Wie fange ich an richtig zu leben?
Wer mir ernsthaft helfen will, der möge bitte den ganzen Text durchlesen
Ich liege momentan verkatert im Bett, da ich mich gestern wieder zu sehr betrunken habe um mein Gefühl der Sinnlosigkeit zu betäuben. Und denke nach.
Ich bin knapp 30 Jahre jung, männlich und wohne seit 8 Jahren alleine. So lange beziehe ich Stütze vom Jobcenter, da ich arbeitslos bin.
Seelisch bin ich ein Wrack. Liebe ist zeitlebens Mangelware für mich gewesen. Immer wurde mir eingetrichtert, dass ich nicht in Ordnung bin. Meine Gefühle wurden nie ernstgenommen und wie zerknülltes Papier in die Tonne geworfen. Ich konnte nie einen gesunden Bezug zu mir selbst aufbauen.
In der Schule wurde ich gemobbt und leide seit meiner Pubertät an schwersten Depressionen. So lange trinke ich auch. Der Alkohol ist ein Seelentröster für mich geworden, auch wenn er letztenendes meine restliche Würde, die eh schon kaum vorhanden ist, komplett vernichtet. Meine Gesundheit ist stark angegriffen durch die jahrelange Trinkerei. Ich litt knapp 4 Jahre unter Herzrhythmusstörungen, die zum Glück operativ behoben wurden.
Nun lebe ich seit 8 Jahren in meiner eigenen Wohnung und seinerzeit dachte ich wirklich, mit meinem Leben geht es bergauf. Ich lernte meine erste und bislang letzte Freundin kennen und wollte auch eine Ausbildung beginnen sowie den Führerschein machen.
Leider ging die Beziehung nach nur 11 Monaten mit einem großen Knall in die Brüche. Ich bin kein einfacher Mensch und sie hatte ebenso mit einer seelischen Vorbelastung zu kämpfen, sodass wir uns permanent gestritten haben. Dieses Mädchen hat mich weggeworfen, wie eine Puppe mit der man nicht mehr spielen will.
Mit dem Beziehungsende sind meine Gefühle und Hoffnungen gestorben.
Von der Trennung konnte ich mich bis heute nicht erholen. Ich habe Jahre gebraucht, bis mir auch mal andere Frauen wieder gefielen, doch bin ich zu feige, irgendwas in diese Richtung zu unternehmen. Denn ich habe keine Ahnung wie man mit Frauen spricht. Diese einzige Beziehung, die ich hatte ist zufällig entstanden. Ich weiß nicht, ob ich sowas je wieder reproduzieren kann.
Ein großer Punkt ist auch meine Arbeitslosigkeit. Ich kriege ja Bürgergeld vom Amt und fühle mich schlecht damit. Manchmal liege ich tagelang im Bett und bewege mich kaum. Es ist nicht so, dass ich nicht arbeiten will, aber ich kann nicht. Ich habe Angst davor. Das versteht niemand. In der Schule hat man uns immer eingebläut, dass aus uns eh nichts wird. Habe den Realschulabschluss.
Durch diese schlimme Inflation kann ich mir auch überhaupt nichts mehr leisten. Ich verlasse den Supermarkt häufig mit Selbstmordgedanken auf gut deutsch gesagt. Manchmal esse ich tagelang richtig wenig, weil ich kein Geld habe. Ich weiß, dass es bei Alkohol und Tabak Einsparpotential gibt, aber ich bin zu süchtig, um damit aufzuhören. Außerdem sind das ja meine Seelentröster.
Für mein Selbstbild ist die momentane gesellschaftliche Situation auch nicht zuträglich. Die Gesellschaft ist in den letzten 10 Jahren so stark erkaltet und selbstbezogen geworden, dass ich das nicht ertragen kann.
In der Politik wird immer über die Bürgergeldempfänger geschimpft und zusammen mit den Ausländern als das Unheil unseres Landes dargestellt. Besonders die AfD würde Menschen wie mich am liebsten tot sehen. Das macht was mit mir. Ich fühle mich dadurch noch schlimmer und wertloser als ohnehin schon.
In Ländern, wo es keine Sozialhilfe gibt, wäre ich vermutlich schon tot. Sollte hierzulande eines Tages das Bürgergeld abgeschafft werden, weiß ich nicht, ob ich dann noch leben kann oder will.
Immer heißt es, "reiß dich zusammen", "stell dich nicht so an", "sei ein Mann". Aber die Menschen haben nicht die leiseste Vorstellung davon, was für eine Hölle in mir abgeht. Und sie wollen es auch nicht wissen. Wenn ich mit Leuten versuche über meine Gefühle zu sprechen, wird das eh immer als Humbug abgetan. Und schon wieder findet eine Abwertung von meinen Gefühlen statt.
Ich fühle mich häufig wie ein Mensch, der nicht existieren sollte.
Aber ich möchte ja leben. Ich würde ja nicht so leiden, wenn mir das alles egal wäre. Nur weiß ich nicht, wo ich anpacken soll, weil das ganze miteinander verwoben und verwachsen ist.
Ich habe glaube ich noch nie so ausführlich über mein Leben gesprochen, jetzt ist es raus.
