Wie sehen die Arbeitsbedingungen als Lufthansa Pilot aus? (Arbeitszeiten, Müdigkeit, Gehalt ...)

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo,

1) auf der LH-Seite gibt es doch das Beispiel eines Dienstplans.

2) Ein Jetlag wirkt sich bei jedem Menschen anders aus.

3) Kurzstrecke kann genauso anstrengend sein durch wenig Schlaf bei sehr frühen WakeUp-Calls und nach einem 10-Tages-Trip durch Europa bist Du vielleicht auch nicht mehr ganz frisch und fit.

4) Du darfst laut EU-OPS max. 900 Stunden im Jahr fliegen, das sind 75 Stunden im Monat. Dazu kommen dann aber noch Arbeitstage für Seminare, Trainings, Simulatorchecks etc. Den Dienstplan für den nächsten Monat gibt es immer bis zum 27. des laufenden Monats von der Creweinsatzplanung.

5) Natürlich hast Du auch Zeit für ein Familienleben. Nicht jeden Tag um 17 Uhr nach Hause kommen, hält die Beziehung frisch, vorausgesetzt, die Partnerin kann das akzeptieren. Eine Nachbarin ist Flugbegleiterin, verheiratet, Mutter von drei Kindern und hatte noch Zeit, sich auch mal um meinen Hund zu kümmern. Also ganz so schlimm ist es nicht, wenn auch nicht einfach.

6) Die Rückzahlung der Ausbldungskosten steht auch auf der LH-Seite; rechne mit rund 320 Euro im Monat. Ist aber bei rund 5.000 Euro Monatsgehalt kein Thema.

7) Die LH-Kutscher haben in ihrer PV eine starke Personalvertretung. Trotzdem fliegt LH seit 60 Jahren und wird es auch die nächsten Jahre tun. Als eine der profitabelsten Airlines in Europa kann LH so schnell nichts ins Trudeln bringen.

8) Natürlich versucht der Vorstand, LH dem Markt anzupassen; dazu gehört auch eine längere Lebensarbeitszeit statt Vorruhestand und günstigere Bedingungen wie bei Germanwings oder Eurowings.

9) Was meinst Du mit "immer weit fahren zum Hotel"? Die Crew wird doch mit dem Hotelbus zum Crewhotel gebracht und auch wieder zum Airport. Nieman muss selbst fahren. Das ist doch ziemlich entspannend.

10) Bestimmte Flüge oder freie Tage außerhalb des Dienstplans kannst du zwar requesten, aber das geht nach "Seniorität". Das ist also für Dich erst einmal uninteressant.

11) Augenblick ist der Pilotenmarkt aber überschwemmt. Auf einen Cockpitplatz kommen mehr als 70 Bewerber. Und LH hat auch noch ca. 2 Jahre Rückstau bei den positiv getesteten Bewerbern aufzuarbeiten.

12) Das Wichtigste: Du nimmst nicht einfach an der BU teil. Nur wenn Du die Grundvoraussetzungen der LH und die gesetzlichen Vorgaben erfülltst, wirst Du zum DLR-Test eingeladen. Aber dann folgen noch die FQ, bei der die meisten Bewerber durchfallen, und schließlich noch das Klasse1-Medical. Und erst nach bestandener Ausbildung spielen dann die ganzen Fragen eine Rolle.

Das alles haben vor Dir schon Tausende von Bewerbern hinter sich gebracht und niemeandem ist es eingefallen, zu kündigen. Ganz so schlecht scheint LH nicht zu sein, wie ja auch die immer wieder gleichen Fragen hier bei GF zum Thema Pilot zeigen.

