Dein Text ist definitiv noch sehr ausbaufähig. Du missachtest viele wichtige Prinzipien, die es für das Schreiben von Geschichten gibt, weshalb ich vermute, dass du noch ein Anfänger bist und/oder dich noch nicht wirklich mit dem Handwerk dahinter auseinandergesetzt hast. Bei ähnlichen Fragen findet man aber auch noch deutlich schlechtere Texte als deine. Beispielsweise stolpert man nicht in jeden Satz über Rechtschreib- und Grammatikfehler und du verwendest Zeilenumbrüche.
Folgende Dinge solltest du meiner Meinung nach beim Schreiben jedoch beachten:
- Info-Dumping: Deine Geschichte beginnt damit, dass du sehr viel über deine Figur erklärst. Man erfährt z.B. von ihrem alkoholkranken Vater und von ihrer besten Freundin Ronja. Zwar ist es positiv, dass du es nicht nur als vorangestellten Sachtext geschrieben hast, sondern versucht hast alles mit Kontext einzuflechten, trotzdem sind es einfach zu viele Informationen auf einmal. Der Leser lernt an dieser Stelle schon deine Hauptperson, die Mutter und ihre drei Brüder kennen. Das reicht für den Anfang, insbesondere weil der Vater und die beste Freundin in dieser Szene noch nicht wichtig sind. Von Ronja kann man zum Beispiel erfahren, wenn sie mit ihr schreibt. Das würde vollkommen ausreichen.
- der weiße Raum: In deiner Geschichte beschreibst du kaum bis gar nicht, was deine Hauptfigur gerade wahrnimmt. Dadurch bewegt sich deine Hauptperson in unseren Köpfen die ganze Zeit durch einen weißen Raum und redet mit schemenhaften Menschen. Versuche dem Leser nicht nur zu erzählen, was gerade passiert, sondern achte darauf, dass er auch immer eine Vorstellung davon hat, wo sich der Erzähler gerade befindet, wer bei ihm ist und was um ihn herum passiert.
- Gefühle und Handlungen: Aktuell bestehen deine Szenen eigentlich fast nur aus Dialogen. Mindestens genauso wichtig ist jedoch auch die Frage, was deine Hauptperson gerade fühlt und was sie tun. Gerade die Handlungen scheinen bei dir aber nur dafür da zu sein, dass man in den neuen Dialog starten kann.
- Perspektivwechsel: Du hast dich dafür entschieden, dein Buch aus verschiedenen Perspektiven zu schreiben. Gerade die Ich-Perspektive ist dabei sehr undankbar, weil man durch "ich" als Erzähler nicht automatisch mitkriegt, wenn jemand anderes beobachtet wird. Deshalb ist diese Perspektive nicht unbedingt gut dafür geeignet, solche Wechsel einzubauen. Bei dir kommt noch dazu, dass die Wechsel etwas wahllos eingebaut werden: Man hat keine Ankündigung (auch wenn hier etwas anderes behauptet wurde, entlarvt das keinen Anfänger, sondern wird auch in Verlags-Büchern gemacht) und du machst nicht einmal zuverlässig einen Absatz, der wenigstens auf eine neue Szene hindeuten würde. Dadurch kommt man ziemlich leicht durcheinander. Die erste Szene aus Finns Sicht musste ich zum Beispiel mehrmals lesen, weil ich nicht verstanden habe, aus wessen Sicht das nun ist. Das Gleiche galt für den Rücksprung zu Lotta.
- Nehme die Leser mehr mit: Achte generell mehr darauf, dass der Leser deinen Gedankengang folgen kann. Während du am Anfang noch Informationen über Personen heraushaust, die irrelevant wirken, wirfst du Leo deinen Leser ohne Erklärung vor die Füße.
