Wie kann man effizient gegen Radikalisierung im islamischen Bereich in Deutschland vorbeugen?
Sollte Deutschland dem Islam mehr Raum in der Gesellschaft einräumen, um das Wohlbefinden muslimischer Mitbürger zu fördern und so möglichen Radikalisierungen vorzubeugen?
5 Antworten
Hallo Roger764,
zunächst erscheint es mir bedeutsam, zwischen Islam als Religion und Islamismus als einen vor dem Islam persönlich oder politisch begründeten Religionismus zu unterscheiden. Dabei sein unbenommen, dass sich schon Religionismen in Überlieferungen eingeschlichen haben - was in Bezug auf viele Religionen gelten mag.
Das mag nach einer Reformation rufen, doch darf es auch dazu aufrufen, so manche "Glaubensinhalte" selbst zu überprüfen.
Gleichermaßen braucht es eine Aufklärung, was Islam in seiner religionismenfreien Darstellung bedeutet. Das ist möglich, und könnte insbesondere von Geistlichen emanzipiert von Religionismen geleistet werden.
Soziale Spannungsfelder und Abgrenzung führt häufig zu einer Extremisierung, die sich dann gern mal Religionismen - aber auch sonstigen gesellschaftlichen Moralisemen - die Menschen einschränken, instrumentalisiert. Dann geht es darum, solche Spannungsfelder und Abgrenzungen abzubauen. Doch sind diese häufig noch in der Gesellschaft generell etabliert. Also auch hier umso mehr Aufklärungsbedarf.
Ein großes Stück weit im Rahmen mag der universale Anspruch der Liebe (Gottes), der sich glaubensfrei und plausibel aus etwas, was nicht aus unserer Wahrnehmung stammt, ableiten lässt, sein. Die Liebe nimmt Gott mit ins Boot, egal in welcher religiösen Darstellung. Damit kann sie motivieren, ihre Wirkung zu entfalten: gleichermaßen für alle Einheit und darin Fülle und größtmögliche Freiräume zu schaffen, zu erhalten und zumindest zu achten.
Doch scheint mir hier die Gesellschaft auch nicht so recht Willens, sich damit auseinanderzusetzen. Viel mehr erscheint das Gegenteil der Liebe eine großen Attraktor zu haben und sich auch zu bewahren. Und unter dieses Gegenteil fallen eben Religionismen und Moralismen, die einzelnen Personen ein Macht über andere ermöglichen.
Anfangen darf das schon im Elternhaus, wo die Elternpersonen den Kindern darin eine Guidance geben. Das darf gern im Gegensatz zu vielem, was beobachtbar ist stehen und darin auch besprochen werden. Das setzt sich dann im Kindergarten wie in der Schule fort - kommt gerade in der Schule eher zu kurz. Aber da können gerade Veranstaltungen und Projektarbeiten das Bewusstsein umso mehr schärfen.
Mit vielen lieben Grüßen
EarthCitizen
Was das Grundgesetz zulässt. Bei Ausschreitungen mit polizeilicher Gewalt vorgehen. Je nach Aggressivität, die entstand. Trotzdem wird die Unsicherheit immer größer.
Deutschland dem Islam mehr Raum in der Gesellschaft einräumen
Im Gegenteil. Zu viel Freiheit ist doch die Ursache dafür. Irgendwelche Hassprediger können sich hier frei austoben. In vielen muslimischen Ländern hat man das Problem nicht, weil sie es dort nicht dürfen.
Das wäre genau der FALSCHE Ansatz: Je mehr Zugeständnisse wir an "den Islam" in D machen, desto unverschämter werden die Forderungen werden!
Radikale Moslems - und die geben leider überall den Ton an - sehen Zugeständnisse als
a) Schwäche einer demokratisch-toleranten Gesellschaft und
b) Beweis dafür, dass "wir" zugeben, dass der Islam die einzig richtige Ideologie ist!
Man muss ebenso klare wie harte Grenzen setzen - Sieht übrigens auch der Radikalisierungsexperte Ahmad Mansour so! - Lies dazu sein Buch: "Generation Allah - warum wir im Kampf gegen den religiösen Extremismus umdenken müssen"
Sollte Deutschland dem Islam mehr Raum in der Gesellschaft einräumen, um das Wohlbefinden muslimischer Mitbürger zu fördern
Ja und nein.
Radikalisierung und Fanatismus funktionieren dort, wo es Feindbilder, Konfrontation und Abgrenzung gibt.
Je mehr populistische Rechte gegen "den Islam" und "die Überfremdung" hetzen, desto mehr fühlen sich die muslimischen Extremisten gerechtfertigt, und können ihre Narrative von Kulturkampf und der Bedrohung durch "den Westen" umse effektiver einsetzen.
Ich finde, wir brauchen in der Gesellschaft mehr Raum für ein Miteinander, für gemeinsame Feste und Begegnungen, für Austausch zwischen den Kulturen.
Ja, das bedeutet vielleicht, dass andere Religionen in der Öffentlichkeit mehr Raum bekommen, dass verschiedene Kulturen und Traditionen sichtbarer werden. Aber es darf nicht so sein, dass nur die eine Religion "ihr Ding" macht und machen darf. Sondern es muss immer die Gelegenheit für Dialog und Austausch geben.
Und, was ich am wichtigsten finde: wir müssen in der Gesellschaft darüber reden, was Religion überhaupt darf und soll. Eine echte Säkularisierung ist bei uns längst überfällig. Der konfessionsgebundene Religionsunterricht gehört ebenso abgeschafft wie die Kirchensteuer und die Staatsleistungen.
In Deutschland herrscht immer noch der Mythos, unsere moderne Demokratie und Zivilgesellschaft sei auf "christlichen Werten" aufgebaut... Dabei wurde der gesellschaftliche Fortschritt zum überwiegenden Teil GEGEN die Kirchen erstritten.
Wenn wir uns endlich trauen würden, die Rolle der Religion offen zu diskutieren und für alle Religionen dieselben Spielregeln einzufordern - dann hätten auch Muslime und Christen einen Grund, miteinander zu arbeiten, statt sich von Hasspredigern gegeneinander hetzen zu lassen.