Wie ist eigentlich der Werdegang, in DE Professor zu werden?

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Studium, Promotion, Post-Doc-Stellen an Unis (oft befristet auf 1-2 Jahre, oft auch überall in der Welt verstreut), forschen, veröffentlichen, meist auch noch habilitieren und dann eventuell eines Tages nach vielen Jahren eine Professur bekommen, wenn irgendwo eine frei wird. Ein Weg, der nur sehr schwer mit einem Privat- und Familienleben zu vereinbaren ist, in dieser Zeit auch keineswegs finanziell sonderlich viel abwirft, ständig mit der Sorge um auslaufende Verträge und Förderungen verbunden ist und nicht mal zwingend zum erhofften Erfolg führt...


JanyoOoO  30.07.2023, 10:25

Sehr gut zusammengefasst. Es gibt aber durchaus Fächer in denen es vergleichsweise angenehm ist. Professoren in der Humanmedizin haben vor ihrem Ruf beispielsweise fast immer eine unbefristete Vollzeitstelle an der Uniklinik, an der sie als praktizierender Arzt arbeiten. Da lässt es sich als "nebenbei" Professor werden. Ähnlich gilt auch für Zahnmedizin.

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HappyMe1984  30.07.2023, 11:17
@JanyoOoO

Ja, in der Medizin gelten andere Regeln :). Aber selbst da kann der Weg zur Professur ein gewisses Glücksspiel sein, wo man irgendwann an den Punkt kommt, wo man zwischen diesem Weg und dem nächsten Karriereschritt abseits der Unikliniken entscheiden muss. Ging meinem Vater so. Nach der Habilitation stand er vor der Wahl, weiterhin als Oberarzt an der Uniklinik zu bleiben, in der Hoffnung, irgendwann 10, 15 Jahre später die Professur zu bekommen, wenn die bisherigen Inhaber in Rente gehen würden, oder aber in einem anderen Klinikum ohne Uni dahinter auf einen Chefarztposten aufzusteigen. Er hat sich dann für letzteres entschieden, eben weil selbst bei geduldigem Abwarten keineswegs sicher gewesen wäre, dass er dann auch wirklich die Professur bekommen hätte und nicht doch jemand anders...

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JanyoOoO  30.07.2023, 12:29
@HappyMe1984

Eine Professur zu bekommen, setzt immer entweder Glück, Kontakte oder einen halben Nobelpreis voraus. Die meisten Wissenschaftler, die Jahrzehnte lang hart arbeiten, bekommen im besten Fall eine unbefristete Stelle, Professuren sind Seltenheiten.

Das tolle an der Medizin ist aber eben, dass man wenigstens die Alternative hat, normal an der Klinik zu arbeiten. Ein 50-jähriger theoretischer Physiker hat hingegen kaum eine Chance, noch einen gute Arbeitsplatz in der freien Wirtschaft zu bekommen, wenn er nur geforscht hat.

Außerdem sind die Arbeitsbedingungen in der Medizin signifikant besser. Dort kommt wenigstens noch das Facharztgehalt während wissenschaftliche Mitarbeiter anderer Fachgruppen in der Regel nicht mal den Mindestlohn bekommen.

Wer also nur aus Spaß an der Freude versuchen möchte, Professor zu werden, sollte sich für Medizin entscheiden. Forschung in Deutschland ist ein Trauerspiel!

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HappyMe1984  30.07.2023, 12:34
@JanyoOoO

Jups, absolut! Das "klassische" Vorgehen in der Wissenschaft hat der Freund meiner Schwester (Mathematiker) versucht - und mit ca. Mitte 30 aufgegeben, weil einfach nur zermürbend und ohne jegliche absehbare Verbesserungen... Jetzt in der freien Wirtschaft in der Softwareentwicklung hat er einen unbefristeten Vertrag, geregelte Arbeitszeiten, lebt schön mit einer Schwester zusammen an einem Ort und verdient dabei auch noch mehr als gut. Irgendwie schon traurig, dass Forschung, also Erkenntnisgewinn, Voranbringen der Menschheit, ein besseres Verständnis von uns und der Welt, in der wir leben so stiefmütterlich behandelt wird, nur weil es nicht immer direkt in Euros umgerechnet werden kann!

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zetra 
Fragesteller
 09.08.2023, 21:44

Aber bei solch einer Frage, hoert scheinbar die Interesse auf?

Einen Dr. kaufen, scheint in DE einfacher zu sein, als einen zu erwerben in der Uni..

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