Wieso ist meine Kommilitonin "stolze Feministin", aber erwartet von Männern, dass sie beim Date die Rechnung übernehmen und den ersten Schritt machen?
Ist das nicht ein Widerspruch, wenn man sich als "emanzipierte Frau" bezeichnet?
12 Antworten
Eigentlich ja, in der Tat. Aber die meisten modernen Frauen sind diesbezüglich auch keine "sauberen" Feministinnen, sondern es stecken noch viele Widersprüche drin, allein aus Erziehungsmustern, die man nicht eben so ablegt. Manche gesellschaftlichen Gegebenheiten sind auch selbst so widersprüchlich und verflochten, dass sie absehbar nicht überwunden werden, alles schwierig. Allein der gender pay gap bleibt ungerechterweise erst mal weiter bestehen. Ich denke man kann sagen es wird auf einige Jahrzehnte noch widersprüchlich bleiben, bis sich die alten Muster mehr und mehr rausgewachsen haben über Generationsgrenzen hinweg...
Die Frage ist, ob du ein Problem daraus machen willst? (*) Würde ich eher nicht empfehlen... ;) Ich sehe es eher als normal an, da wir in Zeiten des Umbruchs leben, das ist schon etliche Jahre so und wird wohl auch noch etliche Jahre so sein.
Für die männliche Seite ist es ja, was das angeht, aktuell noch viel schwieriger oft den Rollenwandel von früher zur Moderne hinzukriegen, das ist alles gesellschaftlich noch nicht am Ende mit der Neufindung, vieles ist eher grob angepeilt.
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*: Ich würde es erst dann problematisieren, wenn du ganz konkret den Eindruck hast, dass sie sich auf deine Kosten profiliert, bzw. sich ständig gerne alles ausgeben lässt etc., zunächst ist das durchaus normal so in bescheidenem Rahmen (oder willst du z. B. geizig erscheinen?). - Die erste Kennenlernephase ist ohnehin so komplex und verworren usw., da zählt sowas erst mal nicht wirklich, viele Männer schreien immer sofort "gold digger", aber das ist Unsinn. Sobald es konkreter wird, in einer späteren Phase, kannst du das Thema Rechnung gerechter teilen ansprechen und da müsste sie als emanzipierte Frau dann auch zustimmen.
Die verschiedenen Strömungen des Feminismus widersprechen sich teilweise gegenseitig. Der Begriff ist irgendwann zu einem Schlagwort geworden.
Die einen Feministen wollen die Weiblichkeit hoch halten, die anderen Feministen verachten sie und halten das für ein überholtes Rollenbild. Da jeder etwas anderes darunter versteht, ist es weit hergeholt hier logische Schlussfolgerungen zu erwarten.
Ich führ mal eine Betrachtungsweise aus:
emancipatio heißt: Entlassung des Sohnes aus der Väterlichen Gewalt. Wir beschreiben damit im Grunde eine Art Erwachsen werden, eine neu gewonnene Unabhängigkeit und Freiheit. Man darf also selber entscheiden wie man Leben möchte.
Es heißt also nicht, dass man jetzt Gleich ist, sondern dass man frei ist. Wenn eine Frau keine Rechnung zahlen möchte, darf sie das so halten wie sie will. Wenn der Mann aber kein Bock drauf hat, darf er das natürlich auch so halten wie er will.
Ich sehe da also keinen Widerspruch. Wenn der Mann keine Frau findet, weil keine Frau ihn anspricht, dann ist das sein Problem. Wegen dem Feminismus wird sich das nicht ändern.
Es gibt irgendwo auch die Ansicht, dass Frauen bessere Männer werden sollen, anstatt ihr Frau sein zu stärken, aber das wird nicht von allen Feministen unterstützt. Wir sollten also nicht ausschließlich von einer Gleichmacherei ausgehen.
Wenn du aber davon ausgehst, dann frag ich mich, ob deine Kommilitonin diese Ansicht hat?
Feminismus setzt sich für die Gleichberechtigung aller Geschlechter ein und kämpft gegen alle Arten von Sexismus. Darunter fallen auch solche Dinge, wie von den Männern immer den ersten Schritt und das Bezahlen bei Dates zu erwarten. Also ja, das widerspricht sich.
Ja, theoretisch. Praktisch ist es wohl eher ein Abwägen der Prioritäten. Sie verzichtet offenbar ungern auf die Vorteile patriarchalischer Gepflogenheiten. Wenns ums Geld und um die Bequemlichkeit geht, werden Feministinnen urplötzlich inkonsequent.
Schon, ja.
Aus großer Kraft folgt große Verantwortung, wie Stan Lee schrieb.
Wenn man mehr Rechte/Einfluss will, bekommt man auch mehr Pflichten. Das ist generell immer so. Als Kind musst du deinen Eltern gehorchen, aber dafür musst du dich nicht um viel kümmern außer halbwegs passabel in der Schule zu sein und ab und zu Mal dein Zimmer zu putzen. Wenn du erwachsen wirst bekommst du mehr Rechte und Pflichten.