Eine Handlung wird nicht nur durch Gedanken bestimmt. Sonst würde bei jedem Gedanken, der eine Tat im Indikativ oder Imparativ darstellt (vorausgesetzt, man denkt in Worten) tatsächlich gehandelt werden. Ein Gedanke in diesem Kontext ist nur eine Suggerierung, ein Vorschlag, eine Möglichkeit. Er kann nicht in die Realität eingreifen. Dementsprechend braucht es etwas anderes, was dafür sorgt, dass der Gedanke zur Handlung wird.
Der Mensch funktioniert grundlegend so, dass er eher so handelt, wie es seinen eigenen Interessen entspricht, als anders (zum Beispiel liest man eventuell gerne ein Buch, tut sich aber schwer, für die Arbeit einen Bericht zu verfassen). Dementsprechend werden Gedanken, die zu etwas führen, was uns gefällt, eher ausgeführt als solche, die das nicht tun - dabei benötigt es dann weitere Überzeugung. Diese Überzeugung kommt daher, dass eventuelle Folgen und Aufwand abgewogen werden, zumindest grob. Auch das, was wir mögen, wird von uns abgewogen. Wenn es schön ist, ein Buch zu lesen, man dafür aber erst in die Stadt fahren und es sich leihen oder kaufen muss, ist der Aufwand groß und hebelt, je nach Stärke der Vorliebe fürs Lesen, vielleicht die höhere Wahrscheinlichkeit, erst noch etwas in dem Buch zu lesen, bevor man etwas anderes tut, aus.
Die Folgen bedenkt man meistens eher bei Dingen, die man ungern tut, bzw die Folgen, wenn man es lässt. So wird man, wenn man weiß, dass der Bericht noch geschrieben werden muss, um das muss darin wissen, weil es ansonsten negative Folgen geben könnte bzw wird, was dem Handeln nach den eigenen Interessen schließlich widersprechen würde.
Es sind also keine Gedanken allein, die zu Handlungen führen, nur meistens Auslöser. Der Gedanke wird dann nach Vertretung der eigenen Interessen gewichtet und anschließend werden kurz Aufwand/Folgen hochgerechnet, bevor man zu einem Ergebnis kommt. In meinem Beispiel wird die Person vermutlich den Bericht schreiben, obwohl die Motivation dafür negativ bedingt ist, weil der Aufwand, bis man damit anfangen kann, geringer ist und die Folgen bei Nichtmachen geringer (und eventuell senkt das auch den Stress, den Bericht später noch schreiben zu müssen). All das findet in meinem Beispiel vielleicht bewusst statt, aber oft auch unterbewusst, sodass man nicht aktiv darüber nachdenken muss, weil das Gehirn auch so weiß, welche Interessen man hat.
Ein Vorgang, bei dem dieser Prozess unterbewusst verliefe, wäre beispielsweise, wenn es zieht weil ein Fenster offen steht. Dann ist es kalt, ein physischer Reiz, und man wird ohne weiter darüber nachzudenken, was für ein Aufwand es ist, aufzustehen und hinzugehen, oder welche Folgen es hat, das Fenster offen zu lassen, wissen, dass es praktischer ist, das Fenster zu schließen, egal ob man es möchte oder nicht. Auch physisches Wohlbefinden spielt also eine Rolle.
Insgesamt spielen sehr viele Faktoren eine Rolle, und das ist auch nur ein Ansatz. (Falls ich irgendwelche Fakten verdreht habe, in Psychologie, Bewusstseinsphilosophie oder anderen Bereichen, tut es mir leid, denn wie gesagt, es ist nur ein Ansatz. Ich habe zugunsten der Länge dieser Antwort die sozialen Aspekte auch weggelassen, denn natürlich handelt ein Mensch anders, wenn es auch um andere Menschen geht. Auch die verschiedenen Arten von Interessen oder Folgen oder Aufwand (und die Bezüge von Aufwand und Folge zueinander) über positiv und negativ hinaus lasse ich hier erst einmal außen vor, obwohl sie eine Rolle spielen. Ich hoffe, die Antwort ist trotzdem hilfreich.)