Wie viel verdient ein Autohändler?

5 Antworten

Ich versuche diese Frage objektiv und aus den Erfahrungen raus zu erklären, die ich habe - ich habe bis vor einiger Zeit recht viel mit Altautogeschäften zu tun gehabt und hatte einen tiefen Einblick in die Branche.

Die meisten Händler, die ihr Geschäft legal und seriös betreiben, als angemeldete Gewerbetreibende und Gewerbesteuerzahler, können sich gerade so selbst tragen, die (niedrigen) Kfz.-Angestellten-Löhne bezahlen und sich selbst mehr oder weniger gut über Wasser halten. Die laufenden Kosten sind sehr teuer, man lebt meistens nur von Werkstattaufträgen - ganz egal wie groß und prunkvoll das Autohaus ist und egal ob Mercedes oder meinetwegen Mitsubishi vertrieben wird. Deswegen haben viele Vertragswerkstätten auch das Zugeständnis gemacht, alle Marken zu reparieren und sich für neue Kunden zu öffnen. Manche gehen auch nach außen hin so dargestellte "strategische Partnerschaften" mit anderen Händlern ein, treten weiterhin als eigenständige Pro-Forma-Unternehmen auf, sind aber in der Sache übernommen worden - weil man sich nicht mehr selbst tragen konnte.

Mit Neuwagenverkauf oder Gebrauchtwagen ist weniger Kohle zu machen als gedacht, oft subventionieren gerade die Importeure die Händler noch, damit es sich überhaupt lohnt. Auch Tankstellen, falls vorhanden, sind kaum mehr richtig wirtschaftlich - die Betriebskosten sind sehr hoch, Insolvenzen an der Tagesordnung. Abschleppdienste oder Partnerschaften mit Versicherungen etwa zur Unfall-Instandsetzung oder für Karosseriebau/Lackierarbeiten bringen etwas Geld ein, aber sind mehr ein Zubrot - zumal für Karosseriebauarbeiten eine Meisterstelle vorhanden sein muss; ein solcher Meister will auch Geld sehen und das sind viele Autohäuser nur bedingt in der Lage zu zahlen.

Auch die regelmäßigen Arbeiten an Gebäuden und Ausstattungen (Testgeräte usw.) schlagen ordentlich zu Buche - und wenn dann der Vertragspartner-Hersteller auf der Matte steht und Modernisierungen erwünscht, steigen manche freiwillig aus und machen als "Freie" weiter. Viele stecken aber in der Zwickmühle, weil der Hersteller dann sofort alle Kunden anschreibt und zum nächsten übriggebliebenen Markenvertreter schickt - dann würde man seine Stammkunden und damit Reparaturen auch noch verlieren. Wie gesagt, die meisten schleppen sich vom Tagesgeschäft über die Runden, es zählt das Kölsche Grundgesetz: Et hätt noch immer jot jejange - wird schon schiefgehen...

Kleine Autowerkstätten können sich oft nur deswegen halten, weil sie auf dem Dorf der einzige Patron sind und Stammkunden haben, die auf sie angewiesen sind - und diese ganzen Schotterplatz-Alis sind oft genug mehr oder weniger Schwarzmarkthändler ohne jede Buchhaltung. Deswegen halten sie sich auch nie besonders lang.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
DerBayer80  27.12.2020, 20:14

Sehr schön und gut erklärt. Ich hab selbst ein paar Jahre im Nebenerwerb Altautos für den Export besorgt. Wenn du da nicht ein paar feste Abnehmer hast, ist das Geschäft kaum zu halten. Als die Exportbestimmungen immer schlimmer wurden hab ich das ganze dann beendet

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rotesand  27.12.2020, 21:01
@DerBayer80

Danke. Ja, das sind so meine Erfahrungen - ich habe rein aus Hobby alte billige Autos vermittelt, Geld verdient habe ich damit nicht - vielleicht mal 20 oder 50 Euro oder ein Essensgutschein usw. als Dank, habe das auch nur für Freunde gemacht und weil es mir Spaß machte. Vom tornadoroten Audi 100 C4 über dutzende Ford Escort bis zum Mazda 323 Stufenheck aus erster Rentnerhand war da alles dabei.

