Erst mal, was solltest du machen? Eine Mischung aus Ausdauer und Kraft.
Warum? Wenn du keine Ausdauer machst, leidet dein Herz-Kreislauf-System. Klar, die Pumpe geht auch beim Krafttraining, das ist vergleichbar mit Intervalltraining (in der Übung hast du hohe Intensitäten und hohen Puls und in der Satzpause geht der Puls wieder runter), aber auch ein gutes Zone 2 Training, also lang-anhaltend auf 60-70% des Maximalpulses bleiben ist wichtig für das Herz-Kreislauf-System. Aber wenn du kein Krafttraining machst, verlierst du Muskeln. Du willst aber lieber ein bisschen was an Muskeln aufbauen, da diese im Alter irgendwann tendenziell eher weniger werden, heißt Muskeln sind eine Währung im Alter für ein aktives, beschwerdefreies Leben, denn die Muskeln machen dich beweglich und stabil.
Bei beiden Disziplinen kannst du aber zwei Faktoren in Betracht ziehen: Was macht dir Spaß und hast du evtl. ein spezifisches Ziel?
Bei Ausdauer heißt das: Wenn du einen Marathon laufen willst, musst du laufen. Fahrradfahren macht zwar gute Ausdauer, aber nicht die spezifische Ausdauer und die Technik fürs Laufen. Ist dir das gerade egal, dann mach für die Ausdauer, was du willst. Vielleicht auch immer mal was anderes. Im Sommer z.B. laufen gehen, vielleicht auch mal ein paar Parkour-Elemente einbauen (hebt die Herausforderung und den Spaß), radfahren (also richtig, draußen), im Schwimmbad Bahnen ziehen, Inline-Skaten... Abwechslung ist toll. Und wenn das Wetter nicht mitspielt, geh im Gym aufs Fahrradergometer, Ruderergometer, Laufband, Stairmaster, ... einen Ausdauer-Kurs (Zumba, Tanzworkouts/schnelle Tanzkurse wie Hip Hop, Jumping-Fitness) oder auch mal in eine Trampolinhalle.
Bei Kraft ist das Ziel noch mal krasser vom Impact her. Hier kann man im Prinzip kategorisieren:
- Du willst relativ große Muskeln aufbauen: Dann sind im Gym die Kraftmaschinen dein Freund. Diese isolieren die Muskeln, sodass du jeden Muskel gezielt ansprechen kannst. Hier solltest du immer den ganzen Körper trainieren, um keine Dysbalancen zu bekommen (Muskeln arbeiten immer in Paaren oder Gruppen miteinander und gegeneinander und sollten etwa gleich stark sein), kannst aber gerne etwas "Liebe" in ein besonders getroffenes Körpersegment wie z.B. den Po geben. Wenn du dich im Gym anmeldest, zeigt dir ein Trainer alle Maschinen und Übungen und stellt diese auf dich ein und bespricht den Trainingsplan.
- Du willst schwer heben können: Dann trainiere mit Hanteln. Hier lernen Muskeln und zentrales Nervensystem spezifisch das Zusammenspiel für solche Hebebewegungen. Baut auch ordentlich Muskeln auf, die funktionale Kraft im Bezug auf Heben ist aber größer, weil du die Bewegungen immer ausführst und den Körper diese lernt. Am Anfang bist du vielleicht im Bezug auf Aufbau etwas limitierter durch vorzeitiges Übungsversagen durch einen der vielen Muskeln, die gleichzeitig arbeiten, das gleicht sich aber mit der Zeit an. Sichtbare Muskeln kommen, aber später.
