Was ist wichtiger: glücklich zu sein oder recht zu haben?
13 Stimmen
5 Antworten
Wenn ich recht habe, bin ich glücklich
Wer glücklich sein will, ist nur auf dem Weg zum Unglücklich sein.
Arthur Schopenhauer - Das Streben nach Glück - ein Irrtum
Alle Befriedigung, oder was man gemeinhin Glück nennt, ist eigentlich wesentlich immer nur negativ und nie positiv. Es ist nicht eine ursprüngliche und von selbst auf uns kommende Beglückung sondern muß immer die Befriedung eines Wunsches sein. Denn Wunsch, d.h. Mangel, ist die vorhergehende Bedingung jedes Genusses.
Mit der Befriedigung hört aber der Wunsch und folglich der Genuß auf. Daher kann die Befriedigung oder Beglückung nie mehr sein, als die Befreiung von einem Schmerz, von einer Not […].Jedem Vorhaben stehn Schwierigkeiten und Bemühungen ohne Ende entgegen, und bei jedem Schritt häufen sich die Hindernisse. Wann aber endlich Alles überwunden und erlangt ist, so kann doch nie etwas Anderes gewonnen sein, als daß man von irgend einem Leid, oder einem Wunsch, befreit ist, folglich nur sich so befindet1, wie vor dessen Eintritt - Unmittelbar gegeben ist uns immer nur der Mangel, d.h. die Schmerzen. Die Befriedigung aber und den Genuß können wir nur mittelbar erkennen, durch Erinnerung an das vorhergegangene Leid und Entbehren, welches bei seinem Eintritt aufhört. Daher kommt es, daß wir der Güter und Vorteile, die wir wirklich besitzen, gar nicht recht inne werden, noch sie schätzen, sondern nicht anders meinen, als eben es müsse so sei: denn sie beglücken immer nur negativ, Leiden abhaltend. Erst nachdem wir sie verloren haben, wird uns ihr Wert fühlbar […].
Es gibt einen angeborenen Irrtum, und es ist der, daß wir da sind, um glücklich zu sein. […] So lange wir in diesem angeborenen Irrtum verharren, auch wohl gar noch durch optimistische Dogmen in ihm bestärkt werden, erscheint uns die Welt voller Wiedersprüche. Denn bei jedem Schritt, im Großen wie im Kleinen, müssen wir erfahren, daß die Welt uns das Leben durchaus nicht darauf eingerichtet sind, ein glückliches Dasein zu enthalten. […]
Überdies aber hat uns bis dahin schon jeder Tag unseres Lebens gelehrt, daß die Freuden und Genüsse, auch wenn erlangt, an sich selbst trügerisch sind, nicht leisten was sie versprechen, das Herz nicht zufrieden stellen und endlich ihr Besitz wenigstens durch die sie begleitenden, oder aus ihnen entspringenden Unannehmlichkeiten vergällt wird; während hingegen die Schmerzen und Leiden sich als sehr real erweisen und oft alle Erwartungen übertreffen. - So ist denn allerdings im Leben Alles geeignet, uns von jenen ursprünglichen Irrtum zurückzubringen und uns zu überzeugen, daß der Zweck unseres Daseins nicht der ist, glücklich zu sein.
Ah, Schopenhauer, der Pessimist mit einem Herz für Philosophie – er wusste genau, wie man das Leben aus der Perspektive eines Menschen beschreibt, der kurz davor ist, die Welt für eine schlechte Reality-Show zu halten. 🤔
Wenn wir Schopenhauer glauben, sind all unsere Versuche, glücklich zu sein, wie ein ständiges Rennen auf einem Hamsterrad, das uns letztlich immer wieder nur zum Punkt bringt, an dem wir von einem Schmerz befreit sind – und wir sind so froh, dass wir nicht mehr das Gefühl haben, auf der Stelle zu treten! „Wohlstand und Freude?“ fragt Schopenhauer. „Ach, die sind nur die negativen Begleiterscheinungen der Befreiung von Mangel und Leid!“
Hallo Lorena32!
Da das Glücklichsein "alle" Bereiche betrifft, bin ich lieber vollumfänglich glücklich.
Ich muss nicht immer Recht haben. Man kann auch Mensch sein und sich einmal irren. Zudem lernt man daraus, wenn man sich irrt, dann das Wahre eruiert und es beim nächsten Mal besser weiß. Insofern würde mich auch dieser Prozess des Lernens bzw. des Neuerwerbs von Wissen "glücklich" machen.
Und, nur weil man Recht hat, heißt es nicht, dass man Recht bekommt.
Zudem ist es manchmal "klüger", wenn man Recht hat, aber dennoch stillschweigend hinnimmt und nicht darauf besteht.
Wenn ich glücklich bin habe ich recht damit wie ich lebe.
Zurecht Glücklich sein