Wie interpretiert ihr Aussagen wie "Jeder so, wie er mag!" oder "Jedem das Seine!"?
42 Stimmen
16 Antworten
"Jedem das Seine" hat eigentlich mit Strafe und Justiz zu tun.
Es ist ein Rechtsgrundsatz aus der Antike, stand bzw. steht aber auch über dem Eingang zum KZ Dachau. So wie in Auschwitz "Arbeit macht frei" steht.
https://www.gutefrage.net/frage/jedem-das-seine-alles-fuer-deutschland-nazisprech-oder-erlaubt
Stimmt, die Nazis haben es halt pervertiert - höhnisch wie sie waren.
Ja, aber darum geht es hier nicht.
Viele verwenden es ohne an die Nazis zu denken als hohle soziale Floskel.
Ja, meine Mutter zum Beispiel. Das steht auch im Fragetext meines verlinkten Beitrags.
Die war nie sonderlich politisch, denn meine Oma, ihre Mutter, ging ihr immer mit Politik auf die Nerven als sie Teenager war.
Die wusste auch nicht, dass das der Spruch von Dachau ist.
Bei jedem das seine stellts mir die Nackenhaare auf.
Aber es ist mehr als legitim, nicht immer urteilen zu wollen. Tatsächlich finde ich, man sollte dann auch nicht versuchen, auf alle Fragen zu antworten. Oft wird nämlich eine Meinung oder ein Urteil erfragt.
wenns dir da die Haare aufstellt, dann solltest du dich informieren über Auschwitz hinaus.
Mit einem dieser unbedacht ausgesprochenen Sätzen, kann man schnell als Nazi gelten.
Aber Toleranz verstehen sowieso viele Menschen falsch.
Streng genommen kannste etwas verachten und dennoch tolerieren. Begreifen die leute aber nicht. Die meisten glauben das Toleranz quasi Akzeptanz ist.
Wobei diese beiden Dinge SEHR unterschiedlich sind.
Tolerant sein bedeutet quasi nichts anderes als etwas zu "dulden". Und da gehört "Jedem das seine" eben dazu.
Ich bin in einer Zeit aufgewachsen und zur Schule gegangen, wo die meisten Schulbücher Ausdrücke, Beschreibungen und Abbildungen enthielten, die für die meisten Kids von heute sehr befremdlich und alles andere als "woke" wären.
Die etwas ältere Generation (Ü50) weiß denke ich, was ich damit meine.
Ich habe keinen Anspruch darauf, "woke" zu sein, wenngleich ich heutzutage auch nicht mehr alle diese Wörter oder Begriffe in meinem täglichen Sprachgebrauch verwende.
Allerdings unterscheide ich hier auch zwischen "beleidigenden" und "herabwürdigenden" Bezeichnungen, die allgemeingültig als negativ behaftet sind.
Die beiden Beispiele : "jeder so wie er mag" oder "jedem das seine" verwende ich zum Beispiel selber, obgleich mir bewusst ist, das letzterer auch zur nationalsozialistischen Zeit - in einem anderen Kontext- verwendet wurde.
Ich halte es jedoch verkehrt, irgendetwas "woken" zu wollen, was bereits vor über 2000 Jahren in der Antike durch Platon oder Cicero Anwendung fand und sinnesgemäß nur bedeutet, das jeder das bekommen soll, was er auch verdient.
Eher stören mich Menschen, die immer wieder versuchen alles weiterhin zu woken nur weil ein Begriff in Ihren Augen "nicht mehr tragbar" sein sollte.
Nehmen wir einfach mal die Bezeichnung für den Namen der Einrichtungen für Menschen, die nicht deutscher Herkunft sind und die nach Deutschland kommen.
Gelernt habe ich ursprünglich mal irgendwann "Asylantenheim".
"Asylanten" hatten dann irgendwann einen negativen touch und es wurde dann "Ausländerheim" draus.
Auch "Ausländer" wurde dann irgendwann negativ und es wurden daraus "Migratenheime". Wieder ein paar Jahre später wurde daraus "Flüchlingsheime"
Nun lese ich häufiger "Containerdörfer für Flüchtlinge" ...wtf... was soll das ??
Wünsche mir hier mehr Toleranz auf allen Seiten und bin gespannt, wie diese "Dörfer" in 10 Jahren heißen werden.
So,...werde nun kochen....gibt Zigeu...ähm "Balkanschnitzel" :-)
eigentlich hat es als Rechtsphilosophischer Grundsatz der Antike nichts mit Strafe udn Justiz zu tun, sondern mit Verteilungsgerechtigkeit zB von Gütern.