Wieso waren Emos in den 2000er berühmt?

8 Antworten

Es war eine neue Subkultur und daher gab es viele Mitläufer und wurde somit aufgebauscht, auch von den Medien.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin schon sehr lange in der Schwarzen Szene.

Das war genau meine Zeit, auch wenn ich dieser Szene nicht angehört habe, weil ich mit der Musik nicht viel anfangen konnte, obwohl ich Rock und gitarrenlastige Musik immer schon mochte. In jeder Klasse gab es eigentlich mindestens einen "Emo", der oder die genau den Leuten auf dem Foto entsprach.^^ Knallenge Skinnyjeans und karierte Vans waren dazu ein MUSS, auch für die Jungs, dazu der typisch schräge Pony, Piercings und gefärbte Haare.

Der Begriff "Emo", war bei uns damals aber eher negativ besetzt, nach dem Motto "Ey, du Emo", wenn jemand diesen Stil getragen hat oder besonders emotional war. Nicht selten waren die Emos typische Außenseiter.

Für mich ist das eine Weiterentwicklung von "Gothic" aus den 80er und 90er Jahren, wobei Gothic in der Zeit auch weiterhin neben Emo existierte und sich für mein Empfinden teilweise auch vermischt hat, zumindest optisch. "Berühmt" waren die Emos nicht wirklich, sie waren halt einfach da als Teil einer Jugendkultur, welcher einer bestimmten Musikrichtung gefolgt ist. Anfang der 2010er Jahre ist die Welle dann langsam ausgelaufen, vermutlich, nachdem die meisten ihre Pubertät hinter sich hatten. ;)

20 Jahre später scheint es mir als wenn es ein kleines Revival gibt, wenn ich mir manche Teenager so anschaue. Aber das kann heute natürlich auch nur ein "Style" sein. Wer damals so rumgelaufen ist, meinte das jedenfalls ziemlich ernst und stand dahinter.

Von Experte Retrogamer87 bestätigt

Ich war in den 2000ern selbst in einer Emo-/Gothic-/Manga-Clique, das ging so bis ca. 2012/13 und war damals eben die Subkultur. Mit "coolseinwollen" hatte das wenig zu tun - es gab zwar auch Trittbrettfahrer, die gedacht haben, dass sie ein Emo sind, wenn sie sich eine schwarze Jeans anziehen und ein Ringelshirt über ein schwarzes Langarmshirt und so tun als ob, aber das waren eher Ausnahmen.

Es war für die "echten Emos" keine Phase, sondern eine Art Weltanschauung, die auch zu meinen Freunden und mir emotional und menschlich gut gepasst hat und ein starkes "Wir-Gefühl" vermittelt hat. Es war mitsamt aller Ideale eine sehr intensive und prägende Zeit.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

OdinGreif 
Beitragsersteller
 06.05.2025, 09:43

Nur eine kleine Frage. Bist du in den späten 80er /Anfang 90 geboren?

rotesand  06.05.2025, 09:45
@OdinGreif

Ja, das kommt hin, Schulabschluss war 2007.

Allerdings war ich nie einer, der Trends nacheiferte und "cool sein" wollte. Es ergab sich durch Zufall, als einer mal in der Schule den EMP Katalog dabei hatte und man ins Gespräch kam, weil ich den auch kannte.

rotesand  06.05.2025, 09:53
@OdinGreif

Emo war, wenn man es ernsthaft gefühlt hat, eine Subkultur, die von besonderer Gefühlstiefe und Aufrichtigkeit getragen war ... und die "Coolen" fanden uns komisch, weil wir nicht so knallhart fröhlich waren und nicht in bunten Shirts und blauen Jeans rumrannten und unsere eigene Welt hatten, in der wir z.B. düstere französische Popmusik analysiert, über Gefühle geredet und diese gelebt haben und uns über Gedichte, Weltschmerz und Religion unterhielten, selbst Gedichte und Geschichten schrieben und sie teilten.

Daraus entsprangen typische Vorurteile ... und wir stammten auch durchweg aus relativ problematischen Familien, meine Biographie war noch die Solideste und wies auch gewisse "Minuspunkte" auf, um es so zu formulieren. Wir wurden, weil wir so waren, wie wir waren auch immer mal wieder mit rüden Parolen der "Coolen" traktiert, bis wir denen mit der Zeit egal waren, weil uns das nicht gekümmert hat und wir die ignoriert haben. Wir waren in unserer "kleinen Welt" trotz aller Sorgen, die wir hatten und die immer die Gleichen waren (auffällig oft was wegen der Familie, dann wegen der Zukunft), relativ zufrieden und "für uns unantastbar" in einer Welt, die nur uns gehörte.

Stichwort Tokio Hotel: Das waren so Lifestyle-Emos, alles nur Kommerz, und die Band galt damals als sehr kritisch. Wenn man in unseren Jahrgängen ernsthaft Tokio Hotel oder die Killerpilze oder LaFee gehört hat, war das fast noch peinlicher, wie wenn man Heino oder die Flippers gemocht hätte^^ diese Bands galten als kindisch und unseriös, vor allem Tokio Hotel - die wurden einfach nicht als seriöse Band wahrgenommen, sondern als mehr oder weniger alberne und einfallslose Musik für Kiddies und Teenager, die auf diese Masche reinfallen. Wenige Jahre vorher wäre man als Fan der Kelly Family regelrecht gelyncht worden. Es gab in jeder Generation so "Hassbands", die kaum jemand für voll nahm außer ihren Fans, die dazu ausflippten. Mitte/Ende der 2000er waren das mit weitem Abstand Tokio Hotel und die Killerpilze. LaFee war das Gegenstück dazu.

Von Experte rotesand bestätigt

Weil sie anders waren als normale Jugendliche. Anderer Kleidungsstil, andere Musik und komplett anderes Aussehen und eine andere Sicht auf die Welt.

Ich würde nicht sagen, dass Emos berühmt waren.

Es war eben eine der letzten großen Subkulturen die eben wirklich "anders" waren. Heutzutage gibt es das in dieser Form eben nicht mehr.


OdinGreif 
Beitragsersteller
 06.05.2025, 09:35

Wahrscheinlich, weil Leute versuchen würden mich abzusagen, wenn ich sagen würde das jemand anders ist