Würdet ihr eurem Chef die Stirn bieten...?

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es kommt drauf an. Ich wäge - halb unbewusst - oft ab, ob es sich lohnt. Ich hatte einen Chef, der mir fachlich immer unterlegen war, schlicht: weil ich die viel bessere Ausbildung habe, der aber gerne die Chefposition raushängen ließ. Er sprach immer von: "Sie müssen nach Aktenlage beraten." Mmmmmjjj. DAs war so dämlich, dass es sich aber nicht lohnte, ihm da zu widersprechen. Er hätte mich stundenlang zugetextet - er wiederholte alles immer vier Mal, so dass ich beim zweiten Mal stets abschaltete - und so fand ich es stets bequemer, lächelnd zu nicken und "mmhh" zu sagen. Und dann natürlich doch das GEgenteil von dem zu tun, was er mir da ins Ohr blies.

Sein Spruch "nach Aktenlage beraten" war immer das geflügelte Wort für Blödsinn bei mir in der Abteilung.

Einmal aber bin ich auch gegen einen noch hüteren Chef von mir aufgestanden. Ich hatte den Jahresbericht geschrieben. Unsere Abteilung hatte mal 3 Monate ohne Sekretärin auskommen müssen und ich beschrieb diese Zeit metaphorisch mit einem Schiff, das in einen Sturm geraten war. Oh, oh.... da waren die Obrigkeiten aber stinkesauer. Sie fühlten sich von mir bloßgestellt und beleidigt. Da bin ich knapp an einer Abmahnung vorbeigerasselt. Ich habe erklärt, dass ich die Abteilung nicht beleidigen wollte, im Gegenteil, immerhin haben wir uns ohne Sekretärin trotzdem gut geschlagen. Das haben sie mir dann abgenommen. Aber den Text für den Jahresbericht durfte/musste ich dann doch nicht mehr schreiben. Ohhh, ich war darüber so uuuuunnnnglücklich. Äh, nein.

Zu meiner direkten Chefin habe ich immer eine sehr gute Beziehung gehabt. Wir begegneten uns stets auf Augenhöhe und haben uns durchaus auch mal angebrüllt, ohne dass das jemals die gute Stimmung verdorben hätte.

Zu meinem "Chef",

lieber BrainFog,

der eigentlich gar keiner war, hatte ich eine eher symbiotische Beziehung, sozusagen eine Beziehung von Herz zu Herz!

Wir waren Herzensverwandte und ticken sehr ähnlich! Das hing auch mit unserer Ar-beit und damit zusammen, dass wir über diese dieselbe Sichtweise bezüglich der wesentlichen Dinge hatten und fast identische Einstellungen und dieselben Wertmaß-stäbe hatten und uns ein fast analoges Welt- und Menschenbild verband.

Wenn es je dazu kam, dass eine Unklarheit oder eine unterschiedliche Meinung zwischen uns stand, so konnte ein jeder von uns die Gewissheit haben, dass der Eine alles versuchen werde, die Haltung des Anderen zu verstehen und auch nachvollzie-hen, um dessen Denken und Sichtweise erfassen und begreifen zu können. Die Folge, oder besser gesagt das Resultat war, dass wir einander in einzigartiger Weise ver-standen und er für mich in dem Sinne kein Chef war, sondern dass er mir dadurch, obwohl er mir in seiner Funktion als Professor geistig und an Wissen und auch an menschlicher Qualität voraus war, nie das Gefühl gab, als stünde er über mir und ich sei geistig weisungsgebunden!

Von daher gab es überhaupt keinen Grund ihm irgendwelchen Widerstand zu leisten oder ihm Paroli zu bieten, denn wir funktionierten im Gleichklang, auch wenn wir nichtsdestotrotz teils heftig miteinander diskutierten und argumentieren. Aber dies kam daher, dass wir einerseits beide im Grunde sehr emotionale Menschen und auch von Natur aus berufluch so angelegt waren, dass wir fachlich um die konsequente sachliche Auseinandersetzung und messerscharfe Argumentation bemüht waren, um Sachverhalte darstellen und begründen zu können. Die Anwendung und Ausübung des Verstands war das Zentrale, gepaart mit hervorragenden menschlichen Umgangsformen, wie sie bei Humanisten zu finden sind.

