Wieso mögen viele Atatürk nicht, obwohl er so viel Gutes für die Türkei getan hat?
Hallo, ich als Deutscher mit türkischem Migrationshintergrund feiere heute, am 30. August, den Siegestag – den Tag der Befreiung der Türkei dank Atatürk.
Atatürk hat damals die von Großmächten wie Franzosen, Griechen, Italienern und Armeniern besetzte Türkei befreit und die moderne Republik gegründet. Erdogans so geliebtes Osmanisches Reich hingegen hatte das Land verräterisch gegen Geld verkauft.
Ich habe heute in meiner Instagram-Story Atatürk gepostet, worauf ein Türke mich als Verräter bezeichnete. Ein anderer deutscher Freund, der sich leider nicht auskennt, warf mir sogar Rechtsradikalismus vor.
Hätte man die Türkei nach Atatürks Tod weiterhin nach seinem Vorbild regiert, wäre das Land heute in einer deutlich besseren Situation – vergleichbar mit Deutschland, ein verlässlicher Partner der EU und wahrscheinlich längst EU-Mitglied. Stattdessen hat Erdogans schmutziger politischer Islam die Türkei in Korruption und Rückschritt geführt. Viele Türken haben dieses System satt.
Die Türkei braucht wieder den Geist Atatürks.
8 Antworten
Diese Polarisierung wird vor allem bei nationalistischen Staaten immer betrieben. Es wird ein Feindbild aufgebaut, und das wird dann immer mit allen möglichen negativen Ereignissen verbunden.
Es wird hier immer versucht eine Gemeinschaft zu bilden, ein "Wir" gegen "Die" (Außenstehenden). Und je radikaler die Gegensätze gemacht werden sind, umso erfolgreicher ist das System.
Das ist auch in Erdogans Welt so.
Nationalismus ist ja generell nichts Schlechtes, es muss aber immer auch ein gesundes Verhältnis gewahrt werden. Sobald es zu massive Einschüchterungen und Androhung von Gewalt kommt, dann ist diese Grenze des gesunden Nationalismus überschritten.
Und diese Einschüchterung kommen ja auch von Anhängern der Bewegung, die bereit sehr strak beeinflusst sind, und dem Führer nun alles glauben und alles machen würden, um die Erwartungen zu erfüllen.
Atatürk hat damals aus der Türkei einen modernen Staat geschaffen. Es wurde viel in die Infrastruktur gesteckt, Schulen wurden gebaut . Atatürk hat damals den Grundstein für die heutigen Türkei gelegt . Aber jetzt , 100 Jahre später, scheint das Erbe Atatürks langsam zu verblassen . Ich denke auch wenn sich die Türkei nach dem Vorbild Atatürks weiterentwickelt hätte wäre einiges dort anders gelaufen.
Deswegen muss Erdogan weg, er ist ein Diktator der Scharia einführen will. Seien Wähler sind auch Befürworter von Scharia.
Nur die Islamisten mögen Atatürk nicht, und wenn einen Islamisten nicht mögen, dann hat man im Leben verdammt viel richtig gemacht.
Mustafa Kemal hatte unbestreitbare Verdienste um die moderne Türkei, allein schon durch die Abschaffung des Osmanischen Rechtssystems. Das Problem war seinerzeit, dass er "seine" Türken nicht auf diesem Weg mitgenommen hat. Die Türkei war ja tatsächlich in vielerlei Hinsicht rückständig und ist das teilweise heute noch.
Religiöse und erzkonservative Kreise haben ihm - wohl nicht ganz zu Unrecht - seine westliche Lebensweise vorgeworfen.
Erdogan und seine AKP habe viele der Reformen zurückgenommen und neigen einer Art "Staatsislamismus" zu, mit der Folge, dass die von Atatürk begonnene Annäherung an den Westen "rückabgewickelt" wird. Das ist zu bedauern.
Wissen wir, was nach Erdogan kommt? Im Moment sehen wir weltweit einen Trend nach rechts!
Viele mögen Atatürk nicht, weil sie seit Jahrzehnten falsch informiert oder gezielt manipuliert werden. Der politische Islam hat ihn zum Feindbild gemacht, weil er Religion und Staat getrennt hat. Das hat den Einfluss von Predigern und Scheichs massiv geschwächt also wurde er von diesen Kreisen als Ungläubiger bezeichnet. In Wahrheit hat Atatürk nie den Islam abgeschafft oder Moscheen verboten, er wollte nur, dass der Staat neutral bleibt und niemand im Namen der Religion unterdrückt wird. Viele Türken kennen die Geschichte nur über Propaganda aus Schulen, Moscheen oder AKP-nahen Medien. Dort wird ständig wiederholt, er habe Kopftücher verboten, Moscheen geschlossen, Hocas hingerichtet. Das klingt für Gläubige abschreckend, entspricht aber nicht den historischen Tatsachen. Atatürk hat Moscheen restaurieren lassen, die erste türkische Übersetzung des Korans gefördert und Religionsfreiheit garantiert. Der Kern ist Atatürk steht für Vernunft, Wissenschaft, Demokratie und Frauenrechte. Genau das widerspricht dem Weltbild von Machthabern, die ein rückwärtsgewandtes, leicht kontrollierbares Volk brauchen. Hätte man seine Reformen konsequent weitergeführt, wäre die Türkei heute wahrscheinlich längst EU-Mitglied und auf Augenhöhe mit Ländern wie Deutschland. Stattdessen wurde das Land durch politischen Islam und Korruption jahrzehntelang zurückgeworfen. Wenn dich also jemand Verräter nennt, weil du Atatürk ehrst, dann drehe es um. Verräter ist nicht der, der den Gründer feiert, der die Türkei vor der Auflösung bewahrt hat. Verräter ist der, der heute Korruption, Rückschritt und Lügen verteidigt!
Deswegen muss Erdogan weg.