Wie kann es sein, dass andere das nicht mitbekommen?
Eine Freundin von mir, wurde mal wochenlang von ihrem Lehrer mehr oder weniger offsichtlich gemobbt. Sie hat ihn dann drauf angesprochen und er hörte dann auf. Aber wie kommt es, dass ihre Mitschüler davon offenbar so gar nichts mitbekommen haben (wollen?)
4 Antworten
Du schreibst leider nicht, was der Lehrer genau gemacht hat, um deine Freundin zu mobben. Du schreibst auch nicht, wie ihr zu der Erkenntnis gekommen seid, dass niemand etwas davon mitbekommen hat. Ich könnte mir aber folgende Gründe vorstellen:
- Das Verhalten des Lehrers war für anderen Mitschüler normal. Was deine Freundin als schlimmes Mobbing wahrgenommen hat, war für ihre Mitschüler ein normaler Umgang mit Schülern. Wenn ich darüber nachdenke, was bei uns im Klassenraum immer los war, hätte man eigentlich auch bei vielen Dingen einschreiten müssen. So weit hat man aber nicht gedacht, weil es als das normale Verhalten eines "strengen" Lehrers abgetan wurde.
- Nicht jeder kriegt immer alles mit: Wenn mal der eine Schüler den einen Vorfall und dann ein anderer einen anderen Vorfall mitgekriegt hat, verbinden sie es natürlich nicht zu einem großen Gesamtbild. Jeder hat das Gefühl, der Lehrer hat sich einmal daneben benommen. Das ist menschlich und wird daher oft als nicht so schlimm abgetan.
- Das Problem mit der Definition von Mobbing: Die meisten Leute wissen nicht, was sich hinter diesem Begriff versteckt. Gerade wenn jemand durch "Kleinigkeiten" eine andere Person mobbt, ist es für Außenstehende oft unverständlich, warum die betroffene Person darunter leidet. Die einzelnen Vorfälle sind ja nicht so schlimm. Bei Mobbing gilt aber, die Menge macht das Gift. Vielleicht haben ihre Mitschüler also die Vorfälle als kritisch wahrgenommen, aber einfach nicht erkannt, was für ein Problem dahinter steckt.
- Die Leute haben es mitbekommen, wollten aber nichts dagegen unternehmen. Schon bei Mobbing durch Leute auf einer Ebene (z.B. Schüler - Schüler) fällt es vielen schwer, sich auf die Seite des Opfers zu stellen. Sie haben Angst, selbst zu einem zu werden. Bei einer Autorität wie einem Lehrer ist die Angst natürlich noch weiter ausgeprägt.
Ich habe es bisher noch nicht so wahrgenommen, dass die Leute es wegen ihrer eigenen Probleme abtun oder zu beschäftigt mit sich selbst sind. Aus meiner Sicht sind es die oben geschilderten Probleme: Die Leute verstehen nicht, wie problematisch ein bestimmtes Verhalten ist, weil es als Norm angesehen wird oder sie es nicht mit dem Phänomen Mobbing verbinden. Wenn sie ein Problem sehen, ist das Einschreiten immer mit sehr viel Angst verbunden.
Die Leute neigen außerdem dazu, eine Täter-Opfer-Umkehr vorzunehmen. Das heißt, sie sehen das Problem nicht im Verhalten des Täters, sie sehen es in der Reaktion des Opfers. Daher kriegen Mobbingopfer gerne so tolle Tipps wie: "Ignoriere es einfach." oder "Dann musst du dich halt wehren."
Er hat ihre Art zu reden nachgeäfft. Wenn Sie eine Frage gestellt hat, die er für "dumm" erachtet hat, hat er sie erstmal schön durch den Kakao gezogen.
Auch hat er ihre Meinung ständig runtergemacht so a la: ne also das ist Blödsinn. Sie hat am Ende gar nichts mehr gesagt weil sowieso alles was aus ihrem Mund kam falsch war.
Wenn du es mitbekommen hast, dann haben es die anderen Schüler garantiert auch mitbekommen. Es ist aber wieder mal der klassische Fall, dass bei Mobbing geschwiegen wird. Es wird zugesehen und nichts unternommen. Viel zu groß ist die Angst, dass man selbst zum Opfer werden könnte. Vorallem wenn der Mobber wie in diesem Fall eine Lehrkraft ist. Diese wissen genau, dass Schüler auf gute Noten angewiesen sind.
Ja, oft wird dann einfach so getan als hätte man das nicht mitbekommen...oder dem Opfer wird erzählt, ach das ist doch gar nicht so schlimm, du überbewertest das ganze oder ignoriere es einfach, dann hört er bzw sie schon irgendwann auf.
Hab auch das Gefühl, dass vielen das irgendwie unangenehm ist und man möglichst nicht mit reingezogen werden möchte.
Ganz genau. Augen verschließen.
Es wird auch oft heruntergespielt.
Man muss erst selbst ein Opfer sein, dann sieht das ganz anders aus.
Ich glaube dass ist nicht nur bei Mobbing so. Viele müssen erst etwas selbst erfahren, bevor sie etwas nachfühlen können.
Weil jeder froh ist nicht selbst in der Schusslinie zu stehen.
Sie hat mit ihrer besten Freundin drüber gesprochen vorher und das einzige was sie hörte war: Mach dir nicht so viele Gedanken und dass er eben so sei.
Dass einzige was bei meiner Freundin ankam war, dass sie anfing an ihrer Wahrnehmung zu zweifeln.
Eine Person allein kann überhaupt niemand "mobben", da per Definition dazu ein "Mob" gehört, der gemeinsam agiert.
Das ist mal das erste.
