wie berechnet man diesen pH-Wert?


01.12.2021, 18:05

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2 Antworten

Wir titrieren also 20 ml einer 0.1 mol/l Essigsäure mit 0.1 mol/l NH₃ als Maßlösung. Die Neutralisationsreaktion ist

NH₃ + CH₃COOH ⟶ NH₄⁺ + CH₃CO₂⁻

aber wir müssen natürlich beachten, daß Essigsäure als Säure mit dem Wasser H₃O⁺ produziert, und umgekehrt NH₃ als Base OH⁻. Da aber beide schwach sind, pas­siert das nur und kleinem Ausmaß für die Reinsubstanzen, und jedes der beiden Säure/​Base-​Paare (also Essigsre./Acetat pKₐ=4.75 und Ammonium/Ammoniak, pKₐ=​9.25) kann einen Puffer bilden.

Die folgende Graphik zeigt alle Details dieser unnötig komplizierten Titration. Schwarz siehst Du die Titrationskurve (pH gegen Verbrauch), weiß die erste Ablei­tung da­von, und der strichlierte Teil zeigt den Kurvenverlauf, wenn Du statt NH₃ so wie jeder ver­nünf­ti­ge Mensch NaOH als Maßlösung verwendet hättest.

Bild zum Beitrag

Die Hintergrundfarben zeigen die Zusammensetzung der Lösung (rot für die Säure und blau für die konjugierte Base).

  • Oben siehst Du das Essigsäure/Acetat-System. Du beginnst bei V=0 mit weit­ge­hend nur Essigsäure in der Lösung (weil sie schwach ist und nur wenig dissozi­iert). Dann wird mehr und mehr Essigsäure vom NH₃ wegneutralisiert; bei 10 ml ist die Hälfte zu Acetat deprotoniert (d.h., Du hast einen symmetrischen Puffer, und es gilt pH=pKₐ=4.75). Ab 20 ml gibt es so gut wie keine Essigsäure mehr im Kol­ben, weil alles zu Acetat umgesetzt ist. Von da an kann sich nichts mehr än­dern, egal wie­viel NH₃ Du noch zuschüttest.
  • In der unteren Hälfte ist die Situation anders; hier steht rot für NH₄⁺ und blau für NH₃. Solange noch Essigsäure da ist, wird alles zugetropfte NH₃ sofort zu NH₄⁺ pro­to­niert; aber nach V=20 ml, wenn keine Essigsäure mehr da ist, bleibt das neu zu­ge­füg­te NH₃ erhalten. Sobald sich genug NH₃ angesammelt hat (V≈22 ml) bil­det es mit dem bereits vorhandenen NH₄⁺ einen Puffer. Deshalb ändert sich der pH nicht mehr stark Bei V=40 ml ist der Puffer symmetrisch, es liegt also gleich viel NH₄⁺ und NH₃ in der Lösung vor, und es gilt pH=pKₐ=9.25; von da an steigt er nur lang­sam: bei 50 ml be­trägt er 9.43, bei 70 ml 9.66 und bei 100 ml 9.85.

Die NH₃-Maßlösung hat einen pH=11.37, aber der Kolbeninhalt kommt nicht an­nä­hernd in diesen Bereich, sondern hängt unter 10 fest. Das legt am Ammoniak/​Am­mo­nium-Puffer und kann in dieser Form bei starken Basen wie NaOH als Maß­lösung nicht passieren, weil die ja keinen Puffer bilden. Das ist auch der Grund, wes­halb kein Mensch NH₃ als Maßlösung verwendet: Das schränkt ja nur den pH-Be­reich ein, macht also den Sprung am Äquivalenzpunkt weniger hoch und damit we­ni­ger gut sicht­bar (in diesem Beispiel ist er immer noch sichtbar genug).

