Wieviel NaClO für die Lebensmitteldesinfektion?

3 Antworten

> Was ist die Vorgabe in der Lebensmittelproduktion?

Unterschiedlich. Erinnere Dich an die Diskussion um die Einfuhr von "Chlor-Hühnchen". Hühner dürfen hierzulande überhaupt nicht gechlort werden.

Ich kenne keine Regel, die das Chloren zwecks Entkeimung von Obst oder Gemüse erlaubt. Die mir bekannten Verfahren dienen nur dazu, das Keimwachstum im Prozesswasser zu verhindern. Dafür sind Konzentrationen ähnlich dem Trinkwasser-Maximum sinnvoll; für aktives Entkeimen der Lebensmittel wären diese zu niedrig.

Statt Natriumhypochlorit zieht man Chlordioxid vor. Erzeugt weniger ungesunde Nebenprodukte. Und kein destilliertes Wasser - das ist üblicherweise nicht destilliert, sondern ionengetauscht und stark verkeimt.

Vermutlich nützlicher als Desinfizieren: Waschen erst mit Spülmittel, danach mit klarem Wasser. Entfernt nicht nur einen Großteil der Mikroorganismen, sondern auch anderen Dreck.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung
leah123LOL 
Fragesteller
 28.04.2020, 15:25

okay, das überrascht mich jetzt. Ich war vor kurzem in einer Fresh-Cut-Salat Werksführung und da erklärte man uns, dass in anderen Betrieben oft Chlorzusätze verwendet werden für die Desinfektion oder der Salat mit heißem Wasser gewaschen wird. Konnte auch von einem deutschen Natriumhypochlorit Desinfektionsmittelhersteller ein Produkt speziell für die Lebensmittelproduktion finden, bei dem in der Beschreibung auch die Besprühung der Erzeugnisse mit dem Konzentrat beschrieben war, um die Lagerzeit effektiv zu verlängern (abgesehen von der Untermischung ins Prozesswasser). Und in anderen Ländern sind solche Lebensmitteldesinfektionsmittel auch für Haushalte erhältlich. Eine Studie aus den USA empfiehlt zumindest Natriumhypochlorit, da für Chlordioxid eine größere Menge benötigt wird, um denselben Effekt zu erzielen.

Der Spüli-Tipp ist trotzdem sehr hilfreich, danke!

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TomRichter  28.04.2020, 18:30
@leah123LOL

Nicht alles, was ein Biozid-Hersteller an Anwendungsmöglichkeiten beschreibt, muss hierzulande legal sein. Und nicht alles, was im Haushalt möglich ist, ist für industrielle Produktion erlaubt.

https://projekte.meine-verbraucherzentrale.de/DE-BY/chlorwasser-fuer-salate-

Einige Infos, samt weiterführenden Links, gibt es hier:
https://www.lfl.bayern.de/mam/cms07/iem/dateien/spargelhygiene_geyer.pdf

Zur "größeren Menge": Mir unerklärlich, man braucht weniger, aber es ist teurer. Dafür höchstwahrscheinlich unschädlicher.

Zur Menge: Keine Ahnung betreffs Salat in der EU. Für die Chlorhühnchen aus USA:

wässrige Lösung von Natriumchlorit und Chlordioxid, die bis zu 1200 mg/kg Natriumchlorit und bis zu 30 mg/kg Chlordioxid enthält.

(zitiert nach https://www.bundestag.de/resource/blob/405818/7edc008086c9f79864dca3414823d6e8/WD-5-020-15-pdf-data.pdf)

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leah123LOL 
Fragesteller
 30.04.2020, 02:22
@TomRichter

Also das wären die Angaben zu entsprechendem Trinkwasserdesinfektionskonzentrat. http://www.trinkwasserapp.de/.cm4all/uproc.php/0/Planungsordner%202019.pdf?cdp=a&_=1687b3b9950

Vielleicht hast du ja die Zeit, Dir das anzuschauen :D

Es werden zumindest Vergleiche mit anderen Natriumhypochlorit-Lösungen und Chlordioxid aufgeführt und wie „wenig“ gebraucht wird. Allerdings hab ich nun immer noch nicht ganz verstanden, wieviel freies Chlor ich mit wieviel prozentiger Lösung erhalte.

Als Inhaltsstoff wird NaClO mit 0,02-0,08% (bzw. 200-800 mg/L) angegeben. Allerdings werden oben drüber auch alle anderen Produkte angeführt und 200-800 mg/L ist ja schon ein relativer weiter Rahmen. Woher weiß ich dann, wieviel tatsächlich drin sind? Für die Trinkwasseraufbereitung soll das Konzentrat als 0,1%-Lösung verwendet werden.

Direkt darunter steht wiederum unter Wirkstoffe: „Active chlorine released from hypochlorous acid NaOCl“ 200-800 mg/L. Aber das kann doch nicht sein, dass ich 1:1 die Menge an freiem Chlor daraus erhalte oder? Dagegen steht beim Vergleich mit den anderen Lösungen bis zu 0,1% Aktivchlor.

