Wie prägen Anime unser Japanisch-Hörverstehen?

4 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Wenn jemand eingefleischter Fan von Attack on Titan ist, wird derjenige wohl früher oder später über die Vokabeln 進撃 und 巨人 „stolpern“, und sich vermutlich merken. So wie jemand, der 80 ist und früher leidenschaftlicher Beatles-Fan war bestimmt erklären kann, was der Name seiner Lieblingsband bedeutet. Und wenn im Anime soundsohäufig „urusai“ gebrüllt wird, merkt sich das der durchschnittliche Anime-Fan natürlich genauso wie sich der Beatles-Fan merkt, dass es in „Yesterday“ (im metaphorischen Sinn) um „gestern“ geht. Das hat aber nichts damit zu tun, eine Sprache zu verstehen geschweige denn anwenden zu können.

Also wie viel von einem normalen Alltagsgespräch können wir verstehen, nachdem wir uns das bewusst anhören und zuvor sehr oft diese Sprache gehört haben

Ist ja nicht so, dass du das nicht einfach selbst herausfinden könntest. Im Internet ist alles verfügbar. Zieh dir irgendeinen Podcast, irgendeinen japanischen YouTuber, Film, japanische Nachrichten oder auch irgendeinen Anime ohne Untertitel rein, dann siehst du doch, wieviel du verstehst. Oder umgekehrt gefragt, wie oft konntest du denn schon eine Weile die Untertitel ausschalten, weil du trotzdem dem Dialog folgen konntest, wodurch du überhaupt erst Anlass hattest, auf diese These zu kommen? Selten? Noch nie? Siehst du: Wunschdenken.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Lebe und arbeite seit 2017 in Japan
HououinKyouma42  23.05.2023, 20:12

Wie haben die meisten von uns Englisch gelernt?

genau!

Durch Immersion, auf der Grundlage eines sehr ineffizienten Schulunterrichtes.

Viele lernten Jahre lang im Untericht, verstehen wenig und können auch sehr schlecht sprechen.

Irgendwann hat man genug interesse an irgendetwas und schaut unendlich viel Youtube oder Serien.

Nach einer Zeit braucht man auch keine Untertitel mehr, obwohl man nur die Hälfte wirklich so versteht, dass man sie übersetzten könnte.

Das liegt daran, dass man Redewendungen und Vokabeln immer wieder im Kontext hört. Die Verfolgen einen dann richtig. Entweder man versteht irgendwann einfach was damit gemeint ist, oder man schlägt es nach.

Aber eins ist klar. Wer eine rede Wendung aus Immersion lernt, der hat diese besser gelernt als jemand, der sie als Vokabel auswendig lernte.

Damit zeigt sich, dass die Immersion der Teil des sprachen lernens ist, der am signifikantesten.

Da man den Kontext nach und nach immer besser versteht, denke ich, kann das Verständnis in der Immersion als ein exponentialer Zusammenhang interpretiert werden.

Am Anfang versteht man nur einzelne Worte. Danach versteht man immer wieder neue einzelne Worte. Und irgendwann erkennt man so viele Worte, dass man einfach versteht, worum es geht.

Wenn man mitkriegt, worum es geht, dann ist es egal, dass man vielleicht ein drittel des Inhaltes nicht so richtig versteht, weil man es sich dann erschließen kann, aber auch ohne das, die Immersion genießt.

Selbst wenn du recht haben solltest und es dem OP nicht wesentlich weiter bringt, ist es wahrscheinlich besser er macht was er vorgeschlagen hat, anstatt demotiviert sich weniger mit der Sprache zu umgeben.

Denn letztendlich zählt weniger wie man sich mit der Sprache befasst, als vielmehr, dass man sich mit der Sprache befasst.

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warai87  23.05.2023, 22:53
@HououinKyouma42

Du bist laut einer Frage von vor 7 Monaten in der 11. Klasse? Als ich so alt war wie du, habe ich eine Klausur in Mathe als Zweitbeste der Klasse an einer japanischen Schule geschrieben. Dass ich diese Klausur überhaupt geschrieben habe, lag so gesehen tatsächlich an Immersion - während andere sich endlos ihre Anime reinziehen, wollte ich lieber einen Schüleraustausch nach Japan machen. Dass ich sie aber so gut geschrieben habe, lag an dem offensichtlich recht guten Japanisch-Unterricht (und übrigens auch Mathe-Unterricht), den ich davor hatte ;)

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Wenn du deutsche Untertitel nutzt, dann so gut wie gar nicht. Vielleicht ziehst du ein paar Vokabeln raus, die man als Ausnahme mal 1:1 übersetzen kann, aber das ist schon das höchste der Gefühle. Was vor allem daran liegt, dass Japanisch immer nur ins deutsche lokalisiert wird, aber nie übersetzt, weil 1:1 Übersetzungen in den meisten Fällen überhaupt keinen Sinn ergeben und an auch gerne mal so gut wie unmöglich sind.

Man kann und sollte mit Dingen wie Anime und anderen japanischen Werken lernen, wie auch hier beschrieben: https://kawaraban.de/japanisch-lernen/

Dann muss man aber auch wirklich aktiv nachsehen, was jedes einzelne Wort heußt und wie sie ihre Bedeutung erhalten. Die paar Übertreibungen bei Anime und sonstwas findet man zudem genauso schnell raus wie bei deutschen Serien. Aber Leute tun ja oft so, als sei Anime-Japanisch eine eigene Sprache, was einfach nur abwegig ist.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Japanologie studiert und nach Japan ausgewandert

Alltagsgespräche sind kaum möglich, viele Anime behandeln sehr spezifische Themen. Einige Worte bleiben haften, zumindest bei mir. Ich freue mich dann einzelne Worte in Gesprächen zu verstehen, häufig in Zusammenhang mit Namen (wie Sora, Tsubasa, Rin, Shiro usw.). Aber immerhin kann ich dank Anime Leute anfeuern und mich entschuldigen ;) ich bin also manchmal die lustige Attraktion die von Japanern gebeten wird was zu sagen und dann applaus bekommt für Anime Catchphrasen. Alles was wirklich für einen Urlaub nützlich ist habe ich vor Ort gelernt durch zuhören, interpretieren und nachplappern.

man versteht schon ein paar sachen, aber das japanisch in Animes sollte man nicht lernen da diese unhöflich im Alltagsebrauch ist. gerade was bei Shounen/Seinen in gebrauch ist

Woher ich das weiß:Hobby – 1100+anime/Sono me ni yakitsu O kunda na/Yowai mono mi nikui