Wie schreibt man "lieb" auf Bairisch nach Ohr?
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4 Antworten
Wenn man bairische Dialekte halbphonetisch wiedergeben möchte, dann schreibt man normalerweise liab. Als Alternative kommt eigentlich nur die Verwendung von Lautschrift [liɐ̯p] in Frage, aber das tut erfahrungsgemäß keiner.
Das lange İ in lieb kommt historisch aus einem Diphthong, nämlich dem mittelhochdeutschen liep [liə̯p]. Beachte, daß die mittelhochdeutsche Schreibung vollkommen phonetisch ist und die Laute so wiedergibt, wie sie gesprochen wurden. Das betrifft nicht nur den ie-Diphthong, sondern auch die Auslautverhärtung am Wortende, die wir ja heute genauso sprechen aber nicht schreiben.
Am Ende des Mittelhochdeutschen, ungefähr im 15. Jahrhundert, wurde dieser Diphthong aber zu einem langen [iː] vereinfacht. Zumindest in den meisten Dialekten, aber die bairischen Dialekte (in Bayern und Österreich) haben ihn bis heute erhalten.
Die etwas bizarre Schreibung von langen [iː] als ie erklärt sich also daraus, daß diese Schreibung im Mittelalter sinnvoll war und aus Tradition bis heute beibehalten wird. Heute wird das e hier als Längenzeichen gesehen, und daher kommt es auch vor, daß langes [iː], das nicht aus mittelhochdeutschem [iɐ̯] entstanden ist, mit ie geschrieben wird. Das wird relevant, wenn man bairische Aussprache nachahmen will:
- In Wörtern wie lieb, Brief, schief, sieden kommt das [iː] aus dem mittelhochdeutschen [iə]-Diphthong, daher werden sie im Bairischen auch heute noch als [iɐ̯] gesprochen. Die Schreibung mit ie führt die mittelhochdeutsche Schreibung fort.
- Aber es gibt auch viele Gegenbeispiele wie sie, Kies, wieder, Sieg in denen das moderne [iː] aus einem mittelhochdeutschen [i] kommt, das im Neuhochdeutschen gelängt wurde und ahistorisch als ie geschrieben wird — im Mittelhochdeutschen schrieb man diese Wörter einfach nur mit i.
Ich bin nicht wirklich mit Dialekt aufgewachsen sondern vorwiegend mit Standarddeutsch. Für meinen Zivildienst mußte ich ein Dreivierteljahr in ein Gebirgsdorf ziehen, wo man schwer dahindialektelte, insbesondere der [iɐ̯]-Diphthong war sehr stark ausgeprägt. Aber ich konnte das nicht nachmachen, weil ich ja nicht wußte, wann ein geschriebenes ie in diesem Dialekt als Diphthong zu sprechen ist und wann nicht. Deshalb endete jeder Versuch, das lokale Idiom zu imitieren, in einer Blamage.
„Liab“
"liab" ist eine bayerische Dialektvariante des Wortes "lieb", das im Hochdeutschen "lieb" bedeutet. In der bayerischen Mundart wird "liab" oft verwendet, um Zuneigung oder Liebe auszudrücken. Es kann sich auf Personen, Tiere oder auch Gegenstände beziehen, die man besonders mag oder schätzt. Der Ausdruck wird oft im familiären oder informellen Kontext verwendet und ist ein charakteristisches Merkmal der bayerischen Sprache.
Abgesehen davon gibt es natürlich keine allgemein gültige bairische Schriftsprache.
Wenn man etwas auf Bairisch schreibt, ist das immer nur eine ungefähre Annäherung an die Aussprache.
Meine Nichten und Neffen verschicken manchmal solche Nachrichten. Ich finde es meist anstrengend, so zu antworten.
Hallo,
you made my day.
Nach Gehör schreibt man liab, siehe: https://www.bayrisches-woerterbuch.de/buchstabe-l/ - wobei es sicherlich auch auf den Dialekt ankommt.
☺️🙃 AstridDerPu 😎☺️