Wird das Fahrrad zu meiner Größe passen?


08.05.2025, 20:14

Zu mir 180cm (ohne Schuhe)

3 Antworten

Größenempfehlungen per Onlinerechner sind allenfalls ein grober Anhaltspunkt. Genieße sie mit sehr viel Vorsicht!

Einmal sind sie nicht auf jedes Fahrradmodell anwendbar - lass' einfach mal den Produktmanager des einen Rennradmodells die Entscheidung getroffen haben, das Sitzrohr bei allen Größen durchweg 4 cm kürzer zu machen, weil ein leicht abwärts zeigendes Oberrohr moderner aussieht. Schon fliegt die Sitzrohr-Längenempfehlung für dieses Modell heraus. Bei unterschiedlichen Fahrradtypen sind die Sitzrohre dann sowieso unterschiedlich lang. Und "übliche Konventionen", wie Fahrräder proportioniert sind, ändern sich über die Jahrzehnte... dieses Fahrrad hat derer schon mehrere gesehen ;)

Des Weiteren sind wir Menschen unterschiedlich und selbst wenn der Größenrechner die Beinlänge berücksichtigt: Wir haben beispielsweise unterschiedlich lange Arme. Unterschiedliche Vorlieben, wie gestreckt wir sitzen wollen. Ob wir eher ein wendiges oder ein laufruhiges Fahrverhalten bevorzugen.

Was nun das Fahrrad aus dem Angebot angeht:

Wird das Fahrrad zu meiner Größe passen?

Du siehst, dass der Sattel so tief wie möglich gestellt ist. Frage den Verkäufer nach seiner Beinlänge - wenn die länger ist als deine, kannst du davon ausgehen dass der Sattel für deine Beinlänge nicht tief genug gestellt werden kann. Außerdem würde ich beim Absteigen mit einem schmerzhaften Kontakt zwischen Oberrohr und Kronjuwelen rechnen.

Bezüglich der Länge: Früher waren Rennräder eben anders proportioniert. Bei gleicher Höhe waren die Rahmen kürzer und dafür die Vorbauten länger. Hat für dich den Vorteil, dass du einer zu gestreckten Sitzposition entgegenwirken könntest, indem du einen kürzeren Vorbau montierst. Aber auch das geht nur in einem gewissen Maß. Wenn also der bisherige Besitzer generell, nicht nur bei der Beinlänge, deutlich größer ist als du, wird es vermutlich zu lang sein.

Wenn du sagst, das Fahrrad ist weit weg von dir: In meinen Augen lohnt sich ein Hinfahren & Probefahren nur, wenn der bisherige Besitzer nicht nennenswert größer ist als du und keine längeren Beine hat.

Was Hayns sagt, ist der Ratschlag eines Radsportlers. Der will flach sitzen. Wenn du es gern etwas bequemer hast, kannst du durchaus einen etwas größeren Rahmen fahren. Ist dann halt weniger sportlich.

Deine Körpergröße allein sagt wenig aus. Es kommt auf das Verhältnis von Oberkörper zu Beinen an. Wenn der Verkäufer auch 1,80 gewesen ist, dann war er eher ein Sitzriese. Er hat den Sattel nicht besonders hoch aber diesen langen Vorbau. Bei mir ist es umgekehrt. Ich würde den Sattel hoch ziehen und einen kürzeren Vorbau montieren müssen. Gibt es ab 10 Euro.

Probiere es aus! Nimm einen 13er und ein paar Inbus-Schlüssel mit, damit du Sattel und Lenker auf dich einstellen kannst. Der Lenker sitzt auch zu hoch für einen Rennfahrer.


RedPanther  09.05.2025, 07:10

Ich bin verwirrt. Ein größerer Rahmen ist doch auch länger. Also sitzt man auf dem größeren Rahmen gestreckter. Das wäre das, was ich unter "flach sitzen" verstehen würde...

Der von Hayns genannte Grundsatz, dass man das Fahrrad lieber 1 cm zu klein als 1 cm zu groß wählt, kommt daher dass man eher die Sattelstütze weiter rausziehen kann, als das Sitzrohr absägen.

FelixLingelbach  09.05.2025, 08:49
@RedPanther

Ja, sicher, der größere Rahmen ist auch länger, doch dafür sitzt der Lenker höher und auch weiter zum Körper hin, was den kritischen Abstand Sattel-Lenker wieder verringert. Der Gabelschaft ist ja nach hinten gekippt.

