Wie kann man als reiner Hobby-DJ sein Tätitgkeitsfeld erweitern?
Hallo,
ich bin 39 Jahre alt, komme aus Solingen, leide leider am Asperger-Syndrom (mittlerwile durch Gretha Thunberg bekannt) und bin seit mittlerweile 20 Jahren als DJ unterwegs, rein zum Spaß an der Freude, ohne jegliche finanzielle Ambitionen. Musikalisch bewege ich mich mittlerweile im reinen Mainstream-Bereich. Im Laufe der Zeit haben sich auch tatsächlich einige Sachen ergeben: Eher zufällig bin ich in einem Behinderten-Wohnheim gelandet, die für ihre Bewohner eine monatliche Disco organisieren wollten, aber unter ihren Mitarbeitern keinen hatten, der sich damit auskennt. Diese läuft seit vielen Jahren stabil. Darüber hinaus kam es immer wieder mal - allerdings nur sehr vereinzelt und meist auch nur durch Zufall - zu anderen Bookings, etwa auf einem Stadtfest.
Jetzt, wo sich die Corona-Lage entspannt, will ich mein Tätigkeitsfeld wieder erweitern. Mein Problem: Sowas läuft eigentlich immer über persönliche Kontakte. Mein eigener (durchaus nicht kleiner) Verwandten-, Freundes- und Bekanntenkreis hat aber mit diesem Thema überhaupt nichts am Hut. In diesen Tagen gehe ich gerade her und schreibe gerade weitere Wohnheime etc. an, ob dort an sowas Interesse besteht - da ja in einem ein solches Vorhaben bereits erfolgreich etabliert werden konnte. Vielleicht kommt dort die ein oder andere Antwort (mal abwarten...); allerdings sind m. E. im DJ-Metier Direkt-Bewerbungen ja wohl ziemlich verpönt.
Dann gibt es natürlich noch professionelle DJ-Agenturen und Vermittlungsdienste, wo z. B. DJ's für Hochzeiten, Firmenfeiern etc. gebucht werden können. Da sind wir aber dann schon wieder im professionellen/kommerziellen Bereich; ein Marktsegment, das ich nicht abdecken kann und will.
Reine Privatfeiern, z. B. in heimischen Partykellern, wären da z. B. eher mein Ding. Hier gibt es allerdings zwei Probleme: In meinen eigenem Umfeld hat keiner Interesse an sowas, und ich weiß nicht, wie/wo ich solche Leute kennen lernen könnte. Außerdem könnte es nur funktionieren, wenn im engeren Umfeld des Veranstalters niemand Interesse daran hat, für die musikalische Unterhaltung zu sorgen, oder ein Live-DJ gegenüber einer Alexa, Spotify-Playlist o.ä. bevorzugt wird.
Auch reine Benefiz-Veranstaltungen wären eine Möglichkeit.... aber wie ran kommen, wenn man keinen Veranstalter kennt und Direktbewerbungen verpönt sind?
Vielleicht gibt es hier Leute mit ein paar schlauen Tipps... oder vielleicht sogar reine Hobby-DJ's, die vor exakt demselben Problem standen und es irgendwie geschafft haben.....
Andreas Weise (DJ Nameless)
3 Antworten
Ich habe vom DJ-Business null Ahnung, das gleich einmal vorweg.
Offensichtlich braucht man unglaublichen Dusel, dass die richtigen Leute zur richtigen Zeit kommen bzw. auf dich aufmerksam werden.
Aus der Sicht allgemeinen Projektgeschäfts fallen mir nur folgende Möglichkeiten/Ideen ein:
a) Du springst über deinen eigenen Schatten und (augenscheinlich) jenen deiner Zunft und versendest Blindbewerbungen an Agenturen/Festveranstalter.
b) Du triffst die Entscheidung, trotz deiner derzeit nicht-kommerziellen Ambition, und versuchst low-level Money-related Gigs. Augenscheinlich ist das die beste Möglichkeit, seinen Fuß in die Branchentüre zu bekommen.
Und was ist, wenn es den Markt, den du bedienen willst gar nicht gibt? Was, wenn die wenigen, bisherigen Gigs seltene Ausnahmen sind? Ich frage das nicht, um dich zu demotivieren oder kritisch zu sein. Nur manchmal ist in einem Marktsegment die Nachfrage nicht in dem Ausmaß gegeben, wie zuerst angenommen wurde...
das kann dann natürlich immer noch sein, dass es am Ende einfach heißt: "Brauchen wir einfach nicht!" Aber an diesen Punkt komme ich ja gar nicht erst, weil ich nicht weiß, wie man überhaupt an Leute kommt, die sich damit beschäftigen, wenn der eigene Bekanntenkreis damit einfach nichts am Hut hat...
Und was ist, wenn du dein Dilemma in einem kurzen Brief an die ein oder andere Agentur schickst? Branchenkenner haben berufsbedingt bessere Einsichten.
ich kann es versuchen, würde aber vermutlich keine Antwort bekommen, weil die sich ja nur mit Profi-Engagements beschäftigen. Der erfolgreiche Ferrari-Händler wird einem Newcomer-Fiat-Händler auch nicht helfen können, wenn letzterer keine Kunden kriegt. Die Anforderungsprofile sind einfach zu unterschiedlich.
Man muss sich also schon unter Leuten im gleichen Marktsegment austauschen. Das passiert normalerweise unter DJ's über persönliche Kontakte. Was aber, wenn man in seinem eigenen Umkreis diese Leute nicht hat und Blindbewerbungen in dem Metier nicht gern gesehen sind?
