Wie kann man sich gegen die Kostensteigerungen bei den PVK zur Wehr setzen?

7 Antworten

Also generell erhöht sich jede PKV ihre Tarife wie sie gerade Lust hat, oder würfelt das.

Alles BaFin-kontrolliert. Sagt der Treuhänder der BaFin, daß ein tarif um soundso angehoben oder gesenkt werden muß, dann muß die Gesellschaft das tun.

Ja, auch nach unten! Auch das kommt regelmäßig vor.

Jetzt wetterst Du hier gegen die PKV an sich, redest aber von einem besonderen Tarif, der eigentlich gar kein "normaler PKV-Tarif" ist.

Normale Tarife werden dann angepaßt, wenn sich das Verhältnis Ausgaben/Einnahmen über einen gewissen Schwellenwert ändert, oder wenn es neue STerbetafeln gibt und die Leute länger leben (die leben dann ja hinten die teuren Jahre länger). Das passiert, und das ist auch mathematisch gesehen ganz normal. Generell hat man nach 204 VVG ja jederzeit die Möglichkeit, in einen leistungsgleichen (oder niedrigeren) anderen Tarif innerhalb des Unternehmens zu wechseln.

Du redest aber vom Standardtarif. Das ist ja quasi so eine Art "Notfalltarif", da irgendwas Anderes wohl schiefgegangen ist. Warum auch immer. Der hängt in Sachen Leistungen nicht völlig frei an einem unabhängigen Tarifwerk, sondern orientiert sich ganz eng an gesetzlichen Leistungen. Außerdem ist der nicht individuell kalkuliert, sondern verbandseinheitlich. Ähnlich ie die Pflege. Kannst Du Dir so vorstellen, daß sich alle versicherer in einem verband zusammentun und das einheitlich kalkuliren. Grob gesagt.

Das ist der Text aus meiner "Wissensdatenbank" hier:

Die Kalkulation des Standardtarifs in der privaten Krankenversicherung (PKV) ist eine brancheneinheitliche Berechnung, bei der der PKV-Verband auf Basis der Daten der Versicherungsunternehmen die Beitragshöhe festlegt. Die Beiträge sind für Einzelpersonen auf den Höchstbeitrag der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) begrenzt, der 2025 bei 804,82 Euro im Monat liegt. Der Beitrag wird auf Basis der Versicherungsdauer und der bisherigen Tarife des Versicherten berechnet, wobei gebildete Alterungsrückstellungen beitragsmindernd angerechnet werden

Du bist jetzt halt zufällig bei der DKV.

Ob deren Mutterkonzern Ergo gewinn oder Verlust macht, das tut doch überhaupt gar nichts zur Sache. Warum hackst Du hier darauf rum? Selbst gewinn oder Verlust der DKV an sich tut überhaupt nichts zur Sache. Das mathematische Kollektiv sind immer die Versicherten in diesem Tarif.

Dein Tarif kostet kalkulatorisch rund 1200 EUR/Monat. Der mindert sich um rund 900 EUR/Monat (neunhundert !) aus angesparten Alterungsrückstellungen. Heißt das System der nachhaltigen kalkulation mit Rückstellungen funktioniert mathematisch perfekt, Du zahlst nur 1/4 von dem was Du kalkulatorisch zahlen solltest.

Hättest Du damals einen Beitragsentlastungsbaustein dazugenommen mit bsp 300 EUR Entlastung, dann würdest Du ab Alter 65/67 jetzt einfach gar nix mehr bezahlen. Null. Nada. Alles für lau. Hast Du nicht... aber da kann ja die DKV nix dafür. (Du schreibst jetzt leider nicht wie alt Du bist...)

Betrachten wir doch lieber mal die Frage, wieso bist Du überhaupt im Standardtarif und nicht in einem "normalen". Da muß ja irgendwann irgendwo mal was passiert sein, was Dich zu diesem Schritt gezwungen hat.