5 Antworten
Da würde ich tatsächlich beten,.. auch wenn du nicht religös bist. Man kann ein Gebet auch als eine autosuggestive Technik verstehen. Du musst dich deswegen nicht gleich "bekehren" lassen.
Es erhöht dein emotionales Level. Mit einem depressiven Strudel der dich nach unten zieht, ziehst du leider Gedanken an die dir im Weg stehen. Ein erhöhtes emotionales Level gibt dir bessere Voraussetzungen um darüber nachzudenken wo du im Leben hinwillst.
Das ist neurologisch auch sinnvoll. Du musst so ca 10s den Gedanken behalten um ihn ihm Gehirn zu ankern. Schlechte Gedanke lässt du aushungern, als ob sie sich von deiner Aufmerksamkeit ernähren, die negativen Neuronen verschwinden dann irgendwann. Das ist im Prinzip her auch wie kognitive Verhaltenstherapie funktioniert.
Du kannst das Gefühl von Gottvertrauen so unvernünftig sich das auch anfühlt dabei praktizieren. Es hat einen unglaublich psychologischen Wert, wenn du das mal ausprobierst.
Gibt es denn keinen Job den du machen kannst? Ich würde mir an deiner Stelle vielleicht ne Liste machen mit Sachen die mir Spaß machen und das dann vielleicht mal ausprobieren ob das klappt. Denke wenn du mal nen Job hast wird alles besser
bin selbst erst 14 und hab eigentlich keine Ahnung und die Leute sagen über mich auch das aus mir nix wird aber dachte ich Versuch trotzdem mal zu helfen ✌️
Hallo!
Hier https://www.anonyme-alkoholiker.de/ findest du Menschen, denen es mal genauso oder ähnlich wie dir ging und die heute mit Freude leben und dich wertschätzen.
Dein Text hat mich tief berührt. Du sprichst von einer Verzweiflung, die viele kennen, aber nur wenige so klar in Worte fassen können. Allein das zeigt, wie viel Kraft und Bewusstsein in dir steckt, auch wenn es sich gerade anders anfühlt.
Du schreibst, dass du leben willst. Dass du nicht aufgeben willst. Und das ist kein kleiner Satz. Das ist der Anfang von allem. Du bist nicht egal, auch wenn du dich oft so fühlst. Dein Schmerz ist real. Deine Geschichte ist real. Und du hast jedes Recht, dich überfordert zu fühlen. Niemand, wirklich niemand, hat das Recht, dir deine Gefühle abzusprechen oder dich zu entwerten.
Was jetzt zählt, ist ein erster Schritt. Kein großer, kein heldenhafter, sondern ein kleiner, klarer, greifbarer Schritt. Zum Beispiel: morgens nach dem Aufstehen duschen. Oder dir eine feste Uhrzeit setzen, zu der du einmal am Tag nach draußen gehst. Diese kleinen Handlungen wirken vielleicht bedeutungslos, aber sie sind wie erste Pflänzchen in einem verbrannten Feld. Gib ihnen Luft, Licht und Zeit.
Alkohol ist ein verständlicher Versuch, Schmerz zu betäuben. Aber du spürst selbst, dass er dich von dir selbst entfernt. Vielleicht gelingt es dir, an einem Tag pro Woche alkoholfrei zu bleiben. Oder dich in einer Suchtberatung einmal anonym beraten zu lassen. Auch das ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Verantwortung für dich selbst.
Du bist nicht kaputt. Du bist erschöpft, enttäuscht, verletzt. Aber in dir lebt ein tiefer Wunsch, gesehen zu werden und in Würde zu leben. Und du hast jetzt schon den ersten Schritt getan: Du hast gesprochen. Du hast dich gezeigt.
Suche dir eine Person, mit der du regelmäßig reden kannst. Wenn niemand da ist, gibt es anonyme Hilfen wie Telefonseelsorge oder Online-Beratungsstellen. Auch das ist Verbindung.
Du bist nicht allein. Du hast viel durchgemacht. Und du darfst Schritt für Schritt aus dem Nebel finden. Du musst es nicht perfekt machen. Du musst nur anfangen, wieder an dich zu glauben. Und sei es nur für eine Minute am Tag. Ich glaube, dass da noch etwas Gutes auf dich wartet. Ganz ehrlich.
Es gibt Tiefpunkte im Leben, und deiner zieht sich.
Ich weiß es nicht, aber ich glaube, wenn du von deinem tröstern weg kommst, fühlst du dich auch nicht so betäubt vom Leben.
Hast du eine Ausbildung gemacht? Was sind deine Interessen? Was hat die Frau an dir gemocht? Wodurch ging es auseinander?
Ich glaube du bist nicht so übel. Du schreibst sehr reflektiert, das ist gut. Ich denke, du kommst da irgendwie raus. Man muss nur klein anfangen und sich da raus arbeiten.
Bei Selbstmordgedanken, bitte suche dir Hilfe. Das ist kein Ausweg. Es gibt Nummern zum Anrufen. Ruf da an, Red mit den Leuten. Ich denke sie werden dir helfen.