Wie würdet ihr reagieren bei Wutanfällen des Kindes?
Es geht darum, dass mein Neffe (5 Jahre alt) regelmäßig extreme Wutanfälle bekommt. Kürzlich begann es auf dem Markt und zwar nur, weil sein Becher auf dem Tisch stehen sollte, da er das schwere Glas noch nicht länger gut halten kann. Daraufhin rannte er weg, kam wieder, rannte wieder weg, trat gegen Mülltonnen und wollte andere Sachen beschädigen, schreckt auch nicht zurück, auf fremde Leute loszugehen, schreit inmitten der Menge wie verrückt und es dauerte mindestens 30 Minuten. Wenn man ihn beruhigen will, blockt er ab, wenn man strenger wird oder schreit oder ihn dann an die Hand nimmt, wird er aggressiv, schlägt um sich, wirft sich auf den Boden. Ich habe das Gefühl, dass man in diesen Momenten machtlos ist und einfach nichts machen kann, außer natürlich zu verhindern, dass er sich selbst oder andere verletzt und trotzdem für ihn da zu sein, auch wenn er es nicht will.
Ist das normal? Hört das irgendwann auf? Was würdet ihr tun? Kennt ihr das auch?
Ich weiß nicht weiter.
9 Antworten
Grundsätzlich ist es nicht unnormal. Die Trotzphase, oder auch „kleine Pubertät“ genannt, kann je nach Kind individuell unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Bei manchen Kindern merkt man es kaum, andere sind sehr anstrengend. Im Fall deines Neffen ist es ein besonders herausfordernder Verlauf. Wichtig ist, keine sinnlosen Strafen anzuwenden oder das Kind anzuschreien. Physische und psychische Gewalt verschlimmern die Situation nur viel mehr. Wichtiger ist, dem Kind klar zu machen dass man seine Situation versteht und da ist. Das Kind braucht keine Lösung sondern Verständnis und Geduld. Dann kommt es auch wieder von selbst. Wenn ein Kind an der Stelle ist wo es sich oder andere in solchen Situationen verletzt, bedeutet das, dass die Fähigkeit der Selbstregulation und Resilienz irgendwann stark vermindert wurde. Wahrscheinlich schon in der frühen Kindheit durch die Erziehung oder durch eine gesundheitliche Einschränkung wie ADHS. Das sollte man auf jeden Fall abklären lassen um auf Nummer Sicher zu gehen.
,,trat gegen Mülltonnen und wollte andere Sachen beschädigen, schreckt auch nicht zurück, auf fremde Leute loszugehen,“
Das ist absolut zu heftig. Ab da hätte ich geschimpft.
Bei den anderen Sachen hätte ich ihn ignoriert oder wenn er es möchte begleitet.
Meine Kinder hatte ich konsequent an die Hand genommen und nach Hause gezerrt. Dort durften sie so lange in ihrem Zimmer bleiben, bis sie sich beruhigt hatten. Haben sie während ihrer Wutphase Spielzeug oder Kleidung kaputt gemacht, ist dieses nie wieder ersetzt worden.
Joa. Kann man mal machen.
Man könnte aber allerdings die Autonomiephase auch souverän begleiten und dem Kind beibringen, wie es seine Gefühle regulieren kann.
prinzipiell würde ich auch so vorgehen, aber die mutter ist da anderer meinung ... - vielleicht braucht es wirklich mal eine härtere Hand (damit meine ich keine körperliche Gewalt).
Würde ich nicht als normal betrachten im klassischen Sinne. Kann durchaus sein dass ein psychisches Problem oder eine Erkrankung dahintersteht.
Oder er ist ein Kind mit sehr ausgeprägten Emotionen.
Oder er kennt tatsächlich die Erfahrung mit so einem Verhalten zu bekommen was er will.
Allerdings bin ich äußerst vorsichtig damit direkt Erziehungsfehler auszusprechen. Ich erinnere mich sehr gut daran als ich noch mit Baby unterwegs war und im Supermarkt ein auf dem Boden strampelndes, brüllendes Kleinkind mit sichtlich peinlich berührter Mutter gesehen habe. Da war mein erster Gedanke: so wird sich MEIN Sohn nie verhalten!
Rate wessen Sohn 2 Jahre später genauso um sich tretend und brüllend auf dem Supermarktboden lag...
Meistens stecken andere Probleme dahinter. Wenn Kinder sich so verhalten.
Vermutlich die trennung und dass der vater sich nicht kümmert.