Aber hier wild auf der DKV rumzuhacken finde ich ne ziemlich miese Nummer.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Picus48 
Beitragsersteller
 23.05.2025, 13:45

Vielen Dank für die detaillierte Erläuterung. Hierzu ist zu sagen, dass ich nirgendwo "rumhacke", ich stelle nur fest, dass mein Tarif bei einer Anpassung sich um 46 % verteuert. Das ist eine sehr drastische Erhöhung, die den Rahmen üblicher Preisanpassungen erheblich überschreitet. Da darf man doch schon einmal empört sein. Was würde wohl ein Mieter sagen, dessen Miete um 46 % angepasst würde?

Von einem Beitragsentlastungsbaustein ist mir bei Abschluss des Vertrages nichts gesagt worden. Ich hätte ihn zumindest in Erwägung gezogen, da ich ein ordentliches Einkommen hatte.

 Da muß ja irgendwann irgendwo mal was passiert sein, was Dich zu diesem Schritt gezwungen hat.

Das nennt sich Renteneintritt. Dabei geht das Einkommen aus Gehaltszahlungen dramatisch zurück und man muss von jetzt auf gleich mit knapp 40 % seines früheren Einkommens auskommen. Wenn ich meinen damaligen Tarif beibehalten hätte, hätte ich von der Rente heute vermutlich mehr als die Hälfte für die PKV zahlen müssen.

Tirolbiker  23.05.2025, 16:45
@Picus48

Falsch gerechnet. Du hast da die pflege mit dabei.

Dein tarif erhöht sich etwas. Sagen wir von 800 auf 900. Du kriegst aber 700 EUR Gutschrift aus Rückstellungen. Damit erhöht sich Dein zahlbetrag von 100 auf 200.

Das sind jetzt einfach mal angenommene Zahlen ohne Anspüruch darauf, daß das genau Deine Beiträge trifft.

Ja, das macht halt gutre Beratung aus. ich reden mit ausnahmslos jedem kunden übers Rentenalter. Und jedem Kunden rechnen wir hoch, was kostet im Alter 65 die GKV und was kostet die PKV. Man kann so geniale Sachen gestalten daß man bis hin zu gar nix mehr bezahlt - man muß es nur tun.

Ich mach den Job hier seit 24 Jahren (und 3 Wochen). Ich hab schon viele Kunden in die Rente begleitet. Wir haben mal tarife umgestellt, klar. Aber ich mußte noch kein einziges Mal die Rückfallebene ziehen mit dem Standardtarif. Noch nie !

Da is halt irgendwas ganz grundlegend schiefgegangen.

Picus48 
Beitragsersteller
 24.05.2025, 00:23
@Tirolbiker

Vielen Dank für die Erläuterungen! Einmal abgesehen von den genannten Punkten bleibt natürlich der zentrale Punkt die Beitragserhöhung des Tarifs um satte 46 %. Klar, alles wird teurer, aber ein derartiger Schluck aus der Pulle ist schon eine andere Dimension. Ich sehe es übrigens so: In der GKV liegen die Beiträge einschließlich der PV bei ca. 20 % des Einkommens. Das sind bei meiner Rente gut 500 €. Für meinen Standardtarif + PV + Altersrückstellung kalkuliert die DKV rund 1300 € bei vergleichbaren Leistungen. Die Alterrückstellungen sind schließlich bei meinen früheren Kosten kalkuliert worden.

Aber sei´s drum. Da Du offensichtlich vom Fach bist, wäre ich sehr dankbar, wenn du mir zu meinem jetzigen Tarif (STN) eine attraktive Empfehlung bei der DKV nennen könntest. Aber bitte berücksichtige dabei, dass meine Rente für meine Frau und mich 2700 € beträgt. Meine Frau ist in der gesetzlichen KV versichert.

Tirolbiker  24.05.2025, 08:20
@Picus48

Guten Morgen.

