wieso lernt man im jungen alter schneller sprachen?

6 Antworten

Weil die Methoden, die man später zum Erlernen der Sprache anwendet, dem natürlichen Lernen entgegen stehen. Kein Kleinkind setzt sich hin und lernt Vokabeln und Grammatikregeln. Vergleich doch mal die beiden Methoden. Was tut denn ein kleines Kind? Es hört, hört und hört, etwas später plappert es nach.

Ein weiterer wesentlicher Unterschied ist der, dass ein Kleinkind keine Angst davor hat, Fehler zu machen. Was muss man machen, wenn man etwas lernen will? Man muss es tun. Wie viele Leute tun etwas nur deshalb nicht, weil sie denken, es könnte falsch sein? Wir werden im Laufe unseres Lebens so auf Fehlervermeidung konditioniert, das wir meinen, Fehler seien etwas Negatives. Ein kleines Kind würde nie Laufen lernen, wenn es nicht immer wieder hinfallen würde. Wenn man laufen will, ist das Hinfallen aber ein Fehler; man kommt schließlich besser vorwärts, wenn man einen Fuß vor den anderen setzt.

Ich glaube, dass wir uns mit den vielen Erklärungsversuchen, die man so hören und lesen kann, selbst etwas vormachen. Wir brauchen einen Grund und eine Gelegenheit, dann lernen wir Sprachen so, wie wir alles andere auch lernen.

Wenn sich jemand mit 50 entschließt, Tennis zu spielen, macht er sich keine Gedanken darüber, es eventuell nicht zu schaffen. Er beginnt einfach. Natürlich würden nicht alle Erwachsenen im gleichen Tempo die Sprache lernen, das tun wir als Kleinkinder auch nicht, aber lernen würden wir es, wenn wir uns nicht einredeten, es nicht zu schaffen.

Gruß Matti

Stell dir das vor wie Speicherplatz Ein Kind im alter von 7-16 etwa hat nicht viel erlebt und kann deshalb auch besser ne Sprache lernen ( meine Theorie )

das hat auch was mit der beschaffenheit des gehirns zu tun. das gehirn von kindern ist sehr plastisch, also sehr formbar und es haben sich noch keine "standardwege" in denen wir denken gebildet. du kannst dir das wie eine wiese vorstellen, auf der es keine wege gibt. nun wird das kind mit sprache konfrontiert und es bilden sich auf dieser wiese trampelpfade. das sind wege, auf denen die gehörte sprache verarbeitet wird. bis das kind erwachsen ist, werden aus diesen trampelpfaden auf der wiese ganze autobahnen (also schnellstraßen, auf denen viel gefahren wird) = standardweg der verarbeitung.

jetzt könnte man beim lernen einer fremdsprache im erwachsenenalter sagen: "ja, kein problem, dann bauen wir jetzt noch eine autobahn!" das problem ist, aber, dass das gehirn von erwachsenen menschen nicht mehr so plastisch ist. die vorhandene struktur hat sich verfestigt und lässt sich nicht so ohne weiteres ändern. es wurden sozusagen leitplanken um die autobahnwege gebaut und durch so eine leitplanke kommt man nicht mal eben auf die wiese, um einen neuen trampelpfad zu machen xD.

(komischer vergleich, aber egal xDD)

jedenfalls ist unser gehirn im höheren alter nicht mehr so beliebig formbar, wie bei kindern und deswegen fällt es schwerer.

gemäß wissenschaftlichem erkenntnisstand lernt ein kind eine sprache perfekt, wenn es vor dem 6. lebensjahr mit ihr konfrontiert wurde. wenn es nach dem 6. Lj. aber noch vor der pubertät mit der sprache in kontakt kommt, so kann das kind die grammatik der sprache perfekt beherrschen, es wird aber auf ewig einen (kleinen) akzent haben. der teil des gehirns, der für die lautbildung von wörtern hat, hat sich also schon vor dem 6. Lj. verfestigt. lernt man eine sprache nach der pubertät, so kränkelt sowohl die grammatik, als auch die aussprache.

wie flexibel das gehirn bis zur pubertät ist, zeigt sich auch daran, dass kinder ihre eigene muttersprache bis zur pubertät komplett vergessen können, wenn diese gänzlich durch eine andere sprache ersetzt wird. wenn die trampelpfade also nicht zu autobahnen ausgebaut werden, dann wuchert dort wieder das gras aus der erde und sie verschwinden ^^.

http://de.wikipedia.org/wiki/Neuronale_Plastizit%C3%A4t

Die Fähigkeit, sich scheinbar mühelos Sprachen anzueignen, hat meiner Beobachtung nach mit etwa 4 Jahren ihren Höhepunkt. Bis dahin ist das Gehirn in der Lage, unglaublich viel zu speichern und neue Lautketten zu analysieren.

Diese Fähigkeiten lassen im Alter deutlich nach, weil das Gehirn dann auch nicht mehr in der Lage ist, explosionsartig neue Verbindungen aufzubauen.

Etwa ab der Schulreife fängt das Kind an, Sprachliches eher kognitiv anzugehen, was durch den Schulunterricht verstärkt wird.

Dennoch kann man nicht sagen, dass allgemein Erwachsene weniger gut Fremdsprachen lernen als Kinder, da die Erwachsenen von ihrem erheblichen systematischen Vorwissen Gebrauch machen können, was das kindliche Lernen in etwa ausgleicht. Nur, dass kaum ein Erwachsener in derselben Umgebung lebt wie das Kind: also in (fremd)sprachlicher Umgebung praktisch pausenlosen Sprachunterricht hat. Ist diese Situation doch mal gegeben (etwa durch Auswanderung), braucht der Erwachsene auch nicht länger als ein Kind, um sich die neue Sprache anzueigenen.

Der Lernvorteil des Kindes hat außerdem noch einen Nachteil, der bei Erwachsenen nicht oder nicht so gravierend ausfällt: Von Diplomatenkindern weiß man, dass alles etwa bis zum 9. Lebensjahr Erlernte beim Wechsel der sprachlichen Umgebung wieder verschwindet, während ausgewanderte Erwachsene ihre frühere Muttersprache auch noch nach vielen Jahren beherrschen.

Das Gehirn in diesem Alter ist noch im Lernen-Phase, also lernt alles was da zu Lernen ist. Ein anderer Grund ist dass die Eltern und die Leute um das Baby herum, reden mit ihm die ganze Zeit, rund um die Uhr, auf der Muttersprache. Deshalb lernt man schneller. Wenn ein Erwachsener auch rund um die Uhr sich einer fremden Sprache aussetzen würde, würde er auch viel schneller lernen, als ein Erwachsener, dass nur 2 Stunden drei Mal in der Woche eine Sprache lernt. Darum geht es.