Also nein, beim kleineren Rennradrahmen geht es um Gewicht, Windschnittigkeit und optimale Kraftentfaltung, nicht um die Sattelstütze. (Bei einem meiner Bekannten wurden die Rennradrahmen immer größer je älter er wurde, dazu hat er den Schaftvorbau immer weiter raus gezogen. Albern irgendwie aber immerhin, er sitzt jetzt mit über 80 fast so bequem wie auf einem Hollandrad auf seinem original Eddy Mercks. Er kommt gut voran damit.)

Davon ab sind die Relationen bei Rennradrahmen keineswegs immer gleich.

RedPanther  09.05.2025, 09:11
@FelixLingelbach
Der Gabelschaft ist ja nach hinten gekippt.

Die horizontale Oberrohrlänge des Rahmens wird an der Oberkante des Steuerrohrs gemessen. Dementsprechend hat der Steuerwinkel keinen Einfluss darauf.

Und selbst wenn du damit argumentierst, dass der Schrägkeil-Vorbau weiter rausgezogen wird oder man 1-2 Spacer unter den Ahead-Vorbau steckt: Bei einem Rennrad-üblichen Steuerwinkel von 72° wandert dann der Lenker pro 1 cm mehr Hähe ganze 3 mm weiter nach hinten. Das ist bei 2-4 cm mehr Oberrohrlänge von Rahmengröße zu Rahmengröße nicht kriegsentscheidend.

Also nein, beim kleineren Rennradrahmen geht es um Gewicht, Windschnittigkeit und optimale Kraftentfaltung, nicht um die Sattelstütze.

Eine sehr spannende Hypothese.

Warum sieht man dann nirgends im Radsport die 1,90 m Fahrer mit Rahmengröße XS und kilometerweit 'rausgezogener Sattelstütze herumfahren? Das müsste dann doch leichter und windschnittiger und allgemein schneller sein. Man könnte sich generell sparen, unterschiedliche Rahmengrößen herzustellen, weil sowieso auch die kleinste Rahmengröße für große Fahrer die meisten Vorteile rausholt...

Ich war bisher der Meinung, dass bei so einem Konstrukt der Rahmen zu kurz und die Sattelstütze unzulässig weit herausgezogen wäre. Aber ich lerne gerne was Neues.

FelixLingelbach  09.05.2025, 10:13
@RedPanther

Der Lenker ist ja nicht nur die 3 cm dichter auf 10 cm Höhe sondern auch die 2 - 4 cm höher von vorn herein. Bei gleicher Sattelhöhe ist der Lenker dann schon deutlich näher.

Ja, Ahead ist ein Problem für den alternden Rennfahrer, kommt bei mir aber nur selten vor.

Allgemein ist das Thema nicht so einfach. Es gibt ja Rennfahrer, die für die Bergetappen eine andere Geometrie bevorzugen und der Sprinter hat auch wieder seine eigenen Bedürfnisse. Mir ist es z. B. wichtig, bergauf im Stehen gut am Lenker ziehen zu können. Dafür muss er tief sein, aber darf wieder nicht zu dicht sitzen.

Ich will da auch tolerant sein. Falsch eingestellt ist ein Rad, wenn es im Keller landet. Ein Rad, dass ständig gefahren wird, passt, auch wenn es vielleicht komisch aussieht. Eine Rennmaschine gebaut aus einem viel zu kleinen Rahmen und mit der extra bestellten, Kilometer langen Sattelstütze bin ich lange Zeit gefahren. Hat gut gepasst.

RedPanther  09.05.2025, 17:20
@FelixLingelbach
Falsch eingestellt ist ein Rad, wenn es im Keller landet. Ein Rad, dass ständig gefahren wird, passt, auch wenn es vielleicht komisch aussieht.

Da sind wir uns auf jeden Fall einig^^

Ich fahre mit meinen 1,88 m und 90 cm Schrittlänge einen Rahmen mit 640 mm horizontaler Oberrohrlänge. 90 mm Vorbau ohne Spacer drunter, 120 mm Steuerrohr. Sattelüberhöhung zum Oberlenker glatte 10 cm.

Würde wohl jeder als komplett unfahrbar bezeichnen. Ich habe letzten Freitag 341 km darauf gemacht und mich hinsichtlich der Sitzposition pudelwohl gefühlt. Keinerlei Schmerzen oder Verspannungen. Ach ja, ich greife zu 70 % am Unterlenker.

Lohnt es sich trotzdem das Rad sich angucken zu gehen (relativ weit weg).

Nein lohnt nicht, 3 cm über dem ermitteltem Wert sind viel zu groß.

Grundsatz: Nie zu groß wählen, eher 1 cm kleiner.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Radsport - Rennrad Marathon - MTB für Schmuddelwetter