Wäre das viel nur für Hessen alleine schon?
26 Stimmen
11 Antworten
Solche Meldungen kommen die letzten Jahre jeden Sommer. Ein paar Wüstenfreunde sehen dann zum ersten mal nackte Deutsche haut und meinen drüberrutschen zu wollen.
Natürlich ist jeder einzelne sexuelle Übergriff einer zu viel.
Für BILD Verhältnisse ist der Artikel sogar beinahe sachlich, abgesehen von der Überschrift und Begriffen wie "Schockzahlen".
Schon vor 17 Jahren hat ein Freund von mir als Fachangestellter für Bäderbetriebe (im Volksmund "Bademeister") gearbeitet und mir fast täglich von Vorfällen berichtet, in denen Jugendliche respektlos, aufdringlich und übergriffig waren.
Seit dem hat sich die Situation noch weiter verschärft und erstaunlicherweise nennt die BILD hier auch einen der wichtigsten Gründe: Den akuten Personalmangel aufgrund von Einsparmaßnahmen. Leider herrscht in gewissen Parteien die Überzeugung vor, Freibäder und andere Freizeiteinrichtungen wären Luxus und somit unwichtig, wenn nicht gar unnötig, weshalb man in diesen Bereichen besonders gut sparen könnte. Das Problem ist, dass gerade Jugendliche an den Orten, an denen sie ihre Freizeit verbringen, besonders viel lernen, nämlich korrektes Verhalten und Grenzen zu respektieren.
Insbesondere bei Jugendlichen, die Zuhause nie "erzogen" wurden, also keine oder nur wenige Grenzen aufgezeigt bekommen haben und mit übrgriffigem und respektlosem Verhalten durchgekommen sind, ist diese "Erziehung" besonders wichtig, da ansonsten nur die Schule bleibt, um richtiges Verhalten zu lernen. Da aber auch im Bildungssektor gerne gespart wird und Lehrer:innen auf die Kooperation der Eltern angewiesen sind (Konsequenzen durch die Schule können nur Erfolg haben, wenn die Eltern mitarbeiten: bspw. beim Thema Hausaufgaben: Wenn Schüler XY fünfmal die Hausaufgaben vergessen hat und nun die Eltern benachrichtigt werden, bringt das nichts, wenn es den Eltern egal ist. Wenn beim zehnten Mal Nachsitzen angeordnet wird, es für die Eltern aber okay ist, wenn der XY einfach nicht hingeht und sie sich auch nicht an unentschuldigten Fehlstunden auf dem Zeugnis stören, kann die Schule kaum etwas machen), bleiben bei diesen Jugendlichen nur noch die Orte, an denen sie sich gerne und freiwillig aufhalten und an denen Erwachsene Einfluss nehmen können.
Die Mutter des vorhin genannten Freundes hat damals schon prophezeit, dass die Sparmaßnahmen im Freizeitbereich irgendwann dramatische Konsequenzen haben könnten (sie selbst war Erzieherin).
Ein weiterer wichtiger Aspekt, der leider nicht genannt wird, ist die toxische Männlichkeit, also eine Vorstellung davon, was männlich ist, in der rücksichtsloses, respektloses und aufdringliches Verhalten als "stark" und "männlich" gelten, während Höflichkeit, Empathie und Respekt vor Frauen als "schwach" und "unmännlich" wahrgenommen werden. Diese toxische Männlichkeit wird durch bestimmte Medien (Andrew Tate, Kanye West und zahlreiche andere Prominente, die von Jugendlichen "gefeiert" werden) den Jugendlichen praktisch aufgedrückt. Dazu kommt natürlich noch das soziale Umfeld der Jugendlichen, wie Gleichaltrige und die Familie.
Es gäbe also reichlich Möglichkeiten, etwas an dieser Situation zu ändern. Allerdings erfordert das Anstrengung und auch Geld. Die Frage ist, ob die Gesellschaft bereit ist, diese Anstrengungen auf sich zu nehmen.
Ich hoffe, dass sie das ist.
Ich denke um einen entscheidenden Punkt muss man das noch verbessern.
Ohne den Mädels zu nahe treten zu wollen. aber ich habe das Gefühl, dass hier auch eine gewisse Übersensibiltät entsteht. schon bei einem dummen Spruch oder einem Blick der nicht sagen wir ganz "brav" ist, fühlen sich manche von ihnen schon igendwo beleidigt bis vergewaltigt.
Ich sage NICHT! dass es okay ist, wenn Jungs von "Miezen" sprechen oder einen dummen Spruch bringen. aber auch wir Mädels müssen eben lernen, das einordnenen zu können.
Es ist schließlich ein himmelweiter unterschied, ob man(n) mal was versucht und dabei ein wenig zu weit geht, dann aber nach der ersten Abfuhr versteht, dass das nix gut nix war. oder eben so weiter macht, bis vielleicht mal eben eine anbeißt oder auch nicht.
Jeder einzelne Übergriff ist zu viel. 74 ist immens viel.
Ja, das wäre viel.
2019 wurden 81 Fälle gemeldet, 2023 waren es 78.
Also im Schnitt.
https://www.tagesschau.de/inland/regional/hessen/uebergriffe-freibad-gelnhausen-100.html