Der Äquivalenzpunkt liegt genau bei 7.0, aber das ist ein Zufall, der darin begründet liegt, daß die Basenkonstante von NH₃ und die Säurekonstante von CH₃COOH zu­fäl­li­ger­wei­se denselben Wert haben, nämlich pKₓ=4.75. Daher reagiert reines Ammoni­um­ace­tat (das liegt ja am Äquivalenzpunkt vor) neutral.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Chemiestudium mit Diss über Quanten­chemie und Thermodynamik
 - (Schule, Chemie, Naturwissenschaft)
marie20004 
Fragesteller
 01.12.2021, 19:01

Jetzt bin ich verwirrt …wenn man die Reaktionsgleichung macht …

benutzt man für Ammoniaklösung NH3 oder NH4OH

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indiachinacook  01.12.2021, 19:07
@marie20004

Naja, man zwar auch NH₄⁺ + OH⁻ schreiben, aber in einer wäßrigen Am­mo­niak­lösung liegt ja die überwältigende Mehrheit des Stckstoffs (98.7% bei 0.1 mol/l) als NH₃ vor, und nur 1.3% der NH₃-Moleküle reagieren zu NH₄⁺ + OH⁻

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Kann es sein, dass du die Frage nicht wortgleich zur Aufgabe gestellt hast? Mir stellen sich hier nämlich einige Fragen:

1: Die Konzentration von was betrug wann 0,1 mol/L?

2: Sollst du wirklich den pH-Wert der Lösung nach Zugabe der Ammoniaklösung berechnen, wenn ja, was war der Ausgangs-pH-Wert?

3: Bis wohin wurde titriert, bis zum Äquivalenzpunkt, bis sich der pH-Wert nicht mehr geändert hat, oder bis wohin?

4: Was soll mindestens 40mL bedeuten?

marie20004 
Fragesteller
 01.12.2021, 18:04

Ein moment

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marie20004 
Fragesteller
 01.12.2021, 18:14

Hab es ergänzt… ich hoffe du kannst helfen

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AllesIsi98  01.12.2021, 18:47
@marie20004

Nach Zugabe von 20mL 0,1molaren Ammoniaks ist alle Essigsäure verbraucht, das heißt alle weitere Ammoniakzugabe führt nur mehr OH^- zu.

R: NH3(aq) + H2O(l) <-- --> NH4^+(aq) + OH^-(aq)

Das heißt in der Lösung haben wir dann n(NH3) = c0(NH3)*V0(NH3) - c0(HAc)*V0(HAc) mol NH3: 0,1mol/L*0,04L - 0,1mol/L*0,02L = 4*10^-3mol - 2*10^-3mol = 2*10^-3mol.

Das Gesamt-Volumen der Lösung beträgt das Ausgangsvolumen + das zugegebene Volumen V1 = V0 + ΔV = 0,02L + 0,04L = 0,06L

Die Konzentration an Ammoniak in der Lösung ist also:

c(NH3) = n(NH3)/V1 = 2*10^-3 mol/0,06L = 0,0333mol/L.

Jetzt nutzen wir die Formel für die pOH-Wert-Berechnung schwacher Basen:

pOH= ½( pKb - lg(c(NH3)*L/mol) )

pKb = 14 - pKs

der pKs von Ammoniak in Wasser ist: pKs = 9,24

pKb = 14 - 9,24 = 4,76

pOH = 0,5(4,76-lg(0,333)) = 3,12

pH = 14 - 3,12 = 10,88

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marie20004 
Fragesteller
 01.12.2021, 18:48
@AllesIsi98

Ich hätte noch bei 2 kleinen Aufgaben Probleme … kannst du helfen?

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AllesIsi98  01.12.2021, 18:55
@marie20004

Achja, kurze Ergänzung: Wie du sehen kannst steigt der pH-Wert mit weiterer Basenzugabe langsam an, er nähert sich also dem pH-Wert der der Ausgangskonzentration der Base an. Bei unendlicher Ammoniaklösungszugabe wäre das hier pH= 11,11

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marie20004 
Fragesteller
 01.12.2021, 18:59
@AllesIsi98

Ok danke .. ich hoffe du kannst mir bei 2d und 3 helfen

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indiachinacook  01.12.2021, 19:00
@AllesIsi98
Jetzt nutzen wir die Formel für die pOH-Wert-Berechnung schwacher Basen:

Lies meine Antwort und schau Dir die Graphik an, dann siehst Du, warum diese Antwort falsch ist.Wenn es Dich tröstet: Ich bin vor ein paar Monaten bei einer ähnlichen Frage in dieselbe Falle gestolpert.

