Krimi-Thema - Muss es immer Mord sein?
Viele Krimis setzen häufig auf recht eingefahrene Grundmuster, wie es sie schon seit Agatha Christie und Co. gibt.
Es gibt eine Leiche oder mehrere, die Suche nach Motiv und Täter wird zum Puzzlespiel, der Mörder war nicht der Gärtner, weil das wäre dann zu platt, aber irgendwie ist es die Person, mit der man am wenigsten rechnen würde.
Und wenn man die ausgemacht hat, kennt man auch oft schon das Ende ;-)
Aber Spaß beiseite:
- Was macht für euch eine Kriminalgeschichte spannend?
- Was gibt es außer dem Mord, was als Geschichte überzeugen kann?
- Welche Geschichte hat euch da überrascht, die auch mal ganz ohne Leichen für Gänsehaut sorgt?
- Gibt es Kriminalfälle oder Genre, die ihr besonders spannend findet?
3 Antworten
Für mich geht es in einem spannenden Krimi weniger um das Mordopfer, sondern das Drama zwischen den Personen und Meinungen.... Klar ein Verbrechen muss stattgefunden haben, um "hinter die Kulissen" schauen zu können, aber das muss nicht unbedingt à la Miss Marple geschehen....Letztendlich ist es aber doch immernoch ein Krimi.
Ich persönlich schätze den "klassischen" Krimi durchaus. Miss Marple, Hercule Poirot, Sherlock Holmes und ihre Nachfolger haben einen Grund warum sie sich halten. Der Freitagabend Krimi im deutschen TV hat damit aber finde ich oftmals wenig zu tun.
Besonders spannend finde ich persönlich Krimis, bei denen die Rolle des "Inspektors" nicht ganz "Der Gute" ist.
Auch wichtig ist ein gutes Konfliktthema, die ersten Robert Langdon Bücher von Dan Brown sind da meines Erachtens ein wunderbares Beispiel. (Bei den späteren zieht sich der Plot leider so, dass dem Thema auf halber Strecke die Luft ausgeht)
Für mich gibt es einige Geschichten, die ich als Krimi bezeichnen würde (oder zumindest in meiner persönlichen Leselandschaft dort verordnen würde), die vielleicht eher andere Schwerpunkte haben, eigentlich gar kein "Krimi" sind. (Ich hoffe das ergibt Sinn...🤣🙈) Für mich bewegen sich Krimi und Mystery/Fantasy/Sci-fi oft sehr nah zusammen. Ich würde sogar behaupten, dass man auch Doctor Who als Krimishow anschauen kann...um hier einen Referenzrahmen zu geben.
Hier einige Lese-Vorschläge:
Friedrich Dürrenmatt: Der Richter und sein Henker, Der Besuch der alten Dame
J.B. Priestley: An Inspector Calls (Ein Mord?Ein Selbstmord? Oder doch nur Erfunden? Das Theaterstück hat Drama bis zum Schluss, bleibt völlig offen und ist genial geschrieben)
Wer sich visuell, inhaltlich und vom Leseerlebniss her mal was ganz anderes geben möchte sollte "Die Illuminae Akten" lesen. (Annie Kaufman und Jay Kristoff) Etwas schwierig das ganze gut zu beschreiben, aber ich würde es so formulieren: Eine Geschichte nur in Dokumenten (Emails, Überwachungskamera transkripten und ähnliches) erzählt. Der Plot: Großkonzerne, Künstliche Intelligenz und Zombies im Weltall. Die Trilogie gehört zur Jugendliteratur lohnt aber meines Erachtens auch für alle anderen einen Blick... Und ja es ist zeitweise etwas Splattermovie, aber die Verschwörung ist wahnsinnig gut gebaut und die Spannung hält sich durch drei Teile. Und ich meine echte "Wer war es Spannung" nicht die typische "wir rüsten uns für das epische Finale der Trilogie Spannung".
Ben Aaronovitch: Die Flüsse von London (Die Buchreihe surft an dieser komischen Grenze zum Jugendbuch herum, ist aber auch für Ältere angenehm zu lesen, handelt von einem Polizisten in London, der Zaubern lernt. Klassisch bissiger Humor,selbstironische Kommentare des Protagonisten, setting im heutigen London, mit Fantasy/lokaler Fabelwelt. Definitiv lesenswert, Krimi meets Fantasy auf ziemlich gute Art und Weise. Ist aber eher unterhaltsam als DanBrownSpannung..😂)
Nein, natürlich nicht. Es gibt schon z.B. bei Sherlock Holmes viele Fälle ohne Leiche.
Ja das stimmt schon, was macht denn die anderen Fälle spannend? Gibt es da eine Geschichte, wo man hinterher gedacht hat, was für ein starker Krimi und woran lag das?
Die Aufklärung, denn SH sind ja Whodunits. Ansonsten geht bei Krimis alles, was man sich vorstellen kann. Man denke auch mal an Krimis, in denen die Täter und die Tat (z.B. Bankraub) am Anfang geschildert werden. Spannung entsteht dann dadurch, wie sie überführt werden. Usw. Usw. Usw.
Stimmt. Es hat auch einen ganz eigenen Reiz, wenn man als Leser/Zuschauer mehr weiß, als die handelnden Figuren oder wenn man an die Geschichte mal nicht aus der Perspektive der Ermittelnden herangeführt wird. Guter Punkt, danke!
Was Filme angeht - Krimi-Komödien in denen es um Diebstahl geht, zum Beispiel "The Pink Panther" (1963) oder "Das Mädchen aus der Cherry-Bar" (1966)
Stimmt, wobei Pink Panther ja schon fast ein eigenes Genre ist,
Danke, ja was zwischen den Figuren passiert, hat großen Anteil, ob man eine Geschichte gut findet. An Inspector Calls und der Besuch der alten Dame sind da in der Tat Klassiker. Ich wollte auch nichts gegen einen guten Hercule Poirot, einen Sherlock Holmes oder einen Philip Marlowe sagen. Nur gibt es dann später viel zu viele uninspirierte Kopien. Wenn es kein einfaches Gut und Böse gibt, ist das auf jeden Fall ein Plus. Mit den Krimis, die ins fantastische abgleiten, tue ich mich immer ein wenig schwer. Dan Brown hat es in seinen Romanen geschafft, gefühlt fast auf jeder Seite einen Plotwist unterzubringen, das schafft Tempo, nutzt sich aber auch schnell ab. Danke für die Hinweise, einiges muss ich mir mal anschauen.