Wodurch unterscheidet sich die Art des Redens von Jesus, wie wir sie in den Evangelien finden, von der außerchristlicher Geschichtsschreiben?

6 Antworten

Geschichtenschreiber haben typischerweise die Reden als zusammenhängende, logisch aufgebaute Reden geschrieben. Natürlich sollten sie den Anlass der Rede, die benutzten Argumente und rhetorischen Taktiken sowie den Inhalt möglichst genau angeben, aber wenn es kein Steno der Rede gab, war das oft nur zu einem begrenzten Maß möglich.

Markus überliefert dagegen nur kurze Sprüche oder bestenfalls ein Gleichnis, auch Matthäus zitiert Aussprüche Jesu meist ohne weiteren Zusammenhang (allerdings wie Markus öfters mit Situationskontext).

Eine Regel der Geschichtsschreibung war, eine schon veröffentlichte Rede nicht mehr anders als aufgeschrieben zu bringen. Weshalb auch Lukas es im Evangelium so wie Matthäus und Markus macht, nur mit winzigen Korrekturen (meist stilistischer Art). Und zuweilen hatte er wohl anderer Quellen als sie.

In der Apostelgeschichte hat Lukas dagegen „freie Hand” gehabt. Beispielsweise berichtet er in Apg 5 (sicher korrekt), dass Gamliël mit Hinweis auf Ereignisse der jüngsten Vergangenheit das Synhedrium dazu überreden konnte, die Apostel nicht hinrichten zu lassen, aber ob Gamliël auch exakt die Beispiele benutzt hat, die Lukas nennt, ist fraglich: Es gab einen Theudas, nachdem diese Rede gehalten wurde, aber davor ist kein solcher Theudas bekannt (ob es unter dem jüdischen Namen Jonathan, Nathanael o.ä., deren griechische Pendants zu theudas abgekürzt werden konnten, einen passenden Aufrührer gab, weiß ich nicht).

Auch wer jetzt keien außerchjristlichen Geschichtsschreiber gelesen hat, kann durch Vergleich von Lk und Apg einen Endruck bekommen, worin der in der Frage genannte Unterschied besteht.

Vor allem durch den Inhalt. Man kann die Berichte von Geschichtsschreibern, von Historiografen nicht mit dem vergleichen, was Jesus (a) als Frohe Botschaft verkündet hatte. Das sind zwei völlig verschiedene Ebenen.

nizarmelisa 
Fragesteller
 04.09.2022, 16:08

kannst du ein beispiel bitte benennen

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mulan  04.09.2022, 16:22
@nizarmelisa

Schau dir z.B. die Bergpredigt an. Das ist kein Stoff für historiographische Texte, wohl aber für die Herzen der Menschen.

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Außerchristliche Schreiber, die über Jesus berichten, haben ihn nie selbst reden gehört, im Gegensatz zu den Schreibern der Evangelien. Deshalb wird er in den Apokryphen nicht wahrheitsgemäß zitiert.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung
Midgardian  08.09.2022, 02:38

Die Evangelien werden auf ca. 50-100 nach Christus datiert. Die Evangelisten haben ihn vermutlich auch nie selbst reden gehört.

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Friedliebender  08.09.2022, 21:31
@Midgardian

Das ist ein Irrtum. Denn Matthäus hat sein Buch sehr früh geschrieben und er kannte Jesus persönlich. Der letzte Apostel, der sein Bibelbuch schrieb, war Johannes. Er schrieb sein Buch um 97 u. Z. Und er war auch Augenzeuge des Lebens Jesu. Also irrst du.

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Durch den Wahrheitsgehalt.

Geschichtsschreiber können nur vermuten.

Jesus lehrte das, was er von seinem Vater im Himmel gelernt hat, lange bevor es Menschen gab.