Wo ist die Grenze zwischen Freizeit und ehrenamtlicher Arbeit?
Hallo!
Laut Definition (z. B. Wikipedia) ist ein Ehrenamt "die selbstlose (altruistische) Wahrnehmung eines öffentlichen Amtes oder einer gesellschaftlichen Aufgabe im Gemeinwohlinteresse ohne Einkunftserzielung". Zu den "klassischen" ehrenamtlichen Arbeiten gehören z. B. Helfer beim Roten Kreuz, der Freiwilligen Feuerwehr, beim THW, der Tafel, im Tierheim, in der Kranken- und Behindertenpflege oder bei der Telefonseelsorge. Mitunter sieht man auch auf dem Rasen des Fußballplatzes Kinder mit ihrem ehrenamtlichen Trainer.
Aber wie sieht das z. B. im Bereich Musik und Kultur aus? Unstrittig ist es natürlich, wenn z. B. ein Musiklehrer kostenlos Unterricht in einem Flüchtlingsheim gibt. Aber der größte Teil der Kultur hat ja einen fast ausschließlich unterhaltenden Charakter. Wie ist z. B. die Mitarbeit bei einem so genannten offenen Bürgerradio zu werten? Dieses bietet ja letzlich ein "Luxusprodukt" an, welches niemand wirklich "braucht" - die einschlägigen öffentlich-rechtlichen und privaten Sender dudeln ja auch - und im Zweifel wird der Feuerwehrmann doch als wichtiger angesehen.
Wie ist der Auftritt einer Amateurband auf einer öffentlichen Veranstaltung zu werten? Solche Gruppen arbeiten dabei ja auch gar nicht unbedingt fest mit einer bestimmten Einrichtung zusammen, sondern wird mal für ein Stadtfest, dann von einem Sportverein, dann von der Diakonie, dann von einem Kulturverein usw. gebucht... Sind solche Auftritte nun "ehrenamtliche Arbeit" oder "Amusement"? Und es wird noch komplizierter: Für diese Gigs müssen die Musiker ja auch regelmäßig proben. Ist das nun "Spaß" oder "ehrenamtliche Arbeit"?
Auf diese Fragen habe ich trotz Recherche im Internet nichts gefunden. Aber es gibt ja schon Diskussionen, die in eine ähnliche Richtung gehen, z. B. beim öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Wo fängt (subventionierungswürdige) Kultur an bzw. wo hört sie auf? Anton Bruckner? Frank Zappa? Udo Lindenberg? Florian Silbereisen? Genauso schwierig stelle ich mir die Einstufung mancher Tätigkeiten vor....
2 Antworten
Zu den "klassischen" ehrenamtlichen Arbeiten gehören z. B. Helfer beim Roten Kreuz, der Freiwilligen Feuerwehr, beim THW, der Tafel, im Tierheim, in der Kranken- und Behindertenpflege oder bei der Telefonseelsorge.
Ja und nein. Ein Ehrenamt im klassischen Sinne ist, wie Du ja selbst schreibst, die selbstlose Wahrnehmung eines öffentlichen Amtes. Also beispielsweise Stadt- und Gemeinderäte, Bürgermeister, Wahlhelfer, Schöffen, Schiedsleute, Feuerwehrleute usw. Diese Tätigkeiten basieren auf gesetzlichen Vorgaben und Regelungen, d.h., dass eine Kommune beispielsweise Schöffen, Wahlhelfer und Feuerwehrleute stellen muss und notfalls Bürger zu dieser Tätigkeit zwangsverpflichten kann.
Arbeit bei der Tafel, im Tierheim usw. sind, obgleich sie nicht weniger ehrenhaft sind, keine "Ämter", sondern fallen unter das sogenannte "Bürgerschaftliche Engagement". Im Grunde genommen ist das aber Erbsenzählerei, da man die Begrifflichkeiten im Volksmund heute nicht mehr groß unterscheidet und häufig unter "Ehrenamt" zusammenfasst.
Wie ist der Auftritt einer Amateurband auf einer öffentlichen Veranstaltung zu werten?
Das ist definitiv kein Ehrenamt, sondern reines Privatvergnügen.
Wenn ich in einem Fußballverein Mitglied bin und zu einem Punktspiel gegen ein anderes Team antrete, dann ist das ja auch keine ehrenamtliche Tätigkeit, sondern ich gehe "nur" meinem Hobby nach.
Wo fängt (subventionierungswürdige) Kultur an bzw. wo hört sie auf?
Naja... Kultur ist nicht gleichzusetzen mit "Ehrenamt".
Kultur bezeichnet ja im weitesten Sinne die "schönen Künste" wie Musik, Malerei, Schauspiel, Schriftstellerei usw.
Und die können entweder als Hobby und Freizeitbeschäftigung ausgeübt werden oder eben mit einer Gewinnerzielungsabsicht, also als Beruf.
Jemand, der beruflich im Bereich der Kultur tätig ist - ganz egal, ob es sich dabei um einen Sänger, Schauspieler, den Leiter einer Bücherei oder eines Theaters handelt, übt kein Ehrenamt aus.
Ein hobbymäßiger Schauspieler oder Sänger geht ebenfalls keinem Ehrenamt, sondern einem Hobby nach - denn er tut dies ja aus eigenem Interesse und nicht aus selbstlosen Gründen, um anderen Menschen zu helfen.
Jemand, der aber beispielsweise kostenlos Kinder durch ein Museum führt oder kostenlos einen Malkurs für körperlich/geistig beeinträchtigte Menschen anbietet, der tut dies ja aus selbstlosen Gründen und ist damit ehrenamtlich tätig.
Hey,
Ich würde sagen , ehrenamtliche Arbeit ist eine Freizeitbeschäftigung. Denn auch wenn du einer Arbeit nachgehst, tust du das ohne bezahlt zu werden und freiwillig, also in deiner freien Zeit
LG
Natürlich ist ehrenamtliche Arbeit eine Freizeitbeschäftigung. Aber eben nicht jede Freizeitbeschäftigung ist eine ehrenamtliche Arbeit. Wenn ich zu Hause auf dem Sofa ein Buch lese, ist es natürlich keine ehrenamtliche Arbeit, sondern "nur" eine Freizeitbeschäftigung.
Wenn jemand nur mit seinem Freund Tennis spielt, ist es natürlich auch "nur" seine Freizeit. Aber wie ist es bei einem lokalen öffentlichen Turnier, bei dem immerhin vielleicht 100 Leuten ein unterhaltsamer Nachmittag beschert wird? Ist das dann schon "ehrenamtliche Arbeit" oder "nur Freizeit"? Genau dieselbe Frage stellte ich eingangs in Bezug auf Kultur (was sich im Wesentlichen äquivalent zum Zuschauersport verhält).