Tipps für ausführlichere Kapitel?

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Bei solchen Fragen wäre es hilfreich, wenn du uns eine Leseprobe geben würdest, damit wir dir wirklich Tipps zu deinem Text geben können. So können wir nur raten, woran es liegt und können entsprechend auch eher allgemeine Tipps geben.

Meiner Erfahrung nach werden solche Fragen in der Regel von unerfahrenen Autoren gestellt, bei denen es meistens daran scheitert, dass sie sich noch nicht wirklich mit dem Schreiben als Handwerk auseinandergesetzt haben. Sie wissen zum einen nicht, wie man eine Geschichte richtig aufbaut und neigen daher eher dazu von Höhepunkt zu Höhepunkt zu springen. Zum anderen haben sie meistens einen sehr unausgereiften Schreibstil. Achte beim Schreiben vielleicht mal auf folgende Dinge:

Beschreibungen: Viele erzählen zwar sehr viel, was gerade gemacht wird und haben auch Dialoge in ihrem Text, doch sie vernachlässigen die Beschreibung von Orten, Gefühlen und Gedanken. Als Leser kriegt man daher nur eine sehr oberflächliche draufsicht auf die Geschehnisse und kann ihnen teilweise auch schwer folgen.
Orte: Als Leser sollte man immer wissen, wo sich die Figuren gerade befinden. Es geht nicht darum, immer unbedingt eine drei Seiten lange Beschreibung abzugeben, wo die Position jedes Kaugummis unter einer Tischplatte erklärt wird. Wichtig ist eher, dass sie prägnant sind und die Atmosphäre des Ortes einfangen. Oberflächlich wäre es zum Beispiel, wenn du einfach nur schreibst, deine Hauptperson befindet sich in einem Café. Hier weiß der Leser nicht wirklich, was er sich nun darunter vorstellen soll. Es könnte eher altmodisch eingerichtet sein oder sehr modern. Vielleicht ist die Einrichtung verwahrlost, vielleicht wirkt es auch wie frisch renoviert, etc.
Gefühle: Gefühle sind wichtig, damit dein Charakter tiefgründiger wirkt. Du kannst sie auf zwei Arten einfließen lassen. Entweder du schreibst, wie sie äußerlich wahrnehmbar sind (z.B. sie lief vor Wut rot an, sah beschämt auf den Boden, etc.) oder du beschreibst sie aus der Sicht der Person (z.B. Schmetterlinge im Bauch, Kloß im Hals).

Info-Dumping: Viele unerfahrene Autoren neigen dazu, sehr viele Informationen auf einmal zu geben. Sie schreiben teilweise vor der eigentlichen Geschichte eine Art Sachtext über die Welt. Das hat zwei Nachteile: Zum einen kann sich der Leser nicht alles merken, zum anderen ist es langweilig zu lesen. Man sollte daher schauen, dass man die Informationen verteilt und an Stellen gibt, wo sie mit der Handlung verfolchten werden können. Es ist auch vollkommen in Ordnung, wenn man mal eine Szene einbaut, die eben in die Welt einführt und nicht direkt zum nächsten Höhepunkt führt.

Erklären statt erzählen: Ebenfalls ein häufiger Fehler ist es, dass die Geschichte eher wie eine Erklärung und nicht wie eine Erzählung aufgebaut ist.
Dieses Gefühl kriegen die Leser zum einen, wenn man nie richtig in eine Szene eintaucht, sondern nur oberflächlich erklärt, was passiert ist. Beispielsweise wäre >wir liefen aus dem brennenden Schulgebäude.> eine Erklärung. Erzählen würde bedeuten, dass man wirklich auf die Flucht eingeht, also eher in Richtung von: >Der Rauch war mittlerweile so dicht, dass man kaum noch sehen konnte, was nun die Wand und was eine Tür war. Ich packte As Arm noch fester, damit wir uns in dem brennenden Gebäude nicht verloren. Dann lief ich in die Richtung, wo ich die Tür nach draußen vermutete. Wir schlängelten uns mühsam zwischen den Tischen und Stühlen hindurch, wobei wir mehrmals über liegengebliebene Schultaschen stolperten. Gleichzeitig merkte ich, wie mir mit jedem Schritt schummriger wurde ...< Das heißt natürlich nicht, dass man immer alles ausführlich erklären muss. Beispielsweise ist es selten notwendig, die Morgenroutine Schritt für Schritt zu erklären, weil sie einfach langweilig ist.
Ein weiterer Punkt, der den Eindruck erweckt, man würde erklären und nicht erzählen, ist wenn man versucht den Charakter über Beschreibungen herüberzubringen. Beispielsweise schreiben viele einfach nur: >Mein Vater ist streng.<, obwohl das eigentlich gar nicht notwendig ist. Er muss sich in erster Linie wie ein strenger Vater verhalten, damit er von den Lesern auch so wahrgenommen wird. Der Satz ist daher häufig sinnlos.

natürliche Dialoge: Mein letzter Tipp wäre es, dass du darauf achtest, dass es bei deinen Dialogen einen natürlichen Redefluss gibt. Beachte dafür den Charakter deiner Figuren (z.B. Fachbegriffe aus den Interessengebieten, ob jemand wortkarg ist, etc.), aber auch dass du Informationen nicht nur hinwirfst, damit die Leser sie haben. Zum Beispiel ergibt es keinen Sinn, wenn jemand deiner Hauptfigur lang und breit das Magiesystem erklärt, wenn sie mit diesem aufgewachsen ist, und man sollte eben auch nicht plötzlich das Thema wechseln, damit man seine Punkte aus dem Gespräch abhaken kann. Am Ende muss der Leser das Gefühl haben, da sprechen gerade wirklich zwei Personen miteinander.

Ich hoffe, die allgemeinen Tipps bringen dich ein wenig weiter.

Füge Dialoge, Beschreibungen von Landschaften und/oder Personen und/oder Gegenständen oder auch innere Monologe der Hauptfigur(en) im Kapitel hinzu. Oder gib ein bisschen Hintergrund preis - etwa über die Geschichte des Landes, in dem Deine Story spielt. Es gibt viele Möglichkeiten, etwas "Fleisch auf die Knochen" zu bekommen. Sorge nur dafür, dass es organisch wirkt - nicht aufgesetzt, oder gezwungen.