Ich stecke in der Vergangenheit fest?
Hi liebe Community!
Ich bin derzeit 17 und im 3. Monat meiner Ausbildung als Fachinformatiker. Gleich vorweg, die Ausbildung ist perfekt. Der Betrieb ist perfekt, die Stunde zur Arbeit passt auch und alles ist generell sehr gut. Dennoch habe ich an "manchen" Tagen in manchen Wochen in unregelmäßigen Abständen solche Gedankenanfälle den ganzen Tag. Diese bestehen aus einem seltsamen leichten Gefühl im Magen und in der Brust und aus Gedanken, die mich zurück in meine sehr schöne Schulzeit katapultieren. Vor allem schicken mich die Gedanken an meinen ehemals allerbesten Freund, Seelenverwandten und in den letzten 6 Monaten der Schulzeit auch tatsächlich meinem festen Freund. Wir hatten eine ganz spezielle Verbindung irgendwie, ich kann das nicht erklären.
Jedenfalls ist heute wieder so ein Tag. Aber das ist nicht nur an diesen Tagen so. An ihn denke ich eigentlich die ganze Zeit, obwohl wir im MAI das letzte Mal richtig zusammen waren, und im August das letzte Mal per Chat und Snapchat "sexuellen" Kontakt in Form von *Bildern* und Chats.
Ich weiß, dass er sich völlig verändert hat und er antwortet mir nicht mal mehr auf WhatsApp. Er ist jetzt von Mädchen umzingelt und es ist nur eine Frage der Zeit, bis er eine Freundin hat, während ich in absehbarer Zeit rein gar nichts haben werde. Unter anderem plagen mich auch manchmal Suizidgedanken, die ich bisher aber nicht durchgezogen habe.
Was kann ich in dieser beschissenen Situation tun? Hat jemand Tipps? Denn die Zeit scheint tatsächlich nicht, alle Wunden zu heilen.
3 Antworten
Lieber Johnjddd,
das Leben als Erwachsener hat Anforderungen, die für Kinder und Jugendliche unbekannt sind. Zwar wissen Kinder mit "Arbeiten gehen" etwas anzufangen, aber richtig begreifen, was das bedeutet, können sie nicht. Erst wenn man selbst in dieser Pflicht steckt, erkennt man die Vor- und Nachteile.
Nicht viel anders ist es mit dem Aufbau und der Pflege von Sozialkontakten unter ggf. erschwerten Bedingungen oder mit der Sinn-des-Lebens-Suche. Daher ist es nachvollziehbar, wenn man sich bei Überforderung zurück in die Vergangenheit sehnt, wo man solche Probleme noch nicht kannte.
Abgesehen von Deiner schönen Ausbildung, hast Du jetzt auch ganz neue Aufgaben, wie eben der Aufbau von Sozialkontakten, Freundschaften, die Dir einen Ausgleich zum Arbeitsleben bieten. Meine Empfehlung: Bleibe nicht passiv sondern treibe Sport oder sei kreativ (Musik?) tätig, gehe vor allem mit offenen Augen für die Probleme und Nöte anderer Menschen durch das Leben - sowie mit einer helfenden Hand. Dieses Sich-um-die-eigenen-Wünsche-und-Sorgen-Drehen ist ein gefährlicher Faktor, der das Risiko deutlich erhöht, seelisch-psychisch zu erkranken.
Manche jungen Menschen in Deinem Alter suchen sich einen Mentor (einen erfahrenen, sozial kompetenten aber neutralen Lebensbegleiter), mit dem sie Sinnfrage und Fragen zur sozialen und geistigen Reifung besprechen können. Das wäre meine zweite Empfehlung für Dich, dass Du Dir (ggf. einen ehrenamtlichen) Mentor suchst.
Wie kommst Du darauf, dass man sich Hilfe verdienen muss? Sind nicht so ziemlich alle Teenager in gewisser Weise unfähig - weshalb sie zur Schule gehen oder eine Ausbildung absolvieren? Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Das gilt nicht nur in beruflichen, sondern auch in sozialen Fragen.
Die Grenzen der eigenen Fähigkeiten zu erkennen ist kein Nachteil, sondern eine der wichtigsten Erkenntnisse, die wir uns erwerben können. Was Menschen hindert, rechtzeitig zu fragen oder sich Hilfe zu holen - ist, neben mangelnder Erkenntnis, der Stolz.
Such dir professionelle Hilfe, wenn du es wirklich ernst meinst. Und dass du in absehbarer Zeit "gar nichts" haben wirst ist völliger Schwachsinn, den du dir selber einredest, da es besser zur deiner aktuellen Situation passt.
Naja, ich habe schon versucht, mich zu vernetzten mit den "LGBT" Leuten. Hat nicht sehr gut funktioniert, ist nicht meine Welt.
Betrachte den Vorgang des Erinnerns sozusagen von außen, dann involvierst du dich nicht darin. Wenn so eine Erinnerung auftaucht, dann sagst du dir in Gedanken einfach "erinnern, erinnern" - ohne Groll oder Sehnsucht. Und dann macht du weiter mit was du gerade beschäftigt warst.
Das nennt sich Achtsamkeit. Achtsamkeit hakt ab. D.h. Phänomene, die mit einem achtsamen Geist betrachtet werden neigen dazu zu verschwinden.
Achtsamkeit erinnert mich an "Achtsam morden" 😅 aber danke für den Tipp. Ich werde es mal ausprobieren.
Habe schon mit Gitarrenunterricht angefangen, der sehr viel Spaß macht. Jedoch trägt der meiner Auffassung nach wenig bis garnichts dazu bei, die Gedanken zu unterdrücken. Das mit dem Mentor ist mir glaube ich auch eher unangenehm, weil ich nicht noch einer von diesen unfähigen Teenagern sein will. Ich hab eigentlich keine Hilfe verdient.