Würde die mengenlehre abgeschafft?

Gut, also "Wurde".

Die Mengenlehre stellt einen genialen einheitlichen Rahmen für die Erfassung mathematischer Begriffe dar, wie man ihn in solcher Geschlossenheit in der gesamten Zeit vor ca. 1880 vergeblich sucht, seitdem aber mit großem Erfolg entwickelt und verfeinert hat.

So etwas lässt sich natürlich gar nicht "abschaffen".

Gemeint könnte sein, ob irgendwelche Entwürfe von Curricula an Schulen inzwischen auf die Einführung in Denkweisen der Mengenlehre verzichten. Wenn irgendwo so etwas entschieden worden sein sollte, so müsste es für solche Curricula schon sehr spezielle Gründe geben. Als allgemeine Absicht wäre das jedenfalls bei dem gegenwärtigen "State of the Art" der Mathematik eine fatale Dummheit; man würde damit der Allgemeinheit eine der umfassendsten Errungenschaften in der Entwicklung der Mathematik vorenthalten und auf den Stand von vor 150 Jahren zurückfallen.

Natürlich hat die Grundlagendiskussion der Mathematik vor Jahrzehnten auch Desiderate des mengentheoretischen Zugriffs aufgezeigt. Das hat aber dessen enorme Verdienste an Klarheit moderner Mathematik nie in Frage stellen können. Gerade Didaktiker (die ja für die Curricula zuständig sind) sollten sicherlich besonders auf dieser Schiene (der wissenschaftlichen Grundlagendiskussion) besser nicht argumentieren.

Solange kein überlegeneres Konzept für die Fundamente der Mathematik vorliegt, wäre es vollkommen unangebracht, den Schülern kein mengentheoretisches Denken mehr beizubringen. Solche sporadischen Vorschläge kommen bislang jedenfalls m.W. nur von Personen, die sich erkennbar über deren Tragweite nicht im Klaren sind. "Abgeschafft" wurde da bislang im radikalen Sinne gar nichts. Zum Glück.

Durch die Russellsche Antinomie wurde gezeigt, daß die ursprüngliche Cantorsche Mengenlehre zu einem Widerspruch führt. Ich würde das aber nicht so ausdrücken, daß die Cantorsche Mengenlehre dadurch "abgeschafft" wurde. Eine mathematische Theorie kann man nicht "abschaffen", auch wenn sie inkonsistent ist. Schon gar nicht wurde "*die* Mengenlehre" dadurch "abgeschafft", denn es wurden ja dann Russells Typentheorie sowie die axiomatische Mengenlehre von Zermelo/Fraenkel entwickelt, wo der Widerspruch nicht mehr auftritt.

Ich kann mich errinnern, das unsere Lehrer damals gesagt haben. Das mit der Mengenlehre ist eigentlich Unsinn. Und wir haben das auch gar nicht gelernt. Das war in den 70er. Ich weiß nicht warum man das wieder eingeführt wird. Wenn man mal irgendwo arbeiten geht wird das sicher nicht verlangt.

Meinst du:

"Wurde die Menge Lehre abgeschafft"?

In Berlin ist sie nicht auf dem normalen Lehrplan soweit ich weiß aber die Mengenlehre selbst existiert natürlich noch...

Oder was meinst du?

Wenn du etwas in Richtung Naturwissenschaften mit mathematischen Elementen studierst, wirst du um die nicht rumkommen, denn sie bildet die Grundlage für die Mathematik. Beachte jedoch, dass sie in einer Grundlagenvorlesung nur „naiv“ durchgekommen wird.