Ich bin mir da nicht so sicher, dass du keine Antwort bekommen würdest. Ich habe in einem etwas anders gelagerten Fall einmal einen Dachverband wegen etwas angeschrieben. Natürlich konnte man mir damals selbst nicht weiterhelfen, aber über einen Privatkontakt des Bearbeiters meiner Anfrage habe ich dennoch genau das bekommen, was ich suchte.
Gerade in der Musikbranche kennt doch jeder jeden, und ständig werden Informationen ausgetauscht. Vielleicht gibt es ja auch Kundenanfragen, die in der Vergangenheit nicht bedient werden konnten, weil deren Budget nicht gereicht hat. Vielleicht hat man ja auch schon Leute wie dich gesucht?
Ich werde es vielleicht versuchen....
Jedenfalls wünsche ich dir viel Erfolg bei deinen weiteren Schritten.
Mach dich doch mal im Nachbarschaftsforum Nebenan.de bekannt. Da sucht man vielleicht jemand für sHochzeiten oder Partys
Dieses nebenan.de kenne ich noch gar nicht; das schaue ich mir mal an.
Wie ich schon schrieb, ist eine Hochzeit für die meisten Leute "der schönste Tag des Lebens", für den dann praktisch immer in einen Profi investiert wird. Es geht ja wie gesagt um reine Hobby-Geschichten.
Naja…aber was sollen das denn für Hobbygeschichten sein, wenn Party nicht zählt ??
Die Aussage verstehe ich nicht ("die Party zählt nicht").
die Frage ist ja was du machen willst. Keine Feiern ?
Doch, Partys natürlich natürlich schon. Nur für Hochzeiten, Betriebsfeiern etc. ist der Anspruch der Leute durchweg so hoch, dass ein Vollprofi (der das beruflich macht) verlangt und auch bezahlt wird. Ich suche eher nach Feiern, wo man eben als (engagierter) Amateur arbeiten kann. Das kann (wie z. B. bereits erfolgreich geschehen) in einem Behinderten-Wohnheim sein, oder auf irgendwelchen Straßenfesten, Privatfeiern in irgendwelchen heimischen Partykellern, Benefizveranstaltungen... also überall da, wo für Berufs-DJ's kein Geld gezahlt werden könnte und das, was bei denen den Preis hochtreibt, gar nicht gebraucht wird.
DJs werden nur für besondere Anlässe gebucht. Das, was Du suchst, findet aber so selten in Deinem persönlichen Umfeld statt, dass es nicht verwunderlich ist, dass Du keine Gigs bekommst.
Die einzige Chance, öfter zum Auflegen zu kommen, als vielleicht 1-2x im Jahr, ist der Weg "in die Öffentlichkeit", also in die kommerzielle Schiene. Mit einer Homepage und viel Fleiß und Ausdauer kann man es schaffen regelmäßig gebucht zu werden.
Von Agenturen rate ich grundsätzlich ab. Die Preise dort sind schon seit Jahren im Keller, die Professionalität eher zweifelhaft. Außerdem drücken die Agenturen Dir ihre Bedingungen für Buchungen auf und verlangen unverhältnismäßig hohe Provisionen.
"DJs werden nur für besondere Anlässe gebucht." Ja, weil sie in aller Regel Geld kosten. Und genau da ist ja mein Ansatz; ich koste ja nichts... also kann man mich auch gerade dort als zusätzliche "Attraktion" buchen, wo ansonsten vielleicht nur eine Spotify-Playlist oder gar keine Musik laufen würde.
Ich würde mir auch gerne öfter mal andere Hobby-DJ's live ansehen... leider sehe ich die aus demselben Grund nicht. Überall nur Profis :-(
Da hast Du meine Worte jetzt auf die Goldwaage gelegt. Dann formulieren wir es so: "Ein DJ wird nur für besondere Anlässe eingesetzt/benötigt/gewünscht...". Wenn Du Deine Freizeit, Dein Talent und nicht zuletzt auch Deine Ausgaben unbedingt verschenken möchtest, kann Dich natürlich niemand davon abhalten. Es bleibt aber dabei, dass Du nur dann an neue Gigs kommst, wenn Du außerhalb deines privaten Umfeldes Werbung für Dich machst. Andernfalls ist die Anzahl der möglichen Anlässe viel zu gering.
Andere DJs zu begleiten, sollte bei einer freundlichen Anfrage ja kein Problem darstellen.
zu a) Agenturen bewegen sich komplett im kommerziellen Bereich.
zu b) die nicht-kommerzielle Ambition ist nicht mein derzeitiges, sondern mein LANGFRISTIGES Ziel. Es gab zwar in der Vergangenheit Fälle, in denen der Veranstalter mir freiwillig eine kleine Aufwandsentschädigung von 30-50 € gezahlt hat (obwohl ich nicht darum gebeten habe...), aber das sorgt ja nicht dafür, dass man einen Fuß in die Tür bekommt.
Selbst wenn es mir gelänge, Jobs in einem höheren Marktsegment zu bedienen, als ich eigentlich bedienen will, ist ja immer noch die Frage, wie ich die anderen Kunden kennen lernen kann. Mit anderen Worten: Dass ich erfolgreich einen Mercedes verkauft habe, sorgt noch nicht automatisch dafür, dass die Kunden kennen lerne, die einen Fiat haben wollen.