Und mit deinen spärlichen Andeutungen kann zu der Frage natürlich absolut niemand irgend etwas Sinnvolles dazu sagen, was da gelaufen ist oder sein könnte. Bereits ohne die üblicherweise reichlich verzerrte kindliche Wahrnehmung schulischer Interaktionen einzubeziehen.
Das ist ein Irrtum!
Mobbing Mobbing bedeutet, dass ein Mensch bei der Arbeit von Vorgesetzten oder Kollege*innen systematisch schikaniert, benachteiligt, beleidigt oder ausgegrenzt wird – und zwar über einen längeren Zeitraum. Das Mobbing kann von einzelnen Personen oder ganzen Gruppen ausgehen.
Deine Korrektur ist aber ebenfalls falsch. Mobbing beschränkt sich nicht auf den Arbeitsplatz und die dortigen sozialen Beziehungen, sondern kann überall - also auch im Sportverein oder im Internet - und durch jeden stattfinden. Beim Cybermobbing müssen sich Opfer und Täter nicht einmal kennen.
Richtig,ich habe nichts gegenteiliges behauptet! Mir ging es nur darum,dass auch
einzelne Pesonen mobben und nicht nur"Gruppen"!
Deine Formulierung ist so, dass du etwas Gegenteiliges behauptest. Du definierst Mobbing, indem du schreibst "dass ein Mensch bei der Arbeit [...]" und beschränkst Mobbing somit auf die Arbeitswelt. Wenn du eigentlich nur ein Beispiel geben wolltest, hätte es lauten müssen: "dass ein Mensch zum Beispiel bei der Arbeit [...]". Ich weiß, das kommt dir jetzt wahrscheinlich kleinkariert vor, es vermeidet aber Missverständnisse.
Informiere dich mal bei Google, oder denkst du ,dass die auch keine Ahnung haben? Für mich ist diese Diskussion beendet!
Es tut mir leid, dass du dich angegriffen fühlst. Das war nicht meine Intention. Ich habe mir Mühe gegeben, sachlich zu formulieren, warum die Definition für mich auf den Arbeitsplatz beschränkt ist und nicht allgemein Mobbing definiert.
Ich habe deine Definition auch gegoogelt und bin auf die Webseite von Verdi gestoßen, wo sie diese in einem Artikel über Mobbing am Arbeitsplatz veröffentlicht haben. Nach meinem Verständnis sollte dort Mobbing am Arbeitsplatz definiert werden. Beispielsweise im Ärzteblatt wurde es ebenfalls so verstanden.
Ich muss dich leider korrigieren. Mobbing wird nicht dadurch definiert, dass es durch einen "Mob" stattfindet. Es kommt aus dem Englischen und ist von "to mob" (= jemanden angreifen/schikanieren) abgeleitet. Tatsächlich muss ein Kräfteungleichgewicht zwischen Täter und Opfer vorliegen. Dieses kann Folge von der Personenanzahl (viele gegen einen) sein, aber genauso gut kann es durch eine Hierarchie kommen (z.B. beim Bossing, also Mobbing durch den Chef).
Setze dich bitte mit dem Thema sachlich auseinander, anstelle hier Falschinformationen zu verbreiten und dann anderen zu unterstellen, sie hätten keine Ahnung. Hier mal ein paar Quellen, um anzufangen:
- https://macht-immer-sinn.de/mobbing-am-arbeitsplatz/
- https://www.aok.de/pk/magazin/koerper-psyche/psychologie/was-tun-bei-mobbing/
- https://www.km.bayern.de/mobbing
- https://www.uni-wuerzburg.de/verwaltung/agtu/aufgaben/arbeitsschutz-und-unfallverhuetung/sonstige-themen/mobbing-am-arbeitsplatz/
- https://www.bpb.de/kurz-knapp/lexika/das-junge-politik-lexikon/320805/mobbing/
- https://www.fachstelle-mobbing.ch/faq/was-ist-bossing
- https://lexikon.stangl.eu/750/bossing
"Mobbing, as a sociological term, means bullying of an individual by a group, in any context"
https://en.wikipedia.org/wiki/Mobbing
Ganz egal wie viele Leute das Wort falsch übersetzen und mit welchen Intentionen auch immer das Wort falsch verwenden, es wird dadurch nicht richtiger, angemessener oder sachgerechter.
Auf Wiedersehen, thanks for playing.
Ich habe leider nicht das Gefühl, wir werden so auf einen Nenner kommen. Vor allem nicht, wenn du alles, was ich dir entgegenhalte, damit abtust, dass Mobbing in Artikeln falsch, unangemessen und nicht sachgerecht verwendet wird. Auf eine solche Behauptung kann man keine sachliche Diskussion stützen.
Für alle anderen, die irgendwann mal über diese Diskussion stolpern: Auf der deutschen Wikipedia-Seite wird - jedenfalls bei der aktuellen Version - auch noch darauf eingegangen, dass der englische Begriff "mobbing" anders als der deutsche Begriff Mobbing verwendet wird. Da sich LDanne auf eine englische Seite beruft, kommt er somit natürlich zu einer anderen Begriffsbedeutung. Diese gilt aber eben nur für den englischen Sprachraum.
Für den deutschen Sprachraum findet man heutzutage - zumindest nach meiner Recherche - nur noch wissenschaftliche Artikel, die zum Beispiel auch Bossing unter Mobbing fassen. Die genaue Definition ist zwar umstritten, doch das nicht.
gut erklärt, danke :) Mobbing findet ja oft subtil statt. Das wird vielleicht das Problem gewesen sein. Die meisten sind zudem mit sich beschäftigt. Daher auch vielleicht dieses Abtun, ach ist doch gar nicht so schlimm, ich hab ganz andere Probleme...usw.