Und wieder falsch gerechnet.

Der Tarif steigt von 1096 auf 1189 EUR. Und wenn Du in mathe einigermaßen aufgepaßt hast ;-) dann merkst Du, daß das irgendwas um die 8 % sind.Das ist weit von Deinen propagierten 46 % entfernt.

Daß Du 897 EUR Abzug kriegt aus vorhanden Rückstellungen die Du bisher gebildet hast, zeigt ja nur, daß das System an sich richtig gut funktioniert.

Und nochmal: Nicht "die DKV" kalkuliert 1300 EUR - das ist verbandseinheitlich organisiert und kostet überall praktisch gloeich.

Und das Wort 2kalkuliert" kannst Du auch streichen, der Tarif ist eben nicht kalkuliert. Da dieser tarif ein Auffanglager für Problemfälle ist, ist er eben NICHT kalkulierbar, also muß der versicherer Schadensbegrenzung betreiben und das maximum an Geld nehmen was er nehmen darf. Und das ist eben nach gesetzl. Vorgabe orientiert am Höchstbeitrag der GKV.

Und da die GKV eben sauteuer ist, ist es in diesem Fall der Standardtarif auch.

Deinen individuellen Fall mit einer Frau sollten wir hier nicht detailliert im Forum breittreten ;-)

Da kann man nicht viel machen, ich vermute du bist über 55.

Ein Tarifwechsel bei der DKV wird wohl nichts bringen (falls überhaupt möglich wegen Gesundheitsprüfung), es hat ja sicherlich einen Grund warum du im Standardtarif bist.

GKV möglich, falls du verheiratet bist und dein Gesamteinkommen 535€ im Monat nicht übersteigt (Familienversicherung).

Da ältere Menschen oft beim Arzt sind, sind auch die Krankenversicherungskosten für diese hoch. Sollte eigentlich logisch sein. Zumal du diesen hohen Beitrag ja überhaupt nicht zahlst. Das ist ja Sinn und Zweck der Altersrückstellungen. Du hast früher mehr bezahlt als du gemusst hättest um nun weniger zu zahlen als du müsstest.

Mit der Höhe bist du auch noch gut bedient.

Der Standardtarif ist übrigens brancheneinheitlich kalkuliert, der ist also nicht von der DKV ermittelt.

Das sieht wohl schlecht aus, mit dem zur Wehr setzen. :-/

Wenn der Staat beschließen würde, dass alle privat Krankenversicherten in der gesetzlichen Krankenkasse versichert sein müssten, wäre dieses Problem gelöst.

Die gesetzlich Versicherten sind doch in der Regel immer sehr neidisch auf die Privat Versicherten, aber sehen die Nachteile eben gar nicht.


basiswissen  23.05.2025, 01:16

Was wäre wenn hilft hier nicht.

Gibt es irgendeine Möglichkeit, sich gegen diese unverschämten Kostenerhöhungen zur Wehr zu setzen?

Du selbst kannst nur vorbeugen für evtl. Beitragserhöhungen durch eigene Ansparungen... oder hat dir dein Vermittler etwa nicht mitgeteilt, das du die Ersparnis gegenüber dem Beitrag der GKV langfristig ansparen sollst!?

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Mit über 30-jähriger Versich.tätigkeit habe ich Fachwissen

Du hast dich seinerzeit dafür entschieden, dich privat zu versichern - jetzt musst du mit den Konsequenten leben.

Wenn du noch keine 55 Jahre alt bist, kannst du durch Aufnahme einer versicherungspflichtigen Beschäftigung wieder in die GKV wechseln.

Andernfalls geht es nur über die Familienversicherung beim gesetzlich versicherten Ehepartner, aber nur dann, wenn dein eigenes Einkommen 1/7 der Bezugsgrößer der Sozialversicherung (2025 = 535 €) monatlich nicht übersteigt.