Aber für all das gibt es ja eine Telefonnummer bei der Luft in BRE und die LH-Infotage. Hast Du Dich da schon mal angemeldet? Wenn nein, warum nicht? Schließlich bist Du bei den Leuten, die es jeden Tag mit der Realität zu tun haben, besser aufgehoben.

qwsdxc123 
Fragesteller
 03.01.2015, 19:04

Ja, ich weiß dass es nicht einfach ist überhaupt einen Ausbildungsplatz zu bekommen, aber ich will mich ja nicht da bewerben und erst überlegen ob ich das wirklich will, wenn ich angenommen werde. Sonst kann ich mir das ja alles sparen. Und zu den Lufthansa Infotagen werde ich mich anmelden, wenn das alles ein bisschen konkreter geworden ist, ich will jetzt erstmal so grundsätzlich schauen ob mir das alles so gefallen würde. Jetzt noch eine Frage: Wie sieht es denn aus mit dem überschwämmten Pilotenmarkt? Wenn ich jetzt die Ausbildung bestehen würde müsste ich dann noch 2 Jahre ohne Job warten bis ich eine Anstellung im Cockpit bekomme und wird das irgendwie danach sortiert wie gut ich mich in der Ausbildung mache? Also bekomme ich erst spät einen Job, wenn ich es nur so gerade durch die Ausbildung schaffe und andersherum?

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rudim1950  03.01.2015, 20:26
@qwsdxc123

Hi, nein LH meint, dass sie frühestens 2016 anfangen, die positiven Bewerber noch mal zu einem Kurzinterview einzuladen. Und selbst dann dauert es mit dem Beginn der Ausbildung. Wenn es dann aber losgeht, hast Du Deinen Job sicher, denn LH passt die Kapazität der Flugschule immer dem Bedarf an.

Es kann natürlich sein, dass es auch nach der Ausbildung eine Wartezeit von einigen Monaten gibt, die Du sinnvoll als Praktikant auch im LH-Betrieb ableisten kannst, z. B. auch durch einen Einsatz als Flugbegleiter. Und wahrscheinlich musst Du damit rechnen, nicht bei der Passage eingesetzt zu werden, sondern auch bei Germanwings oder LH-Cityline. Aber wenn die Ausbildung OK ist, bekommst Du auch einen Arbeitsvertrag. Daran hat sich nichts geändert.

Der stringente Weg Bewerbung, Einladung zum Test, Ausbildung, Job ist leider vorbei und aktuell mit Wartezeiten verbunden.

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qwsdxc123 
Fragesteller
 03.01.2015, 22:04
@rudim1950

Bleibt man denn wenn man einmal bei Germanwings eingestellt wurde auch seine ganze Arbeitszeit über dort oder ist das alles durchlässig?

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rudim1950  03.01.2015, 22:44
@qwsdxc123

Nun, wenn der Arbeitsvertrag auf der LH-Passage läuft, kommst Du auch wieder dahin zurück, weil es dann nur eine Arbeitnehmerüberlassung war. OK, durch die MPL-Ausbildung nach der neuen EU-FCL ist man für mindestens 2 Jahre an die Gesellschaft gebunden; das will der Gesetzgeber, also die EU, so, weil die Ausbildung airlinespezifisch ist.

Gilt der AV allgemein für den LH-Konzern, kann das anders aussehen. Ich bin ja kein Pilot, deshalb kenn ich die Feinheiten nicht, sondern nur dass, was ich im Job auf der dunklen Seite der Macht, also beim Bodenpersonal der Passage, mitbekommen habe ;-) Es war aber auch bisher (noch vor Einführung der EU-FCL) immer ein Kommen und Gehen.

Du musst erst einmal alle Tests und die Ausbildung be- und überstehen, dann kannst Du Dir einen Kopf machen über Dinge, die für Dich noch etwa 4 Jahre in der Zukunft liegen. Du hast ja Gelegenheit, beim Assessment der Auswahlkommission alle Deine Fragen vorzulegen.

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qwsdxc123 
Fragesteller
 03.01.2015, 22:56
@rudim1950

Ok, danke. Und was hast du als Bodenpersonal so von den Piloten mitbekommen? Sind diese oft gestresst oder müde? Oder meckern die ständig über irgendwas an ihrem Job? Wie gut sind die auf ihren Arbeitgeber, die Lufthansa, zu sprechen?

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rudim1950  04.01.2015, 09:44
@qwsdxc123

Es ist wie in jedem anderen Unternehmen auch; Verbesserungen sind immer möglich. Nun sind bei LH die meisten Mitarbeiter/innen, egal, ob Boden oder Fliegende, aber doch mit Begeisterung dabei, daher gibt es auch sogut wie keine Kündigungen.

Aber Betriebsinterna haben hier nichts verloren.

