Wie geht ihr mit der Tatsache um, dass sich alles anzweifeln, und kein absolutes Wissen erlangen lässt (Skeptizismus)?

16 Antworten

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Zunächst sollte man man sich da fragen, auf welche Wissensinhalte du dich in deiner Aussage beziehst. Natürlich gibt es sog. "Wissen", bei dem keine Relativierung möglich ist. Wenn Menschen ein Zahlensystem etablieren, um ihre Umwelt beschreibbar zu machen (hier denke ich z.B. an das System der ganzen rationalen Zahlen), dann kann dieses System als solches nicht relativiert werden. (2+2 sind 4), das wurde so definiert als System und kann nie widerlegt werden, weil es einer Widerlegung nicht zugänglich ist.

Auch die elementaren Gesetze der Physik sind Befunde, die absolut gültig sind. Sie lassen sich nicht widerlegen. Relativ, und damit interpretationsoffen sind nur die Erklärungsmodelle dazu. Dass klassische Säuren mit klassischen Laugen zu neutralisieren sind, ist ein schlichtes Faktum, dass auch in 100 Millionen Jahren noch gültig ist. Wie man jedoch eine Säure definiert, welche Wirkungsmechanismen dahinter stehen, unter welchen Bedingungen eine Säure ihre spezifischen Eigenschaften zeigt, das sind alles theoretische Gedankenkonstrukte, die immer nur mit einer mehr oder weniger hohen Wahrscheinlichkeit brauchbar, also für Vorhersagen zutreffend sind. Und genau auf diese Wissensinhalte bezieht sich deine Aussage, dass darüber kein absolutes Wissen möglich ist.

Wie man nun mit so einem Befund umgehen sollte, ist recht einfach zu beantworten. Zunächst wird ein Mensch immer mit den Interpretationen der Phänomene seiner Umwelt konfrontiert, die er am Anfang nur staunend zur Kenntnis nehmen kann. Er lernt und lernt und lernt! Aber irgendwann wird er auf Grund seines Verstandes und seiner Vernunft feststellen, dass zwischen bestimmten Wissensinhalten Widersprüche bestehen, und genau das wird ihn beunruhigen, irritieren und anstacheln, nun herausfinden zu wollen, wie er so ein Problem lösen kann. Jetzt setzen die Fähigkeiten des menschlichen Denkens ein, als da sind "ist der Gedankengang zur Erklärung rational, widerspruchsfrei und in sich konsistent?" "wie gut ist die Datenlage der Ausgangsproblematik?" "Wer hat die Theorie aufgestellt (Ideologiefreiheit)?" "wie ist die statistische Absicherung gestaltet?" und so weiter und so weiter.

Es folgt der lebenslange mühsame Prozess der ewigen Prüfungen und Hinterfragungen, der Vergleiche und Abwägungen und das Leben mit der immerwährenden Gewissheit, dass kein absolutes Wissen zu erlangen ist.

Ich brauche keine Illusion von absolutem Wissen.

Denn Wissen ist sowie so nur Glauben, bei dem man glaubt, auf Zweifel daran verzichten zu können.

Du hälst ja bereits deine obige Aussage für absolut gesichert und gleichzeitig sagst du dass man kein absolutes wissen erlangen kann. Ein widerspruch. Nebenbei bemerkt.

Zuerst müsste man definieren was denn absolutes wissen ist. Man kann durchaus vieles über gewisse Dinge wissen. Und villeicht gibt es auch absolutes wissen.nur wissen wir dass anscheinend nicht.

Das man alles anzweifeln kann und sich an zweifeln lässt, heißt ja auch nicht, dass man beim Zweifel bleiben muss und auf Fragen keine Antwort gäbe.

Un1kQ 
Fragesteller
 16.02.2023, 22:16

Nichts für Wahr halten gilt auch für den Skeptizismus selbst.

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Solange wir (die Menschheit) mit dem begrenzten Wissen unseren Alltag (im weitesten Sinne) bewältigen können und das Wissen und die Erfahrung selbstkonsistent sind, habe ich damit keine Probleme. Ich hänge also einem gewissen Utilitarismus an. Solange also alles funktioniert, wie es soll, ist alles roger für mich. Wenn eines Tages die Schwerkraft aussetzen sollte und das Ergebnis von 2 * 2 auf meinem Taschenrechner π ergibt, kann ich mich noch immer erschrecken!

Akzeptanz ist das Gegengift jeder Angst. Stoische Philosophie kann dabei sehr hilfreich sein.