Würdet ihr jemanden als einen idioten einstufen wenn er für 6 Euro Netto die Stunde arbeitet?
27 Stimmen
11 Antworten
Nein. Der gesetzliche Mindestlohn in Deutschland liegt zur Zeit bei 9,35 € brutto. Wenn man sich in Steuerklasse 5 befindet, kommt man bei 160 Arbeitsstunden im Monat auf knapp 1500 € Bruttogehalt und laut Brutto-Netto-Rechner auf gut 960 netto, was wiederum ziemlich exakt 6 € Netto-Stundenlohn entspricht.
Wenn die Alternative wäre, sich auf eine Position als Hausmann oder Hausfrau zurückzuziehen und keinerlei Einkommen zu haben, ist es immer noch besser, mit diesen 960 € monatlich zum Familieneinkommen beizutragen.
Voraussetzung ist, dass die Tätigkeit erträglich ist, also zumindest ab und zu auch Spaß bringt und befriedigend ist, sinnstiftend ist, man sich nicht vollkommen dabei auspowert und man noch Zeit für Freizeitaktivitäten und Familie hat.
Auch hat man dadurch eine soziale Absicherung, zahlt Steuern, hat soziale Kontakte, eine Tagesstruktur und braucht sich keine Vorwürfe anzuhören, dass man faul oder ein Schmarotzer sei.
Jeder Mensch sollte mit etwas Würde leben dürfen und diese einverlangen.
Arbeit hat nicht nur etwas mit Geld zu tun, sondern auch mit Selbstvertrauen, Sinn und Spaß.
Denn der Mindestlohn liegt bei 9,35€ was bedeutet dass er an fast jedem anderen Arbeitsplatz mehr verdienen wird und solche illegalen Verhältnisse durch sein Akzeptieren fördert.
Verstehst du überhaupt das Prinzip?
Warum für 6€ arbeiten wenn man selbst fürs Toiletten putzen mindestens 9,35€ bekommt.
Und verstehst du das Brutto-Netto-Prinzip?
Wenn man fürs Toilettenputzen Mindestlohn bekommt, und der Job legal ist, bekommt man niemals die 9,35 €/h ausbezahlt, sofern es sich um eine sozialversicherungs- und steuerpflichtige Beschäftigung handelt. Vielmehr kommt man durch die Abzüge, je nach Steuerklasse auf 6 bis 7 € netto.
Außerdem gibt es Jobs, die unendlich abwechslungsreicher und interessanter als das Toilettenputzen sind, und den Mitarbeitern ziemlich komplexe Kompetenzen unter Anwendung umfangreicher Kenntnisse abverlangen.
Es gibt Menschen, die Spaß daran haben und einen Sinn darin sehen, solche Tätigkeiten auszuüben, auch wenn die finanzielle Entlohnung dafür unterirdisch schlecht ist.
Ein Beispiel ist die Position als "technischer Kundenberater" in einem Call-Center, das für mehrere Auftraggeber tätig ist, z.B. große Telekommunikationskonzerne. Diese Konzerne stellen keine eigenen Mitarbeiter für die Störungsannahme an, sondern erledigen diese Aufgaben nach dem Prinzip des Outsourcing.
Wenn man vom Call-Center angeheuert werden will, braucht man überhaupt keinen Schulabschluss oder eine Ausbildung. Man bekommt eine zweiwöchige Schulung und wird dann auf die Kunden losgelassen. Man muss es aber schaffen, mit etlichen Computerprogrammen parallel zu jonglieren, während man gleichzeitig mit dem Kunden telefoniert. Die zugrundeliegenden technischen und kaufmännischen Abläufe sind ziemlich komplex. Die nötigen Informationen holt man sich aus einer Wissensdatenbank, in der man sich nötigenfalls schlau macht, während man den Kunden kurz in eine Warteschleife legt. Durch "Learning-by-doing" wird man über die Monate hinweg immer besser und schneller.
Neben den fachlichen Anforderungen muss man sich auch den kommunikativen und psychologischen Herausforderungen im Umgang mit schwierigen Kunden stellen. Man muss Menschen verstehen, die nicht gut Deutsch sprechen können und sie dazu anleiten, in ihren Gerätebedienungsprogrammen die richtigen Operationen durchzuführen, während man selbst nur akustisch mit den Kunden verbunden ist. Man muss wütende Kunden besänftigen und sie dazu bringen, nicht nur ihren Frust abzuladen, sondern zu kooperieren, so dass die Probleme gelöst werden können.
Wenn man darin gut ist, bekommt man eine innere Befriedigung hierdurch, die viel höher ist als sie durch Kloputzen oder Fließbandarbeit erzielt werden könnte.
Außerdem bekommt man täglich von mehreren Kunden eine große Dankbarkeit zu spüren und kann sich freuen, dass ein Problem, welches als "mittlere Katastrophe" empfunden wurde, binnen weniger Minuten gelöst werden konnte.
Genau deshalb lohnt es sich, auch für 6 € Stundenlohn zu arbeiten.
Alles ist besser als rumzuhocken und dem Steuerzahler auf der Tasche zu liegen!
Wenn man arbeiten kann, dann sollte man auch seinen eigenen Beitrag leisten.
Ein Nettolohn von 6,00 € pro Stunde ist völlig legal, wenn er dadurch zustande gekommen ist, dass der Mindestlohn von 9,35 € eingehalten worden ist, man durch Zugehörigkeit zur Steuerklasse 5 entsprechende Abzüge an Steuern und Sozialabgaben hat, und für die Branche kein Tarifvertrag besteht, der eine Einstufung in einen Tarif oberhalb des Mindestlohnes fordert.