Müssen Kinder heutzutage noch sexuell aufgeklärt werden?

21 Antworten

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Selbstverständlich haben wir unsere Kinder aufgeklärt.

Wenn ich ein schwerwiegendes, juristisches Problem habe, verlasse ich mich nicht auf das „Fachwissen“ meines Nachbars, der regelmäßig Königlich Bayerisches Amtsgericht im Fernsehen schaut.

So wollte ich auch nicht, dass meine Kinder gefühltes Halbwissen gespickt mit absurden Mythen von Freunden aufschnappen.

Auch gehöre ich nicht zu den Eltern, die Mundhygiene beim Kleinkind nicht für wichtig erachten (frei nach dem Motte: das lernen die dann im Kindergarten…) oder sich darauf verlassen, dass die Schule meinem Kind Schwimmen beibringt.

Das gehört ebenso wie die sexuelle Aufklärung zu meinem Erziehungsauftrag.

Je früher sexuelle Aufklärung passiert, um so weniger "peinlich" ist sie. Meines Erachtens sollten Kinder deutlich vor der Pubertät aufgeklärt werden.

Doch nicht mit einem, alles umfassenden "großen Gespräch". Vielmehr sollte zu jeder Zeit ausnahmslos jede Frage altersgerecht beantwortet werden - ohne "später" oder "da bist du noch zu jung zu".

Zu einer gelungenen Aufklärung gehört, ausnahmslos jede Frage altersgerecht, sachlich und richtig zu beantworten. Und zwar so lange, wie das Kind weiterfragt.

Dabei können Eltern sich nicht auf Schule oder gar Freunde verlassen. 14-jährige meinen, viel zu wissen. Aber kaum jemand stellt im Sexualkundeunterricht dem Lehrer Fragen, dann würden ja die Klassenkameraden wissen, dass man nicht Bescheid weiß. Und heimlich geschaute Pornos und Geschwätz auf dem Schulhof ersetzen kein elterliches Gespräch.

Es gibt unzählige Bücher zum Thema - aber bitte nicht einfach sagen "Hier lies mal", das ist zu wenig, das muss man mit seinem Kind besprechen.

Plötzlich ist das andere Geschlecht nicht mehr "doof". Spätestens dann sollten Eltern ihrer Tochter den Tipp geben, dass auch der netteste und coolste Junge hormongesteuert ist und sie sich nicht auf Aussagen wie "beim ersten Mal passiert nichts" oder "vertau mir, ich pass schon auf" verlassen kann - genauso natürlich auch andersrum.

Man sollte immer ein offenes Ohr haben und gegebenenfalls eigene Unsicherheit oder Unwissenheit zugeben ("Komm, wir finden das raus, lass es uns nachlesen") und zu Verstehen geben, dass man für das Kind in jeder Situation und zu jeder Tages- oder Nachtzeit sein Ansprechpartner ist - ob nun bei der ersten Blutung/Samenerguss, bei Liebeskummer oder auch einer Verhütungspanne.

Meine Kinder sind peu à peu im Kindergartenalter von uns aufgeklärt worden.

Ich (Jahrgang 1964) bin im Grundschulalter durch einen meiner deutlich älteren Brüder aufgeklärt worden - zu dieser Zeit gab es (noch) keine Aufklärung an Schulen und viele Eltern taten sich damit schwer.

Ich fand das Thema derart spannend, dass ich meinen Bruder regelrecht mit weiteren Fragen genervt habe, bis er lakonisch sagte: „Geh zu Mama, die weiß das auch.“

Alles Gute für dich!

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich bin seit fast 40 Jahren Hebamme
isebise50  24.03.2023, 06:32

Vielen Dank für deinen Stern!

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Ja, unbedingt!

Allerdings geht es weniger um den Vollzug des Geschlechtsakt, da gibt es genug Anschauungsmaterial im Internet. Ich glaube dass meine Generation im Sexualkundeunterricht eher lernen sollte wie Beziehung funktioniert und was Partnerschaft bedeutet. Eventuell gibt es auch schon mal einen Ausblick auf Grundlagen der Kindererziehung oder Kleinkindversorgung.