Also mal unabhängig von Deutschland: Anscheinend werden normalerweise 50-200 ppm freies Chlor für Obst/Gemüse verwendet. In Frankreich seien wohl beispielsweise bis zu 150 ppm erlaubt.

Wie kann ich das nun umsetzen mit den Angaben?

ich finde das alles sehr verwirrend. Laut Biozidverordnung müssen die Inhaltsstoffe wohl auch nicht mehr angegeben werden, daher findet man auf dem Produkt selbst auch keine Konzentration oder Infos.

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leah123LOL 
Fragesteller
 30.04.2020, 04:23
@leah123LOL

Hab jetzt nochmal ein Patent gefunden, das wohl scheinbar das Verfahren der Herstellung eines Produkts ähnlich zu diesem Konzentrat beschreibt: https://data.epo.org/publication-server/rest/v1.0/publication-dates/20120229/patents/EP2422792NWA1/document.html

Anders als herkömmliches Natriumhypochlorit soll wohl der Anteil an aktivem Chlor sehr viel höher sein, der PH-Wert aber dabei neutral und die Lösung besser lagerfähig. Anscheinend soll es anwendbar sein im pharmazeutischen Bereich, auf Schleimhäuten, Wunden, Haut, Nahrungsmittel-/Trinkwasser-/Oberflächendesinfektion...klingt ja alles super.

Jetzt weiß ich nur leider immer noch nicht, welche Konzentration ich nun brauche :/

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TomRichter  30.04.2020, 12:38
@leah123LOL
200-800 mg/L ist ja schon ein relativer weiter Rahmen. Woher weiß ich dann, wieviel tatsächlich drin sind?

Das sollst Du doch gar nicht wissen. Du sollst den Fachbetrieb beauftragen. Der weiß es zwar auch nicht, freut sich aber trotzdem über den Auftrag,

Der Prospekt ist schlichtweg unseriös (gemessen an wissenschaftlichen Veröffentlichungen, nicht an Werbematerialien) und versucht vor allem den Eindruck zu erwecken, Hypochlorit aus der firmeneigenen Elektrolyseanlage sei viel viel besser als sonstiges Hypochlorit.

Möglicherweise ist es länger lagerbar (da hängt viel von den vorliegenden Verunreinigungen ab), aber die Wirkung zur Entkeimung ebenso wie die Bildung unerwünschter chlororganischer Produkte wird vom Hypochlorit bestimmt, und da ist es egal, wie es hergestellt wurde.

> Wie kann ich das nun umsetzen mit den Angaben?

Du kannst entweder vom Mittelwert ausgehen, oder Dir ein Produkt kaufen, das eine bessere Gehaltsangabe bietet. Und dann eben verdünnen. 150 ppm sind 150 mg/l und ziemlich viel - im Trinkwasser sollten es, wenn überhaupt gechlort werden muss, 0,3 mg/l sein und im heimischen Pool maximal 3 mg/l.

Den Gehalt an NaOCl kannst Du mit guter Genauigkeit dem Gehalt an freiem Chlor (das ist nur ein Umrechnungsparameter und bedeutet nicht, dass Cl-Atome oder Cl2-Moleküle vorliegen) gleichsetzen. Haltbarkeit bei kühler Lagerung wenige Monate.

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leah123LOL 
Fragesteller
 28.04.2020, 15:33

weißt du, mit welcher Konzentration Obst und Gemüse in anderen Ländern behandelt werden dürfen?

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Die "Desinfektion", wie Du das nennst, von Lebensmitteln ist verboten. Hypochlorit verändert Geruch, Geschmack und Aussehen und erzeugt undefinierte Chlorverbindungen.

Mein Poolwasser wird mit einer UV-C Anlage desinfiziert.

99% Keimfrei ohne Schadstoffe. UV-C Anlagen kommen auch bei der Trinkwasser Aufbereitung zum Einsatz brauchen wenig Energie und keine Chemie.

Evt. ein besseres Konzept?

leah123LOL 
Fragesteller
 28.04.2020, 15:27

UV-Licht zur Desinfektion hatte ich ebenfalls schon überlegt, allerdings ist die Frage, wie lange das dem UV-Licht ausgesetzt werden muss? Und ob die kleinen handlichen Geräte dafür ausreichend sind.

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WAYKOW  28.04.2020, 16:53
@leah123LOL

Durch meine Anlage schießt das Wasser mit einem gewaltigen Druck. Sie ist aber auch fast 1 m. lang 20cm Durchmesser. Sie reinigt mein Wasser 5 mal am Tag.

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TomRichter  28.04.2020, 18:34
@leah123LOL

Taugt höchstens fürs Prozesswasser (wenn es klar ist), aber hat Null Effekt aufs Lebensmittel. Es sei denn, Du beleuchtest jedes Salatblatt einzeln mit der UV-Lampe.

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TomRichter  28.04.2020, 18:36
@WAYKOW

Und welches Volumen wird da 5 mal am Tag umgewälzt?

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WAYKOW  28.04.2020, 18:40
@WAYKOW

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