Wie funktioniert das Skandieren?

1 Antwort

Hallo,

Vorweg: Metrik ist nicht mein sicherster Bereich, aber ich hoffe, ich kann dir helfen:

Du musst zunächst überlegen, in welchem Versmaß etwas steht. Das erleichtert die Sache etwas, weil du dann eine Orientierung hast, wie der Vers am Ende aussehen kann.

Hier Geht es um ein Epigramm. Epigramme stehen meist im elegischen Distichon, das ist ein Hexameter und ein folgender Pentameter.

(Du kannst das meist schon am Schriftbild erkennen: Der erste ist schon rein optisch länger als der zweite Vers (beim zweiten Distichon ist's nicht so deutlich, hier sehen die Verse fast gleich lang aus.))

Jetzt kannst du dir anschauen, wie diese beiden Versmaße aufgebaut sind. Hier ist das z. Bsp. recht knapp erklärt:

http://exbook.de/20071003-metrische-analyse-hexameter-und-pentameter/

Dann machst du dich daran, die Versfüße zu setzen. Einen Versfuß bilden entweder zwei Längen oder eine Länge und zwei Kürzen.

Als erstes kannst du nun die Positionslängen bestimmen.

Wenn auf einen Vokal wenigstens zwei Konsonanten folgen, liegt in der Regel eine Positionslänge vor.

   -        -                 -       -                       -  x
Hunc servare modum nostri novere libelli:

Dann solltest du - falls du nicht selbst weißt, wie genau ein Wort ausgesprochen wird (und das erwartet man in der Schule eher nicht) - das Wörterbuch benutzen und schauen, ob es Naturlängen gibt, dort sind normalerweise Längenstriche über Naturlängen.

Suchst du nämlich dort, findest du heraus, dass 

- es servāre heißt; das a also lang ist. (Du kannst dir auch merken, dass das a im Infinitiv der a-Konjugation eigentlich immer lang ist.) 

- nostī ein langes i hat

- novere (Kurzform von nōverunt) von nōscere mit langem ō kommt und je nach Wörterbuch vielleicht auch, dass bei dieser Nebenform das ē ebenfalls lang ist. es heißt also nōvēre

Dann hast du schonmal:

   -       -    -             -      -    -   -   -         -  x
Hunc servare modum nostri novere libelli:

Als letztes setzt du in die fehlenden Stellen Kürzen, denn es gilt: "Was nicht lang ist, ist kurz!" (Es ist daher sinnvoll, einfach die Regeln zu lernen, wann etwas lang ist.) und trennst die Versfüße mit Strichen voneinander ab.

Der fertige Vers sieht dann so aus:

   -        - | - u     u | -      - |  -   - | -  u  u|-  x
Hunc servare modum nostri novere libelli:

_______________________

Beim Pentameter hast du es in gewisser Weise leichter, denn (wie du in dem Link lesen kannst,) die zweite Hälfte ist quasi fest.

so musst du nur beim ersten schauen, wo Längen und Kürzen liegen.

Ich gehe grundsätzlich so vor, wie beim letzten (setze hier nur schon die feste Länge ans Ende):

Positionslängen (diesmal sinds nicht so viele):

  -             -       -                         -
parcere personis, dicere de vitiis.

Naturlängen:

  -             -   -   -     -          -      -
parcere personis, dicere de vitiis.

Rest ausfüllen:

   -   u u | -     - |- |   -  u u | -  uu|-
parcere personis, dicere de vitiis.

Du kannst die anderen ja mal selbst so versuchen und abtippen oder abfotografieren und hier einstellen, dann schau ich mal, ob ichs auch so hab.

Schönen Gruß.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Studium der lateinischen Philologie
Zephyr711  14.05.2017, 20:25

Achso: Falls nochmal jemand mit mehr Ahnung und/oder Aufmerksamkeit überprüfen und ggf. feststellen mag, ob ich Fehler gemacht habe, wäre ich nicht wirklich unglücklich.

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