Daher konnte bei mir davon, meinem Chef geistig Widerstand zu bieten, ihm zu trot-zen oder entschieden Paroli zu bieten, keine Rede sein, da dies völlig unnötig war und jenseits des Sinnvollen und Vernünftigen lag!

Mein Chef hat mich sowohl geistig, indem er mir zielbewusst die Herangehensweise der selbstbewussten glasklaren analytischen Argumentation und Auseinanderset-zung vor Augen führte, als auch menschlich in jeder Beziehung gefördert und mich darin unterstützt und bereichert, meinen Verstand erfolgreich einzusetzen und anzu-wenden! Wofür ich ihm dankbar sein werde, solange ich lebe! Allerdings war ich auch eine gelehrige Elevin, vor allem deshalb, da ich seine Priorität in jeder Beziehung anerkannte und als wunderbare Fügung sah, von der ich letztlich nur profitieren konnte! Und ungerecht behandelt hatte mein Chef mich nie, da für ihn Gerechtigkeit nicht nur als reine Wunschvorstellung in seinem Kopf existierte, wie dies bei vielen Menschen der Fall ist, die sich für ganz besonders gerecht halten, auf die dies aber nicht annähernd zutrifft, sondern er als Mensch bestrebt war, den Menschen seiner Umgebung, allen voran mir, Gerechtigkeit widerfahren zu lassen! Indem er mir zeigte, wie man Gerechtigkeit im Leben ausübt und lebt!

Danke! Lieber BrainFog!

Mit herzlichen Grüßen und Wünschen!

Regilindis

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ich bin studierte Geisteswissenschaftlerin & Historikerin

Ja, aber die Position, dass man dem Arbeitgeber mehr wert ist als der Chef, dass man unverzichtbarer Spezialist ist, ohne den der Arbeitgeber das Geschäftsfeld nicht mehr anbieten könnte, die muss man sich vorher jahrelang erarbeitet haben. Ich hatte z.B. die Situation, dass mein Chef in einem Meeting mit Industriekunden von einem Fach, das Teil meiner Promotion summa cum laude gewesen war, behauptete, ich habe davon sowieso überhaupt keine Ahnung. Nach dem Meeting hab ich ihn lautstark einen Kopf kleiner gemacht. Er war Abteilungsleiter, ich Projektleiter. Aus vielen ähnlichen Gründen hab ich ihn rausgeekelt, bis er kündigte und nicht ich. Man kann sich vorstellen, dass er intensiv, aber erfolglos die Geschäftsleitung anbettelte, mich rauszuschmeißen.

Meine Chefin und ich haben früher als normale Kollegen zusammen gearbeitet, bis sie befördert wurde, die Kollegenfreundschaft blieb aber bestehen.

Von daher kann ich ihr durchaus ziemlich deutlich, aber höflich, so wie ich es bei anderen auch mache, sagen, wenn mir was nicht passt.

Habe ich auch schon in der Vergangenheit gemacht, als ich mich ungerecht behandelt gefühlt habe.

Ich hab mich sogar schon über ihn lustig gemacht und er hat es begriffen^^

Er zitierte mich zu sich, 3 andere Mitarbeiter aus Buchhaltung usw waren auch im Raum.

Er fing an herumzukeifen und im befehlston ansagen zu machen.

Ich ging in die typische Stellung wie man es bei der Armee macht und antwortete nurnoch kurz und knapp mit "Ja Chef" und "Nein Chef".

Er musste nach ca ner Minute selbst lachen und meinte "rühren Soldat" XD

Also es war garnicht nötig ihm mit worten entgegenzugehen. Ich musste ihm nur zeigen wie dämlich sein aktuelles Schauspiel war.

Er hats wie gesagt verstanden und alles war wieder in Ordnung.

Der Witz daran ist. es ließ ihn nachdenken. Er machte dieses mitarbeiter zu sich zitieren sogut wie nie wieder nach diesem Vorfall.