Themenspecial 24. Mai 2024
Drogen: Suchtprävention und Aufklärung
Alles zum Themenspecial

Wie schütze ich Kinder und Jugendliche vor Süchten? Geht das überhaupt?

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Es ist eine richtig anspruchsvolle Aufgabe, Kinder und Jugendliche vor den Gefahren einer Sucht zu schützen und ihnen gleichzeitig den Raum für ihre Neugier und Entwicklung zu bieten. Tatsächlich wird es nie eine Garantie dafür geben, dass Jugendliche nicht mit dem Thema Sucht in Berührung kommen. Eltern können lediglich die Wahrscheinlichkeit dafür verringern, indem sie dazu beitragen, die für eine positive Entwicklung des Kindes förderliche Umgebung zu schaffen.

Eine gute Strategie ist dabei zum Beispiel die Aufklärung und das Führen offener Gespräche über die Risiken und Konsequenzen von Suchtverhalten. Indem Eltern ehrlich und altersgerecht über Alkohol und andere Drogen, Glücksspiel oder exzessive Mediennutzung sprechen, bauen sie ein Vertrauensverhältnis auf und informieren ihre Kinder fundiert. Es ist wichtig, aus solchen Themen kein Tabu zu machen, denn nur über eine offene Kommunikation ist es möglich, dass Eltern an den Erfahrungen ihrer Kinder teilhaben. 

Darüber hinaus spielt das Vorbildverhalten eine zentrale Rolle. Kinder, die sehen, dass ihre Eltern verantwortungsbewusst mit potenziell süchtig machenden Verhaltensweisen umgehen, lernen dadurch, selbst verantwortungsvoll zu handeln. Die emotionale Unterstützung ist ebenfalls entscheidend. Kinder, die sich emotional unterstützt fühlen und ein starkes Selbstwertgefühl haben, sind weniger anfällig für Sucht. Es ist wichtig, dass Eltern ihre Kinder in schwierigen Zeiten unterstützen, ihre Erfolge feiern und ihnen zuhören.

Die Förderung von Interessen und Hobbys kann auch präventiv gegen Sucht wirken. Wenn Kinder und Jugendliche in Bereichen wie Sport, Kunst oder anderen Aktivitäten engagiert sind, haben sie weniger Zeit und Interesse, sich auf risikoreiche Verhaltensweisen einzulassen. Zudem bieten solche Aktivitäten positive Erfahrungen und tragen zur persönlichen Entwicklung bei.

Das Setzen von klaren Regeln und Grenzen ist ein weiterer wichtiger Baustein. Wenn Eltern klare Richtlinien bezüglich des Konsums von Alkohol, anderen Drogen oder der Mediennutzung festlegen, hilft das Jugendlichen, gesunde Gewohnheiten zu entwickeln. Das Beobachten des sozialen Umfelds ist ebenfalls wichtig, da Freunde einen großen Einfluss auf das Verhalten von Jugendlichen haben können.

Sollten Eltern Anzeichen eines riskanten Konsums oder einer Sucht feststellen, ist eine frühzeitige Intervention entscheidend. Das Aufsuchen professioneller Hilfe durch Beratungsstellen, Psycholog*innen oder andere Fachleute kann dabei sehr hilfreich sein. Auf der Beratungsplattform Digisucht kann man z.B. auch als angehörige Person von Konsumierenden anonym und kostenlos Kontakt zu lokalen Beratungsstellen knüpfen.

Viele Grüße,

sandro von mudra / DigiStreet

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich arbeite als Sozialarbeiter in der Drogenberatung

Eine sehr wichtige Frage!

Einen hundertprozentigen Schutz gibt es sicherlich nicht. Aber natürlich kann man einiges tun, um die Wahrscheinlichkeit einer Suchtentstehung bei jungen Menschen zu minimieren. Dazu gehört auf der einen Seite das Thematisieren von (Drogen-)Konsum in der Familie und im näheren sozialen Umfeld. Sich selbst informieren, zuhören, aufmerksam sein, ansprechen, Selbstvertrauen fördern, ...

Übrigens bieten die meisten Suchtberatungsstellen auch Angehörigenberatung an. Auch dort kann man sich wertvolle Tipps zum Umgang mit diesem Thema holen.

Schulprävention kann auch einen wichtigen Beitrag zur Vorbeugung liefern. Es gibt viel gute Programme, die Kinder und Jugendliche in Ihrer Persönlichkeit stärken, zur Auseinandersetzung mit dem Thema anregen und die Entwicklung einer eigenen Haltung zu Konsumthemen fördern. Leider werden in diesem Bereich viel zu wenig Gelder zur Verfügung gestellt, so dass nicht alle Schüler*innen solche Projekte bekommen.

Viele Grüße

Peter vom DigiStreet-Team der Drogenhilfe Schwaben


neugierig131 
Fragesteller
 24.05.2024, 21:57

Zum Thema Schulprävention: Die Klasse eins meiner Kinder nahm am Schulprojekt "bei smart - don't start" (warum es besser ist, mit dem Rauchen gar nicht erst anzufangen) teil und gewann da sogar einen Preis für ihr Projekt (Fotostory zum Thema), allerdings stimmte ich meinem Kind zu, dass das Projekt zeitlich zu spät angesetzt war (fast die halbe Klasse rauchte / kiffte zu diesem Zeitpunkt bereits, somit war präventiv wenig zu erhoffen, danach rauchten nicht weniger.) Ich fand die Idee des Projektes gar nicht so schlecht, und war etwas enttäuscht von der Nicht-Wirkung. Das Projekt fand, wenn ich mich recht entsinne, in der 8. Klasse statt.

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StreetworkDHS  27.05.2024, 09:58
@neugierig131

Ah okay. Tatsächlich ist 8. Klasse schon recht spät für Suchtprävention ganz allgemein und für Tabak-Prävention im Speziellen erst recht.

Viele Grüße

Peter

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