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marie20004 
Fragesteller
 01.12.2021, 19:04
@AllesIsi98

Ich hoffe du kannst mir trotzdem bei aufgabe 2 d und 3 helfen?

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indiachinacook  01.12.2021, 19:12
@marie20004

Ja, dieses Ergebnis stimmt nicht, weil der pH bei 40 ml Verbrauch gleich dem pKₐ von NH₄⁺ ist, also 9.25 (oder 9.24, je nachdem in welcher Tabelle Du nachsiehst). Das Resultat 10.88 wäre korrekt, wenn Du die 40 ml NH₃-Lösung mit 20 ml Wasser ver­mischt hättest, aber Du hattest ja 20 ml Essigsäure.

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indiachinacook  01.12.2021, 19:17
@marie20004
weil der pH bei 40 ml Verbrauch gleich dem pKₐ von NH₄⁺ ist, also 9.25

Warum liest Du nicht, was ich schreibe?

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marie20004 
Fragesteller
 01.12.2021, 19:28
@indiachinacook

Oh aber ich weiß nicht wie man auf das Ergebnis kommt … man muss ja rechnen

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indiachinacook  01.12.2021, 19:38
@marie20004

Es ist ein Puffer, also nimmst Du die Henderson–Hasselbalch-Gleichung. Die Lautet ja pH = pKₐ − lg (Säure/Base), da in unserem Fall Säure (NH₄⁺) und Base (NH₃) dieselbe Konzentration haben, kommt pH=pKₐ heraus.

Die Säurekonstante des Ammoniums (pKₐ=9.25) oder alternativ die Basen­kon­stan­te des Ammoniaks (pKb=9.25 = 14 − 4.25) ist vermutlich irgendwo in der Auf­gabe versteckt;; ohne den Zah­len­wert kann man es nicht rechnen.

Und woher weiß man, daß das ein Puffer ist: Weil NH₃ und NH₄⁺ darin in ähn­li­chen Men­gen enthalten ist; jedes Paar aus konjugierter Säure und Base bildet einen Puf­fer (bei ex­tre­men pKₐ-Werten, also knapp an 0 oder 14, verhalten sich die aber komisch).

Und woher weiß man, daß die Konzentrationen gleich sind? Naja, die ersten 20 ml NH₃ wur­den von der Essigsäure zu NH₄⁺ verfrühstückt, die zweiten 20 ml nicht und blei­­ben da­her als NH₃ übrig. Also hat man von beidem gleich viel drin.

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AllesIsi98  01.12.2021, 19:49
@indiachinacook

Oh, danke für die Korrektur, da hab ich einfach mal eben das Puffersystem vergessen ... und genau deswegen sollte man immer soweit titrieren, bis sich der pH-Wert nicht mehr ändert, dann passieren solche Fehler auch nicht. ^^

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indiachinacook  01.12.2021, 20:19
@AllesIsi98

Es ist ein bißchen teuflisch, weil man bei regulären Titrationen mit starken Basen ja kein derartiges Problem hat und qualitativ das Richtige rausbekommt (nach dem ÄP hat man einen pH, der niedriger ist als es mit NaOH der Fall wäre).

Letztlich wird der pH des Kolbeninhaltes sich natürlich dem der NH₃-Maßlösung annähern, aber leider ∞ langsam — in meiner Graphik habe ich den Nullpunkt der weißen Kurve (1. Ableitung der Titrationskurve) so gewählt, daß sich die Titrations­kurve ihr asym­pto­tisch annähert. Selbst nach 100 ml Verbrauch ist man also weit vom End-pH entfernt.

Letztlich zeigt das vor allem, wie pervers und nutzlos NH₃ als Maßlösung ist.

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AllesIsi98  01.12.2021, 20:26
@indiachinacook

Stimmt, ich hab auch noch nie mit einer schwachen Base als Maßlösung titriert, warum man das machen sollte ist mir aber auch schleierhaft. ^^

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