- Du willst Körperbeherrschung: Trainiere mit dem Körpergewicht. Im Gym hieße das, gehe an die Gestelle, an denen du Klimmzüge und Co machen kannst und trainiere Calisthenics, erst die Basics (also genau sowas wie Liegestütze, Klimmzüge, Schräghang-Ruderzüge, Pike Pushups, ...) und später die Skills, also die spektakulären turnerischen Figuren. Alternativen könnten z.B. sein: Crossfit (meist von speziellen Anbietern, sogenannten Crossfit-Cages, nicht im normalen Gym), wobei das etwas kontrovers vom Trainingsstil ist (u.A., aber das ist das, wo sich am Meisten drüber lustig gemacht wird, die lustigen Klimmzüge, die aussehen, wie ein Fisch am Haken), oder aber auch akrobatische Sportarten wie Geräteturnen, Ninja Warrior (findet sich oftmals in Kletter- und Boulderhallen) oder Aerial Sports wie Poledance, Vertikaltuch oder Aerial Hoop (meist unter einem Dach in Poledance-Studios). Hier ist dieser Effekt des Übungsversagens durch den schwächsten Muskel noch was krasser, als bei Hanteln. Aber auch das gleicht sich mit der Zeit an. Calisthenics und Crossfit ist relativ gut nach oben raus skalierbar, was Muskelaufbau angeht, bei den anderen Disziplinen trainierst du ja eher auf Skills/Tricks als auf puren Muskelaufbau. Natürlich baust du Muskeln auf, aber relativ wenig (vielleicht willst du aber auch gar nicht so viele, sondern eher definiert, mit leicht sichtbaren Muskeln und nicht aufgepumpt - dann bist du hier richtig). Und in ein paar Jahren kannst du auch die Human Flag, gerade wenn du Calisthenics auf Skills oder Poledance (kommt nämlich in beidem vor) trainierst.
- Du willst eher auf Muskelerhalt, ganz minimalen Aufbau durch Kraftausdauer und Beweglichkeit gehen? Dann lass das Gym links liegen und geh in eine Kletterhalle oder Boulderhalle und gehe die Wände hoch.
- Du willst eine Kombination? Dann kannst du z.B. primär Calisthenics trainieren und noch ein paar Gym-Maschinen wie die Hyperextension-Liege und die Hip Thrust Bank für den Po mit benutzen, den man mit Calisthenics relativ schlecht trifft.
Das sind so grob die Kategorien. Du merkst, hier ist wirklich entscheidend, wo willst du eigentlich hin und was macht dir Spaß? Ich meine klar, es gibt auch Leute, die mit einem breiten Grinsen an jede Kraftmaschine gehen und sich jedes Mal wie ein Schnitzel freuen, wenn sie wieder ins Gym gehen. Aber den Meisten ist das zu langweilig und daran scheitern oft die guten Vorsätze. Aber egal, ob du beim Klettern neue Routen oder einen neuen Schwierigkeitsgrad bestreitest, beim Training mit freien Hanteln einen neuen persönlichen Rekord fürs Gewicht aufgestellt hast, einen neuen Calisthenics-Skill oder einen neuen Poledance-Trick erlernt hast, das sind Fortschritte, die den Spaß deutlich höher halten, als nur an irgendwelchen Maschinen zu sitzen und schwergängige Hebel zu bewegen.
Was die Trainingsfrequenz angeht: Wenn du intensiv Kraft trainierst, brauchen deine Muskeln eine Regenerationszeit. Die Muskeln wachsen nicht im Training, sondern im Training fügst du ihnen kleine Mikrorisse zu, die dann mit Proteinen aus der Nahrung (die ist also auch wichtig) gefüllt werden, mit mehr als vorher da war, sodass der Muskel größer und stärker wird. Trainierst du zu schnell wieder, bist du verletzungsanfälliger, weniger leistungsstark und der Muskel wächst sogar langsamer und in ganz extremen Fällen schrumpft er sogar durch die Überlastung. Diese Trainingspause kann aber auch ein Active Rest sein, das heißt in der Zeit machst du zwar keine Kraft, bist aber trotzdem aktiv, z.B. mit Ausdauertraining oder Mobilitätstraining (wie z.B. Yoga, Stretching oder Ballett), was beides sogar die Regeneration beschleunigen und verbessern kann.
Um den Rest kümmern sich die Trainer, entweder im Gym beim Einführungstraining oder in den Kursen, wenn du dich statt Gym doch für Crossfit oder eine Aerial Sports Disziplin entscheidest.