Wie sieht interstellare Materie ohne Falschfarben aus?

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Hallo Domee!

Astronomische Aufnahmen werden heutzutage fast immer durch eine Reihe von Belichtungen mit verschiedenen Filtern gemacht.

Zusammengesetzt wird das Bild dann hintennach durch digitale Bildverarbeitung.

Sind das Rot-, Grün-, Blau-Filter, entspricht das Bild in seiner Farbwiedergabe in etwa dem einer herkömmlichen Kamera.

Manchmal will man aber gewisse Spektralbereiche besonders betonen und verwendet dann mindestens einen Filter im Set, der dazu besonders geeignet ist.

Verglichen mit einer "normalen" Abbildung, sind dann diese Farben, wenn man das so nennen will, falsch ...

Immer gilt: eine länger belichtete Aufnahme entspricht nie dem visuellen Eindruck. Sensoren können während der Belichtung Farbeindrücke zunehmend speichern. Das Auge kann das nicht.

Aber: wärst du relativ nahe an einem Gasnebel, sähest Du sehr wohl Farben mit bloßem Auge, allerdings nie so knallig bunt. Alles wäre, abgeschwächter, viel "zarter" :-), "pastelliger" ...

Welche Farben? Das kommt auf die in Gasnebeln vertretenen Elemente und deren Grad von Ionisation an.

Für Rot ist das menschliche Auge übrigens bei weitem nicht so empfindlich wie Sensoren oder Film, das Maximum seiner Empfindlichkeit liegt im grünen Bereich des Spektrums. Allein schon aus diesen Gründen ist der Farbeindruck ein verschobener bzw. anderer.

Also, man sähe leuchtendes Gas durchaus in Farben , wenn man nah dran wäre.

Einen gewissen Eindruck davon bekommt man mit lichtstarken Teleskopen von mindestens 30 cm (besser 50 cm) Öffnung. Der Orion-Nebel erscheint darin als Gewölk in feinsten Schattierungen von Grün mit leichten Anteilen von Rot (bei guten Sichtbedingungen)

Wäre er uns sehr nahe, wäre der Eindruck mit bloßem Auge durchaus ähnlich.

LG

derastronom  20.01.2015, 17:17

Zum Krebsnebel: Du könntest dir ein Bild des Nebels mit RGB Filterung (Rot-Grün-Blau) aus dem Web holen und mit einer Bildverarbeitung die "Farbsättigung" (massiv) und ebenso die Helligkeit vermindern.

In etwa und sehr, sehr grob kommst Du damit einem visuellen Eindruck etwas näher.

Ein Problem bleibt aber bestehen. Visuelle Eindrücke umfassen einen enormen sogenannten Kontrastumfang, den selbst die besten Fotos nie erreichen können.

Beste Grüße!

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derastronom  21.01.2015, 23:47

Danke fürs Sternchen.

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Ein Teil der emittierten Strahlung des Krebsnebels wird mit Sicherheit auch im sichtbaren Bereich liegen, sodass du ihn also (bei hinreichend großer Intensität bzw. hinreichend kleiner Entfernung) auch mit dem Auge sehen könntest.

Gute Frage, würde mich auch interessieren. Denk mal die wären relativ dunkel und farblos bzw.grau/schwarz

Aus einer Entfernung die es erlaubt den gesamten Krebsnebel im Sichtfeld zu haben. Müsste er Weiß sein. Der Nebel besteht hauptsächlich aus Helium und Wasserstoff. Diese beiden Elemente absorbieren und streuen ein teil des Sichtbaren Lichts. Das ist aber ein geringer Frequenzbereich. Was bedeutet, man sieht das Licht der Sterne im und hinter dem Nebel. Geht man davon aus das die Sterne Weißes Licht emeritieren sieht man eben genau dies.

"Im sichtbaren Licht ist der Krebsnebel als ovaler Körper zu sehen, der aus breiten Filamenten besteht. Diese Hülle ist rund 6 Bogenminuten lang und 4 Bogenminuten breit und umgibt die diffuse blaue Region im Zentrum des Körpers." Also blau ?

Zitat aus http://de.wikipedia.org/wiki/Krebsnebel