Ich glaube ich wünsche mir, dass einfach wieder mehr Respekt vor dem Leben selbst gelehrt wird. Ich kann garniert zählen wie oft sondern irgendein Mittelschüler mir angedroht hat mich zu töten oder zu vergewaltigen.

Auch wenn das auf den ersten Blick verschiedene Themen sind so hängen die doch zusammen. In jedem zweiten Kinofilm wird die Frau des Helden nicht nur umgebracht sondern vorher noch vergewaltigt. Durch die Pornoindustrie kriegen wir gezeigt dass das Kamasutra rauf und runter geturnt werden muss und zwar Bitte beim ersten Date und etwas Bandage sollte schon auch sein, sonst ist man spießig, altbacken und eine Spaßbremse.

Auf der anderen Seite haben wir diese - leider völlig fehlgegangene - Emanzipationsbewegung. Mir tun die Jungs meiner Generation echt Leid. In jedem Film kriegen sie gezeigt, dass der gewalttätigst Brutalo die schöne Frau bekommt. Auf jeder Grammy-Verleihung sahnt irgendein Gangsterrapper ab in dessen Texten das Wort Frau stets durch andere Synonyme ersetzt wird.

Nur wenn die Jungs dann nach dem Vorbild dieser "Helden" auf Partnersunche gehen treffen sie auf Mädchen denen beigebracht wurde dass sie eigentlich schon traumatisiert sind wenn ein Junge ihnen ein verunglücktes Kompliment macht. Weil er ja eindeutig sein sexueller Interesse hat durchblicken lassen!

Die Mädels von heute kriegen einerseits vermittelt dass sie dumme Landeier sind wenn sie sich nicht aufbrezeln wie Chantal-Cassedy vom Babystrich aber sie dürfen es niemandem durchgehen lassen der genau diesen sexueller Impuls aufnimmt.

Ich finde dies ganze Sache einfach nur noch schizophren! Was war denn falsch an dem alten Rollenmodell unserer Großeltern?

Ich finde genau das, Verteilung von gesellschaftlichen Rollen gehört auch zur sexueller Aufklärung. Dafür könnte man die Kenntnisse über die 52 anderen und diversen Geschlechtsformen weglassen.

Sexuelle Aufklärung durch Eltern ist wichtiger, denn je. Einerseits wird die Gesellschaft immer rechter und verklemmter, so dass nirgendwo mehr offen über Sex gesprochen wird. Andererseits ist medial Sex aller Art verfügbar, der aber auf sexistischen Trug- und Traumbildern beruht. Es ist wichtig, dass sich jeder Mensch sein eigenes Bild macht und selbstbewusst seinen eigenen Weg findet. Dazu sind offene Gespräche darüber in der Familie total wichtig.

Auf jeden Fall; was in den „Medien“ gezeigt wird, hat nichts mit Aufklärung zu tun.

Heute mehr denn je!

In den Medien wird ein völlig verzerrtes Bild von der Sexualität gezeigt.

Sex in einer beginnenden, zarten Liebesbeziehung zwischen zwei Teenagern ist kein Porno! Aber durch Medien "aufgeklärt" denken manche Kids, man müsste beim ersten mal:

  1. sämtliche Stellungen durchexerzieren
  2. alles von oral bis anal durchprobieren
  3. dem Mädel ins Gesicht spritzen
  4. das Mädel muss stöhnen und Lustgeschrei ausstoßen
  5. der Junge muss mindestens 5x hintereinander können
  6. der Junge muss auf jeden Fall eine Erektion bekommen, egal wie aufgeregt er ist, und sein Penis ist unter 20 cm nicht funktionstüchtig
  7. eine Vulva muss "genau so" aussehen, wie sie es in einem Film gesehen haben, sonst ist sie nicht "schön"
  8. sie muss eine weibliche Ejakulation fertig bringen, um ihm zu beweisen, was er für "ein Hengst" ist
  9. etc.pp....

Sexfilmchen, Pornos, Schulkloaufklärung, ja selbst Aufklärungsunterricht in der Schule, haben garnichts mit der Realität zu tun.