Aber was ich aus der Branche intern direkt von den Leuten oder auch über mein Engagement in der Alt-Mercedes-Szene mitbekommen habe - ich habe viel in Sachen 190er, W124, W202 oder W210 gemacht und mache da auch immer noch weiter - zeichnet eben genau dieses Bild.

Übrigens ... gerade die chromblitzenden Vertragshändler sind im Kleinen viel unseriöser als gedacht; ich kenne nur ganz wenige, zu denen ich Vertrauen habe, deswegen fahre ich selber auch nur Mercedes, Opel und Ford und vielleicht auch mal einen VW, wenn es sich ergibt. In meiner Heimat haben sie mal einen der ersten deutschen Händler einer japanischen Autofirma ausgehoben, der semi-legale Geschäfte mit Autoschieberei gemacht hat - und keiner hätte das gedacht bei diesen "ach so netten Leuten" und der "christlich engagierten Familie". Intern wusste man jahrelang, dass die tricksen und schieben und Versicherungen betrügen indem sie u.a. Hagelschäden mit Feile und Hammer fingieren, nur hat man nix gesagt, weil man sich vor Ort halt untereinander nicht schädigt.

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DerBayer80  27.12.2020, 21:04
@rotesand

Das kenn ich ebenfalls. Bei uns in der Gegend gab es einen Skoda und Mitsubishi Händler. Dieser wurde irgendwann wegen hochgenommen. Im Keller der Werkstatt fand man zu dem Zeitpunkt mehrere gestohlene Fahrzeuge die zum umlackieren vorbereitet wurden.

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rotesand  27.12.2020, 21:07
@DerBayer80

Sowas habe ich von einem Händler einer Franzosenmarke mitbekommen - etablierter Laden, seit 40 Jahren da. Wirklich, ich kann da schlimme Geschichten erzählen.

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DerBayer80  27.12.2020, 21:16
@rotesand

Glaub ich dir sofort. Das Problem ist, wie du ja Eingangs beschrieben hast, das vielen Händlern Finanziell das Wasser bis zum Hals steht. Die Herstellervorgaben an die Händler werden immer extremer. BMW ist da ja ein sehr gutes Beispiel. Bis auf eine Handvoll Händler die sich gewehrt haben, gibt es kaum noch welche die mittlerweile der BMW AG gehören und nur "gnädiger Weise" ihren Namen an der Tür behalten durften.

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rotesand  27.12.2020, 21:19
@DerBayer80

Hatte zwei BMWs, 520i E39 und 728i E38 - beide waren nicht überragend, was aber vorwiegend an einem wirklich schlimmen und unfähigen Händler lag. Dabei handelte es sich um so ein "gallisches Dorf", das nicht zur hier vorherrschenden Gruppe gehört ... bei jedem Besuch in diesem Autohaus merkte man, wie unzufrieden da alle bis zum Azubi runter sind.

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Je nachdem als Selbständiger Händler geht das ganze danach ob was verkauft wird oder nicht.

Als Angestellter hast du in der Regel ein relativ mageres Grundgehalt und verdient eigentlich nur durch die Provisionen

Zu viel um zu sterben und zu wenig um zu leben. Das hängt von deinem Verkaufsgeschick ab und wie die Vereinbarungen im Arbeitsvertrag sind. Ich kenne welche die verdienen Mindestlohn plus Provision und welche die nach verkauften Autos und dessen Wert bezahlt werden.

Ein selbständiger Autohändler?

Das kommt ganz darauf an wieviele Autos er verkauft.

Wenn er keine los bekommt dann gar nichts.

Woher ich das weiß:Recherche