbar es vor allem schlechten Menschen auf der Erde gut geht und den guten Menschen oft schlecht.

Es gibt ja auch so einen Spruch, der heißt: "Schlechten Menschen geht es immer gut".

Mein Gesprächspartner sagte auch, dass im 2. WK oftmals die schlechten Leute viel Glück hatten und heil und gesund wieder heimkamen und vor allem gute Menschen umkamen oder schwerstkriegsbeschädigt waren.

Ich habe in meinem Leben auch das oft beobachtet.

Mir ist daher "Gott" sehr suspekt und ich habe eine ganz andere Vermutung, wer hinter diesem "Gott" wirklich steckt und sich nur als "Gott" mit den vielen Namen je nach Religion ausgibt, die ER ja wohl auch gespalten und aufeinandergehetzt hat.

HolleHolgerson  26.11.2019, 22:41

Geht man vom Esoterischen heran, kann man auch zu dem Schluß kommen das die guten Menschen deshalb sterben, weil sie ihre Aufgabe auf der Erde erfüllt haben bzw. ihren Lernstoff auf der Erde begriffen haben.

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verreisterNutzer  26.11.2019, 22:50
@HolleHolgerson

Von daher gesehen ja - aber warum müssen sie dann so leiden, so krank sein, verletzt werden, gemobbt werden, offenbar die Opferrolle spielen und warum werden sie sozusagen den reißenden Wölfen zum Fraß vorgeworfen?

Gut - man könnte dann Karma anführen, aber das betrachte ich heute auch anders. - Im Grunde hält dieses Karma das ganze Weltentheater stetig am Laufen, weil es nahezu unmöglich ist, überhaupt kein Karma mehr aufzubauen - das ist irgendwie wie selbst ausgetrickst.

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verreisterNutzer  26.11.2019, 23:30
@verreisterNutzer

Ich habe Deine Freundschaftsanfrage angenommen. - Da war irgendwo erst ein Text von Dir an mich zu lesen, ist aber irgendwie jetzt verschwunden. - Ich kenne mich nicht so damit aus. - Wo und wie kann ich den denn nochmal aufrufen?

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soulslaughter  26.11.2019, 23:03

Ja, gut erkannt. Teufel=Gott = Gottteufel, denn es kann nur einen geben.

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Du hast nicht das richtige Konzept von Satan. Satan existiert doch nicht losgelöst. Gott hat ihn doch erschaffen und Gott wusste schon vor der Erschaffumg, wie Satan sein wird. Gott wird schon wissen, W wozu er Satan erschaffen hat.

Satan war einst ein sehr guter Gottesdiener. Er hatte fast die Stufe der Anbetung erreicht, wie die Engel sie haben. Satan war bei Gott sehr angesehen und er durfte viel von den Himmeln sehen. Er durfte sich sogar auf dem Hof der Engel unter ihnen aufhalten. Aber er war kein Engel.

Als Gott Adam erschaffen wollte, wurde Daten Satan hellhörig. Und als Adam fertig war, aber noch keine Seele in ihm war, musterte Satan ihn von allen Seiten und ging sogar durch ihn durch. Viele Male und er wunderte sich, was das wohl werden soll. Er wurde nervös und er bekam langsam Neid auf Adam. Er sprach immer wieder zu dem Körper: Du bist nicht besser als ich. Du bist nicht besser als ich!

Als Gott dann Adam Leben eingehaucht hatte, befahl Gott den Engeln und Satan, dass sie sich aus Respekt vor dem Menschen vor Adam niederwerfen sollten. Das taten alle Engel, nur Satan blieb stehen als einziger. Gott fragte ihn, wie er dazu komme und Satan antwortete: Ich bin besser als er. Mich hast du aus rauchlosem Feuer erschaffen und ihn nur aus Lehm.
Gott fragte ihn erneut, ob es sein letztes Wort seie und Satan sagte: Ja!

Satan hat also die Chance zum Bereuen nicht genutzt und hat auch Gott nicht für seinen Ungehorsam um Vergebung gebeten aus seiner Arroganz heraus. Da Gott die Zukunft natürlich kennt, wusste er, dass Satan nie bereuen und um Vergebung bitten würde. So hat Gott ihn verflucht. Und als Satan dann noch Adam und Eva verführt hatte, schickte Gott allesamt auf die Erde.

Es gibt übrigens jetzt nicht nur einen Satan, sondern viele. Satan forderte von Gott, er solle mit jedem Menschen einen Satan erschaffen, um mit ihnen allen, den Menschen in die irre zu führen. Satan war ja schon für die Hölle bestimmt und so hat er noch Aufschub bis zum jüngsten Tag bekommen, Menschen zu verführen. Als Prüfung für die Menschen.

soulslaughter  19.06.2019, 17:41

Es liest sich weder wie Quark, noch wie Käse, es muss Quäse sein.

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Hallo :)

Ich setze mich einfach mal über deine Bitte hinweg (bin nicht gläubig, aber Religionen sehr aufgeschlossen und daran interessiert) aber diese Frage hat mich sehr lange beschäftigt :)

Gott braucht den Teufel, damit die Menschen Gutes vollbringen können. Wenn es den Teufel und seine Handlanger, die Menschen in Versuchung bringen, Böses zu tun, nicht gäbe, dann gäbe es das Böse als solches auch nicht. Die Sache ist aber, dass die Welt nur mit Gegensätzen funktionieren kann. Wenn es das Böse nicht gibt, kann es auch das Gute nicht geben, weil es keine Unterschiede in unserer Handlung mehr gäbe. Auch gäbe es keinen freien Willen mehr, Gutes zu tun, weil es ja eh nur dieses eine gibt.

Gott braucht den Teufel und sein "in Versuchung führen", damit sich jeder Mensch selber dazu entscheiden kann, nicht dem Bösen zu verfallen, sondern sich aktiv dem Guten zuzuwenden. Nur wenn wir das Böse kennen, wissen wie es aussieht, können wir aus dem Umkehrschluss erkennen, was demnach das Gute ist (Bsp. Böse: Mord <-- erkennen wir, dass das das Böse ist, so können wir uns bewusst dafür entscheiden, es nicht zu tun und uns demnach dem Guten zuwenden).

In der Analogie: wenn wir nicht wissen, was der Begriff "dunkel" Bedeutung können wir auch nicht sagen, was "hell" ist. Verstehst du den Gedankengang?

Das Gute lebt von dem Erkennen und der Abwendung vom Bösen und das ist der Grund, warum Gott den Teufel existieren lässt, denn nur dadurch kann das Gute ent- und bestehen.

Ich hoffe, ich konnte dir helfen :)

vlg, Ava :)