- Realistische Handlung: Ein weiteres Problem ist, dass viele Dinge auf mich etwas widersprüchlich, unlogisch oder überzogen wirken. Am Anfang erweckst du zum Beispiel den Eindruck, die Familie könne sich den Urlaub nur mit Mühe leisten: Der Vater sagte das früher und die Aussage "vor allem eine Familie mit wenig Geld wie uns." erweckt den Eindruck, es wäre noch so. Dafür spricht auch, dass sie in einem alten Auto herumfahren. Im Widerspruch dazu steht jedoch, dass ihre Mutter eine erfolgreiche Modedesignerin ist und im Familienurlaub gleich zwei Ferienhäuser anmietet. Ein weiteres Beispiel für eine unlogische Handlung ist Lottas Reaktion auf Emilio. Bei solchen Aussagen wie "Und da stand er - Emilio" oder "Schwitzend in der Mittagssonne. Wow." wirkt es sehr so, als würde Lotta auf ihren Bruder stehen. Überzogen wirkt zum Beispiel die Reaktion von Lotta, als ihre Brüder "verschwinden" oder Finns Reaktion darauf, dass er Lotta ansprechen soll.
- Inhaltslose Szenen: Gerade deine ersten zwei Seiten wirken ein wenig wie belangloses Geschwafel. Du bleibst so oberflächlich und zeigst so kurze Ausschnitte in ihnen, dass man deine Figuren nicht wirklich kennenlernen kann, gleichzeitig fördert es die Handlung auch nicht. Überlege dir vielleicht mal, was du mit einer Szene vermitteln willst, wenn du sie schreibst. Insbesondere wenn dafür ein Perspektivwechsel notwendig ist, solltest du dir auch überlegen, ob du den Inhalt nicht auf eine andere Art und Weise vermitteln kannst.
- Zeitform beibehalten: In deiner Geschichte springst du zwischen den verschiedenen Zeitformen hin und her. Versuche dich auf eine Erzählzeit festzulegen und bleibe dann konstant dabei.
- Namen: Auch wenn das vielleicht etwas kleinlich wirkt, solltest du dir noch einmal über die Namen der "Einheimischen" Gedanken machen. Du verwendest konsequent Namen, die definitiv nicht aus dem Italienischen stammen und die ich auch eher mit Deutschland als mit Italien verbinde. Dadurch schaffst du eine Atmosphäre, die eindeutig gegen einen Italienurlaub spricht, wodurch deine Geschichte unglaubwürdig wirkt.
- Formatierung: Wie geschrieben, sind mir die Zeilenumbrüche sehr positiv aufgefallen, jedoch hast du große Probleme dabei, deine Absätze richtig zu setzen. Normalerweise trennen sie unterschiedliche Szenen, werden also gemacht, wenn es in der Handlung einen Cut gibt, z.B. aufgrund von einem Zeitsprung, einem plötzlichen Ortswechsel oder auch bei einer neuen Perspektive. Die wenigen, die du gesetzt hast, sind zwar richtig, jedoch fehlen sehr viele.
Ich weiß, das waren jetzt sehr viele Kritikpunkte. Es handelt sich dabei aber auch größtenteils um die typischen Anfänger-Fehler. Wenn du bereit bist, an deinen Fähigkeiten zu arbeiten, wirst du sie definitiv irgendwann nicht mehr machen. Das braucht aber Zeit und Übung.
Mir persönlich hat es am Anfang sehr geholfen, die Fehler nach und nach abzuarbeiten. Das heißt, ich habe eben nicht versucht, sofort ein perfektes Kapitel zu schreiben, sondern habe mich auf eine Sache konzentriert (z.B. das Beschreiben von Orten). Darauf habe ich dann beim Schreiben meinen Fokus gelegt, das heißt, alles andere habe ich einfach heruntergeschrieben, aber eben darauf geachtet mehr zu beschreiben, wo gerade meine Hauptperson ist. Irgendwann beschrieb ich dann ganz automatisch deutlich mehr, weshalb ich mich dann dem nächsten Punkt zugewandt habe (z.B. dem Beschreiben von Personen).
Für mich hatte diese Methode zwei Vorteile: Zum einen kam ich beim Schreiben voran und habe eben nicht die ganze Zeit bei einer Szene fest gehangen, bis sie mir zum Hals heraushing. Zum anderen konnte ich an meinen Texten sehr deutlich sehen, was für einen Fortschritt meine Fähigkeiten gemacht haben. Beides finde ich extrem wichtig, um nicht die Motivation zu verlieren.
Ich hoffe, meine Antwort konnte dir weiterhelfen.