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qwsdxc123 
Fragesteller
 04.01.2015, 12:06
@rudim1950

Weißt du denn ob man sich nach der Pilotenausbildung aussuchen kann wo man arbeiten möchte oder entscheidet die Lufthansa ob man jetzt in Frankfurt oder München oder sonst wo arbeitet?

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rudim1950  04.01.2015, 14:03
@qwsdxc123

Hi, siehe meine Antwort auf Deine diebezügliche Frage zur Homebase.

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oder auch das gute Gehalt.

Dir ist schon klar, dass du die Ausbildung bezahlen musst und sie sehr teuer ist? Das gute Gehalt kommt dann erst viel später, nachdem du all deine Schulden abbezahlt hast.

Zu den Arbeitszeiten kann ich nur sagen, dass meine Freundin Stewardess ist auf Langstrecke. Sie hat kein Familienleben, weil die Arbeit das gar nicht zulässt. Sie kommt natürlich viel rum, sieht aber meistens außer den Hotels nicht allzu viel. An den Jetlag gewöhnt man sich im Laufe der Zeit Und Freizeit gibt es, wie der Gesetzgeber es vorschreibt. Sie weiß schon jetzt, dass sie den Job nicht bis zum Renteneintrittsalter wird machen können. Dafür ist er zu anstrengend.

qwsdxc123 
Fragesteller
 03.01.2015, 19:10

Aber im Vergleich zu manch anderen Jobs kann man über das Gehalt glaub ich nicht meckern. Und in anderen Jobs ist es ja auch so, dass man später immer den besseren Gehalt bekommt und bei vielen kommt ja auch noch ein Studium hinzu, wo man gar nichts bekommt und dass kann sich ja auch über 4 oder 5 Jahre strecken (weit länger als die Pilotenausbildung)

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Viele deiner Fragen kannst nur Du beantworten.

Jetlag wirkt sich bei Jedem anders aus.

Traumjob... kommt darauf an was du im Leben willst.

Familie kommt darauf an. Willst du deine Familie Jeden Tag sehen... Ist Pilot nichts für dich.

Das Gehalt reicht für ein Haus ein Auto und 1-2 Unehelich Kinder.

Das Klima bei Lufthansa ist sehr gut. Darüber meckern nur Leute die andere Firmen noch nicht erlebt haben.

Die Zeit vor Ort ist eher Zufällig. Bei einem Flug Berlin-München wirst du dich nicht umsehen können, sondern gleich zurück fliegen. Bei Frankfurt-New York hat man 1-2 Tage frei.

qwsdxc123 
Fragesteller
 03.01.2015, 18:38

Und kann man irgendwie auf seine "Ausruh-Tage" zu Hause Einfluss nehmen und sich so einen Tag frei machen?

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Ysosy  03.01.2015, 18:43
@qwsdxc123

Jap. Man kann mit seinen Kollegen auch Flüge tauschen. Dazu muss aber auch wer tauschen wollen. Dieser brauch dann auch die Lizenz für den Flug. Und es darf sich nicht mit den Ruhezeiten ins Gehege kommen. Und es muss bissel Schreibkram erledigt werden.

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qwsdxc123 
Fragesteller
 03.01.2015, 18:51
@Ysosy

Würdest du denn wieder Pilot werden wenn du nochmal entscheiden müsstest oder würdest du jetzt lieber einen anderen Job haben? (Du bist ja denke ich mal Pilot)

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Ysosy  03.01.2015, 18:54
@qwsdxc123

Nein bin ich nicht. Ein Verwandter von mir ist Pilot. Er hat ein gutes Leben und ist ein sehr zufriedener, ausgeglichener Mensch. Aber wie es wirklich in ihm aussieht kann er wohl nur selber sagen.

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qwsdxc123 
Fragesteller
 03.01.2015, 19:08
@Ysosy

Naja trotzdem erstmal danke. Aber eine Frage habe ich noch: Kann man sich nach der Ausbildung seinen Arbeitsplatz aussuchen oder entscheidet die Lufthansa ob ich jetzt in Frankfurt, München oder sonst wo arbeiten muss? Und kann es auch sein dass man bei Germanwings, Eurowings oder sonst so einer Tochtergesellschfft eine Stelle bekommt?

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