„Schuld des Überlebenden“ bei Affäre?
Guten Abend,
(bitte nicht urteilen)… vor ein paar Jahren war ich schuld daran, dass eine Ehe (die beiden haben auch zwei Kinder) in die Brüche ging. Ich bin eine Affäre mit dem Mann eingegangen und nachdem das Ganze ans Licht kam, war die Ehe natürlich hin. Das Ganze ist jetzt ca 5 Jahre her.
Nun mein Problem: ich kann mir selbst nicht verzeihen. Nur kurz nach dem Ende der Affäre habe ich jemanden Neues kennen gelernt mit dem ich eine wundervolle Beziehung führe, während die Ehe der damals wegen mir in die Brüche ging.
Ich habe mich leider jetzt schon sehr oft dabei ertappt, wie ich Verhaltensweise meines Partners „Ertrage“, weil ich denke, dass ich das verdient habe, weil ich ja damals eine Beziehung kaputt gemacht habe (Karma oder so). Oder zb auch das Thema „sexuelle Erfüllung“. Oft will ich keinen Sex, weil ich ja wegen Sex eine Beziehung zerstört habe. Als ob ich mich unterbewusst selbst „bestrafe“ für meine Schuld. Ich habe also nicht verdient, guten Sex zu haben, weil jemand anderes wegen meinem sexuellen Verlangen leiden musste.
Ich weiß langsam nicht mehr weiter, weil mich das sehr belastet. Hat jemand Tipps, wie ich mir selbst verzeihen kann und wie ich „mir erlauben kann, eine glückliche Beziehung zu führen obwohl eine andere Beziehung wegen mir kaputt gegangen ist“?…
Ich kenne ein ähnliches Phänomen „die Schuld des Überlebenden“, also wenn Menschen denken, sie dürfen nicht glücklich sein, weil andere zb beim selben Verkehrsunfall gestorben sind. Ich möchte mir nicht anmaßen, das zu vergleichen, aber es scheint mir ein ähnliches Muster…
herzlichen Dank im Voraus.
Hast du keinen Kontakt mehr zu dem Mann,der mit dir eine Affäre einging?
Theoretisch schon… also zum Geburtstag mal ein Gruß oder zu Weihnachten. Das war’s
1 Antwort
Es ehrt dich moralisch, dass du eine Mitverantwortung für die Folgen deiner Handlungen spürst. Aber man muß dieser Art von Verantwortung Grenzen ziehen.
Eine Ehe geht nicht allein wegen eines anderen Menschen in die Brüche, sondern dieser andere Mensch ist zumeist nur ein Auslöser. Wenn jedes mehr oder weniger großes Unglück, das eine Folge unserer Handlungen war, auch unserer Schuld wäre, dann bestünde das ganze Leben aus fast nichts anderem als aus unvermeidlicher Schuld und hoffnungsloser Sühne. Ein Gespräch mit einem Psychologen (so wie es Noeru vorgeschlagen hat) kann dir vielleicht helfen.
P.S.: Du siehst eine Handlung von dir als Fehler. Es macht aber keinen Sinn deshalb noch mehr Fehler zu begehen. Wenn ein Kind einem anderen Kind das Spielzeug kaputt gemacht hat, macht es keinen Sinn, dass diesem Kind das eigene Spielzeug ebenfalls kaputtgemacht wird. Da steckt der abrahamitische Rachegedanke dahinter. Dieser macht die Welt um keinen Deut besser.
Der Schuldvorwurf wird allzuleicht auch als Alibi dafür verwendet die eigenen Handlungen nicht kritisch zu hinterfragen.
Eine Ehe geht nicht allein wegen eines anderen Menschen in die Brüche, sondern dieser andere Mensch ist zumeist nur ein Auslöser.
Sehe ich auch so 🙂
Aber die Verletzung ist groß.